Montag, 21. April 2014

Punk goes Pünktlichkeit - U.K. Subs

Das ist Anarchie! Sich wie üblich am punk-ademischen Viertel orientierend, nachdem Punkrock-Veranstaltungen immer mindestens eine Stunde später beginnen als angegeben, betritt der Rezensent an diesem Mittwoch, 19. Februar, so gegen 22 Uhr die Alte Hackerei auf dem Schlachthofgelände.  Nur um festzustellen, dass Ex-Adverts-Sänger T.V. Smith, Speerspitze des Essex-Akustik-Punks, die Bühne tatsächlich zur angekündigten Stunde betreten, seinen Auftritt also schon beendet hat. Wenn schon auf Unverlässlichkeit kein Verlass mehr ist, wer soll sich da noch zurecht finden?
Alle Erwartungen  erfüllen hingegen die U.K. Subs: Wenn man sagt, die seit 1976 mal mehr mal minder aktive Band haben noch mehr Menschen durchlaufen als die Drehtür eines mittelgroßen Einkaufszentrums, tut man den Briten gewiss kein unrecht. Neben Urgestein Charlie Harper (Gesang) gehören zur Subs Mark 183 Besetzung der alte Recke Alvin Gibbs am Bass, Jet (Gitarre) und der junge Jamie Oliver (Schlagzeug).
Mit seiner leicht altägyptisch anmutenden, blondierten Pony-Frisur sieht Harper zwar inzwischen aus wie ein gealterter David St. Hubbins, seinen Biss hat der Subs-Frontmann indes nicht verloren. Alte Hits wie „Warhead“, „Emotional Blackmail“, „Tomorrows Girls“ oder „Endangered Species“ trägt er mit derselben motzigen Verve vor, wie die neueren Songs.
Musikalisch bewegen sich die Subs irgendwo zwischen waghalsigen Steilkurven-Punk –Drummer Jamie droht sich beim Spielen selbst zu überholen – und Streetrock, dem Gitarrist Jets beißendes Spiel eine scharfe Ammoniak-Note verleiht. Klasse!
Das die Hackerei dicht gedrängt füllende Publikum – ein großer Teil trägt altersbedingt  Umkehr-Iro (Haare an den Schläfen, statt auf dem Schädelkamm) – ist ebenso hin und mitgerissen: Rempeltänze brechen aus, Bierduschen werden genommen, Mittelfinger gereckt.
Fazit eines gelungenen Abends: Pünktlichkeit und Punkspaß scheinen doch keine Gegensätze zu sein.

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