Steht man vor der sich regelmäßig alle paar Jahre stellenden Aufgabe,
eine neue Helloween-Scheibe zu rezensieren, stellt sich stets die Frage: Soll
man das Teil jetzt an den – ohnehin unerreichbaren – Klassikern der 80er messen
oder eher isoliert betrachten? Ich entscheide mich diesmal für letztere
Variante. Album Nummer 15 versammelt (einmal mehr) alle Trademarks der
Kürbisköppe: krachende Riffs, fröhlich eingängige Musicalmelodien, hoher Gesang und
unablässiges Doublebass-Gedonner. Darüber lässt sich kaum unken, hat die Band
für in der Vergangenheit durchaus gelegentlich unternommene stilistische
Experimente doch stets mächtig Prügel bezogen. Bleibt die Frage nach der
Qualität des aktuellen Materials. Der Opener „Heroes“ wird getragen von einem
mächtigen Priest-mäßigen Riff, dass mit einem poppigen Strophenpart
kontrastiert wird. Das nachfolgende „Battle
Is Won“ ist typische Helloween-Gute-Laune-Schnellkost mit herrlich bierseligem
Verbrüderungsrefrain. Und auch der
Titelsong rockt mit seinem ohrwürmerischen Keyboard-Thema und
eingängigem Chorus schön mitreißend. „Lost
In America“ klingt schon fast wie eine Andrew Lloyd Webber-Komposition –
nur mit Gitarren. Wesentlich düsterer
kommen das mit leicht schräger Note versehene „Russian Roulé“ und das
kinematische, mit coolen Twin-Gitarren ausgestattete „The Swing Of a Fallen
World“daher. Manchmal schießen die Hamburger auch übers Ziel hinaus: Das
cheesige „If God Loves Rock’n’Roll“ wäre
wohl sogar Kiss zu peinlich. Unterm Strich werden Helloween mit „My God-Given
Right“ vermutlich kaum neue Fans gewinnen, die, die sie schon haben, dürften
mit dem, was ihre Lieblinge abgeliefert haben, aber voll und ganz zufrieden
sein.
Fistful of Metal: Helloween 2015 Foto: Martin Häusler |