Freitag, 23. September 2016

Rock ohne Hippster-Faxen: Adoney veröffentlichen "Chagrin"

Machen uns keinen Kummer: Adoney

„Chagrin“ heißt die erste vollwertige Scheibe von Adoney (2013 gab es schon mal eine EP). Der Titel ist dahingehend Quatsch, dass dieses Debut keinem Rock-Enthusiasten, der seine Sinne beisammen hat, irgendwelchen Kummer bereiten dürfte. Ganz im Gegenteil: Denn der Sound des Quartetts aus Karlsruhe ist einfach nur zeitlos – zeitlos gut.
Und diesmal ist dieses Adjektiv, das in Reviews gerne zur Verschleierung  des Umstandes verwendete wird, dass der Sound der zu besprechenden Band einfach nur out ist, ausnahmsweise völlig angebracht. Denn die Gewinner des New-Bands-Festival 2013/14 pfeiffen auf jegliche Hippster-Anbiederungen wie verwaschenes Retro-Geknarze, psychedelisches Gegniedel oder gar „okkulte“ Lyrics.
Der Vierer ist vielmehr in den frühen 90ern verwurzelt, einer musikalischen Ära, die angesichts der damals herrschenden musikalischen Vielfältigkeit, Kreativität und revolutionärer Kraft den ach so angesagten 70ern mindestens gleichwertig ist, was von der Generation Rauschebart aber gerne vergessen wird.
Wo sich Andere auf Black Sabbath berufen, beziehen sich Adoney auf Soundgarden. Wo Jene Blue Öyster Cult huldigen, zitieren Adoney Alice In Chains. Und wo erstere David Bowie ein Denkmal errichten wollen, legen Adoney einfach mal wieder die Stone Temple Pilots auf.
Das heißt aber beileibe nicht, dass Adoney bloße Grunge-Epigonen wären. Denn um bloße Nachäfferei zu betreiben, können JB Jables (Gitarre), Chris Schottmüller (Bass), Alex Kohl (Drums) und Lars Barkawitz (Gesang) viel zu gut spielen. Besonders Jables versteht es, mit seiner exquisiten Gitarrenarbeit (obwohl Arbeit eigentlich das falsche Wort ist, Party wäre angebrachter) den Songs seinen Stempel aufzudrücken.
Obendrein schaffen es Adoney eingängige Uhuhuh-Refrains  mit monströs vor sich hingrollendem Rock zu versöhnen („Red Sprinkled Snow”).  So wird „Chagrin“ vollends zum großen Rock-Kino-Erlebnis.
Als einziges Manko bleibt nach dem ersten Höreindruck zu beklagen, dass Adoney ihren vormals herrschenden jugendlichen Ungestüm zugunsten von Dynamik ordentlich eingebremst haben. Aber so ist das wohl beim Erwachsenwerden.
Adoney präsentieren „Chagrin“ heute am Freitag, 23. September, im Karlsruher Substage. Mit dabei sind die Stoner Metaller Electro Baby.