Machen uns keinen Kummer: Adoney |
„Chagrin“ heißt die erste vollwertige Scheibe von Adoney
(2013 gab es schon mal eine EP). Der Titel ist dahingehend Quatsch, dass dieses
Debut keinem Rock-Enthusiasten, der seine Sinne beisammen hat, irgendwelchen
Kummer bereiten dürfte. Ganz im Gegenteil: Denn der Sound des Quartetts aus Karlsruhe
ist einfach nur zeitlos – zeitlos gut.
Und diesmal ist dieses Adjektiv, das in Reviews gerne zur
Verschleierung des Umstandes verwendete wird,
dass der Sound der zu besprechenden Band einfach nur out ist, ausnahmsweise
völlig angebracht. Denn die Gewinner des New-Bands-Festival 2013/14 pfeiffen
auf jegliche Hippster-Anbiederungen wie verwaschenes Retro-Geknarze, psychedelisches Gegniedel oder gar „okkulte“ Lyrics.
Der Vierer ist vielmehr in den frühen 90ern verwurzelt,
einer musikalischen Ära, die angesichts der damals herrschenden musikalischen
Vielfältigkeit, Kreativität und revolutionärer Kraft den ach so angesagten 70ern
mindestens gleichwertig ist, was von der Generation Rauschebart aber gerne
vergessen wird.
Wo sich Andere auf Black Sabbath berufen, beziehen sich
Adoney auf Soundgarden. Wo Jene Blue Öyster Cult huldigen, zitieren Adoney
Alice In Chains. Und wo erstere David Bowie ein Denkmal errichten wollen, legen
Adoney einfach mal wieder die Stone Temple Pilots auf.
Das heißt aber beileibe nicht, dass Adoney bloße
Grunge-Epigonen wären. Denn um bloße Nachäfferei zu betreiben, können JB Jables
(Gitarre), Chris Schottmüller (Bass), Alex Kohl (Drums) und Lars Barkawitz (Gesang)
viel zu gut spielen. Besonders Jables versteht es, mit seiner exquisiten
Gitarrenarbeit (obwohl Arbeit eigentlich das falsche Wort ist, Party wäre
angebrachter) den Songs seinen Stempel aufzudrücken.
Obendrein schaffen es Adoney eingängige Uhuhuh-Refrains mit monströs vor sich hingrollendem Rock zu
versöhnen („Red Sprinkled Snow”). So
wird „Chagrin“ vollends zum großen Rock-Kino-Erlebnis.
Als einziges Manko bleibt nach dem ersten Höreindruck zu
beklagen, dass Adoney ihren vormals herrschenden jugendlichen Ungestüm
zugunsten von Dynamik ordentlich eingebremst haben. Aber so ist das wohl beim Erwachsenwerden.
Adoney präsentieren „Chagrin“ heute am Freitag, 23.
September, im Karlsruher Substage. Mit dabei sind die Stoner Metaller Electro Baby.
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