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Mittwoch, 14. März 2018

Donots: Am Fuss der Anti-Nazi-Pyramide wird gerockt


Die Donots bei Rock am ring 2017. Foto: Sven Mandel.

Die Donots sind ein Phänomen: Nach fast einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte ist der Fünfer erfolgreich wie nie zuvor. Auf den Festivals spielt man zu Spitzenzeiten und die Clubs sind ausverkauft. So auch das Karlsruher Substage am Freitag, 9. März. Und trotz ansteigender Erfolgskurve hat die Band aus Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen ein Kunststück vollbracht, was vielen Kollegen misslingt. Sie hat sich über die Jahre musikalisch stets weiterentwickelt und stetig neue Fans hinzugewonnen, ohne die alten zu vergraulen. Und so sieht man im Club Alt-Punks, Hippster-Mädels, Metaller und Studenten einträchtig gemeinsam steil gehen.
Stilistisches Scheuklappendenken konnte man den Donots ohnehin noch nie vorwerfen. Auf die simple Pop-Punk-Formel lassen sie sich schon lange nicht mehr reduzieren. Stattdessen kokettiert man mit sämtlichen artverwandten Genres: rockige Gitarren, hymnische Hooklines, poppige Leichtfüßigkeit und krachige Underground-Attitüde werden wild vermengt. So gibt es Ohohoh-Punk-Smasher („Dead Man Walking“), coole Midtempo-Rocker („Rauschen“), lässige Groover („Alle Zeit der Welt“), Emotion satt („Das Dorf war L.A.“) und melancholisch Hymnisches („Eine letzte, letzte Runde“). Wobei das Klangsüppchen trotz allem Schwappen über den musikalischen Tellerrand niemals in beziehungsweise auf die Hose geht.
Apropos Hose: Schon nach wenigen Songs ist die Stimmung am Siedepunkt und die ersten Hüllen fallen. Wenn auch Gitarrist Guido Knollmann dafür seine neue Hose drangeben muss („War ein Fehlkauf, sieht scheiße aus!“). Dem schnell gefundenen Abnehmer aus dem Publikum will das Beinkleid indes auch nicht so recht stehen, aber der Anblick eines circa 1,90-Gorillas, der sich in eine 30/32-Hose zu zwängen versucht, wird dem Konzertgänger auch in den abgeranztesten Punkrockschuppen nicht alle Tage geboten.
Doch zurück zur Musik! Ebenfalls lobenswert: Andere Bands mit ähnlich langer Geschäftserfahrung würden den Fans einen Querschnitt ihrer Karriere mit den größten Hits und ein, zwei neuen Nummern kredenzen. Nicht so die Donots. Von den gut zwei Dutzend Songs, die heute gespielt werden, sind rund 15 von den letzten beiden Alben (mit klarem Schwerpunkt auf dem aktuellen Studiowerk „Lauter als Bomben“) und nur eine Handvoll von vor 2010. Die meisten Lieder stammen also aus der deutschsprachigen Ära seit 2015. Und man muss sagen, die Texte in heimischer Zunge von Ingo Knollmann kommen richtig gut. Kitsch und Klischee à la Rosenstolz, Jennifer Rostock, Revolverheld und anderer Schreckgestalten sucht man hier gottlob vergebens. Der Shit-Alarm des Rezensenten springt zu keinem Zeitpunkt an!
Jedenfalls, das Gesamtpaket stimmt. Das Brüderpaar Ingo und Guido Knollmann tobt unermüdlich über die Bühne. Die Fans feiern derweil alles ab, was von vorne kommt. Vorne wird enthusiastisch rempelgetanzt, mitgeklatscht bis in die letzte Reihe. Schon nach wenigen Songs stapeln sich mehrere Jungs in halsbrecherischer Weise zur Karlsruher „Anti-Nazi-Pyramide“ und den Twisted Sister Über-Hit „We're Not Gonna Take It“ schmettern alle mit, bevor das Publikum mit einer letzten Zugabe von der gesamten band auf der Theke verabschiedet wird. Das ist kein Punk, das ist kein Alternative, das ist kein Pop. Das ist einfach Rock´n´Roll, gespielt von tätowierten Männern mit tief-hängenden Gitarren. So gehört sich das, yeah baby!

Freitag, 23. September 2016

Rock ohne Hippster-Faxen: Adoney veröffentlichen "Chagrin"

Machen uns keinen Kummer: Adoney

„Chagrin“ heißt die erste vollwertige Scheibe von Adoney (2013 gab es schon mal eine EP). Der Titel ist dahingehend Quatsch, dass dieses Debut keinem Rock-Enthusiasten, der seine Sinne beisammen hat, irgendwelchen Kummer bereiten dürfte. Ganz im Gegenteil: Denn der Sound des Quartetts aus Karlsruhe ist einfach nur zeitlos – zeitlos gut.
Und diesmal ist dieses Adjektiv, das in Reviews gerne zur Verschleierung  des Umstandes verwendete wird, dass der Sound der zu besprechenden Band einfach nur out ist, ausnahmsweise völlig angebracht. Denn die Gewinner des New-Bands-Festival 2013/14 pfeiffen auf jegliche Hippster-Anbiederungen wie verwaschenes Retro-Geknarze, psychedelisches Gegniedel oder gar „okkulte“ Lyrics.
Der Vierer ist vielmehr in den frühen 90ern verwurzelt, einer musikalischen Ära, die angesichts der damals herrschenden musikalischen Vielfältigkeit, Kreativität und revolutionärer Kraft den ach so angesagten 70ern mindestens gleichwertig ist, was von der Generation Rauschebart aber gerne vergessen wird.
Wo sich Andere auf Black Sabbath berufen, beziehen sich Adoney auf Soundgarden. Wo Jene Blue Öyster Cult huldigen, zitieren Adoney Alice In Chains. Und wo erstere David Bowie ein Denkmal errichten wollen, legen Adoney einfach mal wieder die Stone Temple Pilots auf.
Das heißt aber beileibe nicht, dass Adoney bloße Grunge-Epigonen wären. Denn um bloße Nachäfferei zu betreiben, können JB Jables (Gitarre), Chris Schottmüller (Bass), Alex Kohl (Drums) und Lars Barkawitz (Gesang) viel zu gut spielen. Besonders Jables versteht es, mit seiner exquisiten Gitarrenarbeit (obwohl Arbeit eigentlich das falsche Wort ist, Party wäre angebrachter) den Songs seinen Stempel aufzudrücken.
Obendrein schaffen es Adoney eingängige Uhuhuh-Refrains  mit monströs vor sich hingrollendem Rock zu versöhnen („Red Sprinkled Snow”).  So wird „Chagrin“ vollends zum großen Rock-Kino-Erlebnis.
Als einziges Manko bleibt nach dem ersten Höreindruck zu beklagen, dass Adoney ihren vormals herrschenden jugendlichen Ungestüm zugunsten von Dynamik ordentlich eingebremst haben. Aber so ist das wohl beim Erwachsenwerden.
Adoney präsentieren „Chagrin“ heute am Freitag, 23. September, im Karlsruher Substage. Mit dabei sind die Stoner Metaller Electro Baby.

Sonntag, 12. Juni 2016

Breitwand-Gefrickel - Futile veröffentlichen „Fractured Divine“



Futile on Stage. Foto: Stephan Unkhoff
Mächtige Riffs, packende Melodien, progressive Rhythmik, originelles Songwriting und virtuose Instrumenten-beherrschung: Seit zehn Jahren gehören Futile zu den qualitativ besten Bands Süddeutschlands. Jetzt hat das badisch/pfälzische Alternatic-Prog-Kollektiv sein viertes Album herausgebracht. Kein schlechter Schnitt, wenn man bedenkt, was für komplexe und teilweise frickelige Musik Futile spielen. 

"Wir sind jetzt Vielfältiger!"


Zweieinhalb Jahre habe die Band am neuen Material für „Fractured Divine“ gefeilt, sagt Dominik Schaetzel. Nebenher mussten auch noch ein zweiter Gitarrist und ein neuer Bass-Mann integriert werden, schildert der Gitarrist die nicht gänzlich unkomplizierte Entstehungsgeschichte des aktuellen Langspielers. Das Integrationsprojekt ist offenbar geglückt: Seit Futile nach nur einjährigem Bestehen 2007 das Karlsruher New Bands Festival gewonnen hatten, ist die Band hörbar noch gereift. „Wir sind jetzt vielfältiger“, meint Schaetzel.
Hatte der verschachtelte Alternativ Rock früher noch klassischen Gitarren-Antrieb, laufen Futile jetzt Hybrid-betrieben: „Es gibt jetzt verschiedene musikalische Ebenen“, erläutert Schaetzel die Umrüstung. Waren ältere Futile-Songs eng verflochtene Riff-Gewebe, sind die aktuellen Kompositionen eher kaleidoskopisch zu nennen. Jetzt geben die Gitarren streckenweise fast Keyboard-artige Sounds von sich, die sich übereinander legen und gegeneinander verschieben.
Zusätzliche Farben verleiht dem Futile-Sound der etwas gewöhnungsbedürftige, durchdringende Tenor von Sänger Oliver Reinecke, der mitunter von aggressiven Screams unterbrochen wird.  „Wir haben schon immer lange Songs geschrieben, aber jetzt sind sie weniger proggy, sondern gehen fast schon in die Art-Rock-Richtung“, findet Schaetzel. Geplant sei das vorher nicht gewesen, beteuert der Gitarrist. „Wir nehmen uns beim Komponieren nix vor.“ Es habe sich einfach so ergeben. 

Isis-Drummer Aaron Harris mixte


Während beim Album „7 Nightmares“ kein Geringerer als der Blackmail-Gitarrist Kurt Ebelhäuser an den Reglern saß, wurde „Fractured Divine“ in Karlsruhe im Studio von Andreas Schorpp eingespielt. „Aufgenommen haben wir live alle zusammen in einem Raum“, erzählt Schaetzel. Das habe sich positiv in der ganz speziellen Atmosphäre der Songs niedergeschlagen, findet er. Szene-Veteran Schorpp hat schon vielen bekannten Bands aus der Region unter die Arme gegriffen, wie etwa die Düsterrocker Shy Guy At The Show oder The Starfuckers. Das Mischen hat laut Schaetzel der ehemalige Isis-Drummer Aaron Harris übernommen. Auch kein unbekannter in der Post-Rock-Szene.
Doch nicht nur Inhaltlich kommt der neue Futile-Silberling edel daher, auch bei der Verpackung war man kreativ: „Fractured Divine“ kann der Fan in drei verschiedenen Ausführungen ordern. Die CD kommt dann im hochwertigen Papierumschlag mit einem von drei individuell gestalteten Covern ins Haus, die sich sowohl vom Motiv als auch von der Farbe her unterscheiden. „Es gibt gold, blau und rot“, sagt Schaetzel. Zusätzlich werden die Schätze einzeln von Hand versiegelt. „Jetzt hocken wir Tag für Tag stundenlang im Bandraum und versiegeln mit Wachs, Goldstift und Stempel CDs“, berichtet Schaetzel und lacht. Deshalb ist er ganz froh, dass diese Serie auf 1000 Stück limitiert ist. „Man muss den Käufern heute schon etwas bieten, aber wenn wir diese Auflage verkauft haben, lassen wir uns was anders einfallen“, sagt der Gitarrist. Wahrscheinlich etwas nicht ganz so aufwendiges. Natürlich ist „Fractured Divine“ über alle gängigen Portale auch digital erhältlich. Felix Mescoli

Mehr Info:


Montag, 24. August 2015

Besoffen am Strand - Lax Lizzard haben den Surfshark Style

Nineties as Hell: Lax Lizzard   Foto: Band
So einen Urlaubstag sollte jeder Junge, dessen Herz im Takt des Rock´n´Roll schlägt, einmal durchlebt haben: Nach in diversen Strandbars und Beachclubs durchzechter und durchkokster Nacht, liegst Du  mit ein paar Dosen  Konterbier im Kopf in der Mittagshitze schön besoffen am Strand, hörst den Wellen zu und glotzt aus Augen wie Blutpfützen hinter Schweineschlitzen den vorbeiflanierenden Strandnixen selig auf die beim Laufen hin und her pendelnden braungebrannten Ärsche. Du ziehst genüsslich an dem Riesenjogi, den dein bester Kumpel gerade gerollt hat, und denkst: „Yeah, that´s live, baby! Natürlich darf bei solchen Gelegenheiten der passende Soundtrack aus der Boombox nicht fehlen. Den liefern Lax Lizzard mit „Da Beach“ ohne Zweifel. Und zwar in gleich dreifacher Ausführung! Denn der Titelsong der Debut-CD-Single dieser vier Berliner Spaßvögel kommt nicht nur in einer oder zwei, sondern gleich drei Versionen daher. Zunächst als Alternative-Rock mit Reggae-Feeling, der so entspannt klingt als habe Mike Patton an einem sonnigen Nachmittag mal nix besseres zu tun gehabt, als diesen Song aufzunehmen. 
Welcome to da beach.  Foto: Band
Zum „Baydrive Remix“  hat Dieter Roth herrlich asige Hip-Hop-House-Dance-Synthies beigesteuert, diesen sollte man also unbedingt zum Cruisen an der Strandpromenade auflegen. Mein persönliches Highlight ist indessen der „Surfshark Style“, der lautstark an den Funk/Acid Jazz der rockigen Jamiroquai erinnert. Wer in den 90ern jung war, wird dieses Scheibchen lieben. Als Dreingabe gibt es zu „Da Beach“ und zum „Surfshark Style“ noch je ein Video mit jeder Menge exotischer Strandschönheiten– oder besser gesagt, insgesamt ein Video. Denn bis auf die Musik sind die Dinger identisch. Ein Spaß! 
Im Übrigen legt die Band Wert auf die Feststellung, nicht jeden Tag den ganzen Tag besoffen zu sein - auch nicht am Strand. "Unser Ansatz war schon eher hippiesque", sagt Gittarist Carsten.

Montag, 17. August 2015

Gute Musik für schlechte Menschen - Frank Turner bringt Album Nr. 6 heraus

Läst es raus: Frank Turner beim Highfield-Festival 2014   Foto: Henry W. Laurisch
Soeben hat Frank Turner sein sechstes Album herausgebracht. „Positive Songs For Negative People“ (Universal) unterscheidet sich nur in Nuancen vom erfolgreichen Vorgänger „Tape Deck Heart“: Sehr eingängiger und folkig angehauchter Indierock mit Punk-Attitüde. Das besondere an Turners energetischen Pop-Songs ist, dass sie sich nicht nur prima im Fußballstadion mitgrölen lassen, sondern auch im intimen Rahmen das Herz berühren. Mal melancholisch, mal aufbauend. Aber immer ehrlich und mit ganzer Seele dargeboten.
Prägend für den musikalischen Schaltplan des heute 33-Jährigen, der ihn als festverdrahteten Analogiker ausweist, waren hörbar die 90er Jahre. Im zarten Alter von zehn sah der im Inselkönigreich Bahrain geborene Sohn eines Investmentbankers und einer Schuldirektorin bei einem Schulfreund ein Iron Maiden-Poster an der Wand hängen. „Es war das Motiv von ‚Stranger In A Strange Land‘, dieser Zombie-Cowboy in der Zukunft“, berichtet der freundlich beredte Turner, Begeisterung in der Stimme. „Ich hatte natürlich keine Ahnung, was das ist, aber ich fand das Bild großartig!“Sobald jung Frank in Erfahrung gebracht hatte, dass es sich bei seiner Neuentdeckung um das Plattencover einer Heavy Metal-Band handelte, waren die Weichen für seine Berufswahl gestellt. „Ich zog los und kaufte mir das ‚Killers‘-Album von Maiden. Seitdem wollte ich nichts anderes mehr machen, als Musik spielen.“ 
Da Turner sein Songschreiber-Handwerk ohrenscheinlich eher an The Clash und Fairport Convention schulte, kann diese musikalische Epiphanie schon überraschen. „Meine Musikerziehung verlief in umgekehrter Reihenfolge“, erzählt er. Außer für Maiden begeisterte  sich Turner, der mit Bleistiftbart und dunklen Locken mehr wie ein italienischer Fußballer denn ein englischer Troubadour aussieht, früh für instrumentelle Splitterholz-Enthusiasten wie Metallica oder Pantera. Dank der schrillen Stirnband-Rocker Guns´N´Roses und deren schwermütigen Henker Nirvana, fand er schließlich zum Punk, „Descendents, Black Flag und all so was“. Einer Leidenschaft, der er noch heute mit seinem Nebenprojekt Möngöl Hörde frönt. 
Logische Konsequenz: ein Engagement bei der Hardcore-Combo Million Dead, mit der er zwischen 2001 und 2005 zwei Alben einhämmerte. Für Turner, der nebenher am noblen Eton College und der London School of Economics (Mick Jagger lernte hier sein Geld zählen) ein Geschichtsstudium absolvierte, eine lehrreiche Zeit: „In Punk-Bands habe ich Spielen gelernt.“ Diese Urkraft steckt noch heute in ihm: „Jeder Soundmann sagt, ich sänge verdammt laut. Ich habe einfach sehr viel Übung darin, in ein Mikrofon zu brüllen.“ 
Heute läuft bei Turner alles ein wenig kontrollierter, im Vergleich zu den Zeiten, als er durch Glasscherben-übersäte Punkrockschuppen tingelte, statt sich in ausverkauften Konzerthallen feiern zu lassen. Nach dem Ende von Million Dead schnappte er sich eine Akustikgitarre, studierte die Songs von Bob Dylan, Neil Young sowie Bruce Springsteen und zog aus, um sich vom wütenden Anarcho zum von Fans und Kritikern gleichermaßen bewunderten Entertainer zu mausern. 
Für Frank Turner kein Bruch, sondern ein natürlicher Prozess. „Je besser ich zu singen und zu spielen lernte, desto mehr Wege, mich auszudrücken, fand ich, die darüber hinausgingen, mir das Hemd vom Leib zu reißen und herumzuschreien.“ 
Trotz der Provenienz seiner Vorbilder ist sein Sound weder amerikanisch, noch glatt. Turner und seine Begleitband, die Sleeping Souls, sind so unverkennbar britisch, wie Monty Python’s Flying Circus, Tweed-Stoff oder Black Pudding. „Wenn man Bruce Springsteen spielen hört, wird man schnell feststellen, dass er aus New Jersey kommt“, erläutert Turner. „Dennoch singt er nicht nur über New Jersey, sondern über Heimat. Sich von Springsteen beeinflussen zu lassen, kann bedeuten, ihn zu kopieren oder eben dieses Ethos zu nehmen, das er verkörpert, und darüber zu singen, woher man selbst kommt.“ 
Woher er kommt und vor allem woran er glaubt, daran lassen Frank Turners von infektiösen Hooklines befallene Lieder keinen Zweifel. Zeilen wie “I still believe in the need/ For guitars and drums and desperate poetry” zeugen gleichermaßen von Witz und Grandezza, wie man sie heute nur selten findet. Und so verkommt der lustige Messias Turner, der nahezu ohne weltlichen Besitz – von einer tausende Stücke umfassenden Plattensammlung abgesehen – im Haus eines Freundes lebt, sofern er nicht gerade auf Tour ist, trotz seines gelegentlichen Hanges zur übergroßen Geste nie zur Karikatur.