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Mittwoch, 14. März 2018

Donots: Am Fuss der Anti-Nazi-Pyramide wird gerockt


Die Donots bei Rock am ring 2017. Foto: Sven Mandel.

Die Donots sind ein Phänomen: Nach fast einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte ist der Fünfer erfolgreich wie nie zuvor. Auf den Festivals spielt man zu Spitzenzeiten und die Clubs sind ausverkauft. So auch das Karlsruher Substage am Freitag, 9. März. Und trotz ansteigender Erfolgskurve hat die Band aus Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen ein Kunststück vollbracht, was vielen Kollegen misslingt. Sie hat sich über die Jahre musikalisch stets weiterentwickelt und stetig neue Fans hinzugewonnen, ohne die alten zu vergraulen. Und so sieht man im Club Alt-Punks, Hippster-Mädels, Metaller und Studenten einträchtig gemeinsam steil gehen.
Stilistisches Scheuklappendenken konnte man den Donots ohnehin noch nie vorwerfen. Auf die simple Pop-Punk-Formel lassen sie sich schon lange nicht mehr reduzieren. Stattdessen kokettiert man mit sämtlichen artverwandten Genres: rockige Gitarren, hymnische Hooklines, poppige Leichtfüßigkeit und krachige Underground-Attitüde werden wild vermengt. So gibt es Ohohoh-Punk-Smasher („Dead Man Walking“), coole Midtempo-Rocker („Rauschen“), lässige Groover („Alle Zeit der Welt“), Emotion satt („Das Dorf war L.A.“) und melancholisch Hymnisches („Eine letzte, letzte Runde“). Wobei das Klangsüppchen trotz allem Schwappen über den musikalischen Tellerrand niemals in beziehungsweise auf die Hose geht.
Apropos Hose: Schon nach wenigen Songs ist die Stimmung am Siedepunkt und die ersten Hüllen fallen. Wenn auch Gitarrist Guido Knollmann dafür seine neue Hose drangeben muss („War ein Fehlkauf, sieht scheiße aus!“). Dem schnell gefundenen Abnehmer aus dem Publikum will das Beinkleid indes auch nicht so recht stehen, aber der Anblick eines circa 1,90-Gorillas, der sich in eine 30/32-Hose zu zwängen versucht, wird dem Konzertgänger auch in den abgeranztesten Punkrockschuppen nicht alle Tage geboten.
Doch zurück zur Musik! Ebenfalls lobenswert: Andere Bands mit ähnlich langer Geschäftserfahrung würden den Fans einen Querschnitt ihrer Karriere mit den größten Hits und ein, zwei neuen Nummern kredenzen. Nicht so die Donots. Von den gut zwei Dutzend Songs, die heute gespielt werden, sind rund 15 von den letzten beiden Alben (mit klarem Schwerpunkt auf dem aktuellen Studiowerk „Lauter als Bomben“) und nur eine Handvoll von vor 2010. Die meisten Lieder stammen also aus der deutschsprachigen Ära seit 2015. Und man muss sagen, die Texte in heimischer Zunge von Ingo Knollmann kommen richtig gut. Kitsch und Klischee à la Rosenstolz, Jennifer Rostock, Revolverheld und anderer Schreckgestalten sucht man hier gottlob vergebens. Der Shit-Alarm des Rezensenten springt zu keinem Zeitpunkt an!
Jedenfalls, das Gesamtpaket stimmt. Das Brüderpaar Ingo und Guido Knollmann tobt unermüdlich über die Bühne. Die Fans feiern derweil alles ab, was von vorne kommt. Vorne wird enthusiastisch rempelgetanzt, mitgeklatscht bis in die letzte Reihe. Schon nach wenigen Songs stapeln sich mehrere Jungs in halsbrecherischer Weise zur Karlsruher „Anti-Nazi-Pyramide“ und den Twisted Sister Über-Hit „We're Not Gonna Take It“ schmettern alle mit, bevor das Publikum mit einer letzten Zugabe von der gesamten band auf der Theke verabschiedet wird. Das ist kein Punk, das ist kein Alternative, das ist kein Pop. Das ist einfach Rock´n´Roll, gespielt von tätowierten Männern mit tief-hängenden Gitarren. So gehört sich das, yeah baby!

Freitag, 4. November 2016

Ruhe geben gibt´s nicht: Tattered Silence fallen beim New Bands vom Treppchen

Evil: Tattered Silence.Foto: Band.

Die Gewinner des New-Bands-Festivals heißen in diesem Jahr Reaching 62f. Die Esotherik-Rocker aus Philippsburg verwiesen die Classic-Rock-Formation Voodoo Kiss und den brasilianischen Solokünstler  Cristiano Matos auf die Plätze. Knapp nicht in die Jurywertung schafften es am Samstag in Jubez am Kronenplatz die brachialen extrem Metaller Tattered Silence. Resistance aus Bruchsal erhielten den Publikumspreis. Die nach einer mitreißenden Performance in der Vorrunde ebenfalls hochgehandelten Deutsch-Punker Kaptain Kaizen  mussten ihre Teilnahme am Wettbewerb wegen der unvorhergesehenen Ankunft eines kleinen Nachwuchsmusikers in der Band leider absagen. Die Sieger treten bei „Das Fest“ auf
Als erster musste der spätere Drittplatziere Cristiano Matos ran: Der Sänger und Bassist kämpfte sich trotz schwerer Erkältung durch seinen halbstündigen Set. Zog sich aber auch Dank seiner musikalisch ganz vorzüglichen fünfköpfigen Backing-Band überaus achtbar aus der Affäre. Wenig Wiedererkennungswert hatten allerdings die Songs, die trotz aller musikalischen Klasse scheinbar Ziellos durch die Gefilde von Latin, Fusion und Rock meanderten.
Ein ums andere Mal auf dem Punkt landeten in kompositorisch hingegen Voodoo Kiss. Dem modern angehauchten Rock der Karlsruher und Pforzheimer Gemeinschaftsproduktion mit dem Nette-Jungs-Image, der irgendwo zwischen Alter Bridge, Led Zeppelin  und ZZ Top verortet ist, fehlt vielleicht ein Gran Dreck unter den Fingernägeln, aber ansonsten gibt es hier rein gar nichts zu kritteln: Sänger Sebastian trifft jeden Ton und hat obendrein ein Händchen für einprägsame Melodien. Mit Gitarrist Pascal, der sowohl mit knackigen Riffs als auch mit durchdachten Soli begeistern konnten, hatten Vodoo Kiss den sicher komplettesten Musiker des Abends in ihren Reihen. Und die Rhythmussektion erledigte ihren Job angemessen solide. Wie schon angedeutet: Voodoo Kiss fehlen ein paar Ecken und Kanten, aber Nickleback sind auch ohne solche reich geworden. Ein Video findet ihr hier.
Sehr viele Fans hatten Resistance mitgebracht, die ihre Lieblinge ausgelassen feierten.  Bei  dem  Fünfer aus Bruchsal rumpelt es musikalisch zwar noch ganz schön und am Songwriting wird die Band noch feilen müssen, aber der Enthusiasmus mit dem die jungen  Kerle zur Sache gehen, ist schlicht ansteckend. Kann mit bisschen Arbeit noch was draus werden.
Einen guten Schritt weiter sind da schon Tattered Silence. An dieser Band ist einfach alles extrem:   Das fängt schon bei der Optik des Trios an. Da wäre auf der einen Seite Frontmann Michiel „Shadow III“ van Steenhoven, der mit seiner zierlichen Figur und seinem psychotischen Stageacting stark an Chucky die Mörderpuppe erinnert. Und auf der andere Seite der gewichtige Smiley Lochmüller, der mit seiner Mohawk-Frisur und Nietengurt  am Bass, auch als einer der Kopfgeldjäder von Jabba dem Hutten durchgehen könnte.
Überaus Gegensätzlich sind die Musikbausteine aus denen „Tattered“ ihre Musik zusammenbauen: Hier treffen ausgeflippte Rap-Parts auf extremes Hochgeschwindigkeitsgesumme, funkige Einlagen auf donnernde Downbeats. Während Steenhoven allerlei verrückte Sounds und Läufe aus seinem Griffbrett zaubert, pflügt die Rhythmussektion gnadenlos straight durch die Botanik (Ein Video seht ihr hier).
Einziger, aber siegkostender Wehrmutstropfen: Während Steenhoven alle Facetten des metallischen Extremgesangs (gutturales Grunzen, heiseres Bellen, aggressives Fauchen, hysterisches Kreischen), hapert es beim Klargesang. Sich für den Job noch einen Mann ins Boot zu holen, wäre kein schlechter Schachzug.
Steil nach unten ging die Lärmkurve mit Reaching 62 F: Die Mannschaft aus Philippsburg spielt instrumentale Regenrohr-Musik, die den Hörer in extraterrestrische Welten beamen soll. Dem Weltraumkonzept hat sich das Quartett komplett unterworfen: 62 F rekurriert auf den unlängst entdeckten Planeten Kepler, der als potentieller Kandidat für lebensfreundliche Bedingungen gilt. Dazu gibt es lustig fluoreszierende Spacekadetten-Hemden und allerlei blubbernde, sirrende und rauschende Effekte.
Musikalisches Grundprinzip bei Reaching 62 F ist die Repetition; eines Riffs, eines Rhythmusmusters oder eines Samples, üblicherweise mit einer Leise-Laut-Steigerung, wodurch ein meditativer Effekt eintritt. Diese Kunst beherrscht die Band ziemlich gut. Was allerdings etwas nervt ist, dass Reaching 62 F im Wesentlichen auf zwei Rhythmische Figuren zurückgreifen, die somit  im Laufe des Konzerts von Song zu Song mehr oder weniger abwechseln. Da wird aus Hypnose ziemlich schnell Langeweile.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Allenfalls halblebig: Dead Kennedys

Noch voll im (Gemüse)Saft: Die original Dead Kennedys mit Jello Biafra.

Wisst ihr, in der Punk-Szene geht es darum, die Leute zusammenzubringen“, sagt Skip Greer. Ein kluger Satz, der aber gerade von den musikalischen Paten der Szene eher selten beherzigt wird: Von Black Flag ziehen zwei Versionen durch die Lande, bei den Cro-Mags gehen die verfeindeten Lager mit Messern aufeinander los und Ramones-Feldwebel Johnny weigerte sich einst sogar, seinen langjährigen Kollegen Joey am Sterbebett  zu besuchen (allein bei den Misfits scheint nach Jahrzehnten wieder etwas Harmonie eingekehrt zu sein). Und Greer selbst steht an diesem Samstag, 22. Oktober, im Substage mit den Dead Kennedys auf der Bühne – anstelle des ikonischen Jello Biafra.
Nun sind die Quasi-Erfinder des politischen Hardcore nicht die einzige Band der Rockgeschichte, die den Verlust eines fundamental wichtigen Bandmitgliedes zu verkraften hatte. Um diesen Punkt also gleich zu  Beginn abzuhaken: Greer hat seinen Job als Ersatzspieler auf dieser symbolträchtigen Frontmannposition erledigt, ohne sich dabei komplett lächerlich zu machen – und das ist im Grunde schon mehr, als man erwarten durfte.
Von daher wäre einem gemütlichen Altpunk-Revival-Abend also nichts im Wege gestanden und auch die Ü-50-Szeneveteranen, welche die Kennedys  wohl noch vor dem Split Mitte der 80er erlebt haben dürften, standen den freundlichen Gesichtern nach zu schließen der ganzen Sache überaus wohlwollend gegenüber. Jetzt musste die Band nur noch liefern.
Doch hier gab bereits der Opener „Forward To Death“ vom legendären Album „Fresh Fruit For Rotting Vegetables“ wenig Anlass zur Hoffnung. Das Tempo ließ arg zu wünschen übrig. Ebenso die Lautstärke beziehungsweise deren Nichtvorhandensein (wenn bei einem Rockkonzert Gespräche der Nebenleute als störend empfunden werden, stimmt was nicht) – übrigens ein dauerhaftes Ärgernis im Substage. Zu allem Unglück kamen an diesem Abend noch arge Soundprobleme hinzu. Kein Wunder, dass da nicht einmal Punk-Perlen wie „Lynch The Landlord“ oder „Too Drunk To Fuck“ die gewohnte Durchschlagskraft entfalten können.
Als weiterer Negativpunkt erwies sich ausgerechnet Gitarrist East Bay Ray: Der 57-Jährige verirrte sich ein ums andere Mal derart auf seinem Griffbrett, dass er sich trotz größter Bemühungen von D. H. Peligro (Drums) und Klaus Flouride (Bass) nicht mehr einfangen ließ. Außerdem schien er das Konzert nur durchzuhalten, indem er die ganze Zeit mit offenem Mund spielte.
Man könnte diesen halblebigen Kennedys zugutehalten, dass die Musik in den vergangenen 30 Jahren deutlich härter geworden ist und man mit schneller und etwas schiefer gespieltem Rock´n´Roll heute eben niemanden mehr erschrecken kann. Aber wenn im Punk von der Bühne weniger Energie kommt als von der Platte, bedeutet das, Aufgabe verfehlt.
Was hätte sein können erwies sich erst im letzten Viertel des Konzerts: Der Über-Hit „California Über Alles“ kam richtig schön spooky rüber und auch sonst griffen plötzlich alle Rädchen ineinander. Sogar Ray schien sich plötzlich seiner früheren Fähigkeiten zu erinnern. Bei „Holiday In Cambodia“ und „Chemical Warfare“ stimmte plötzlich auch der Drive.
Leider hielten sich die Kennedys dann ausgerechnet bei der Spielzeit an die ehernen Punk-Prinzipien und machten sich nach einer Stunde davon. Zu wenig, wenn man 45 Minuten braucht, um warm zu werden. In dieser Verfassung sind die Dead Kennedys leider mehr tot als lebendig.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Nicht auf leiser Sohle: Bouncing Souls live

Bouncing Souls 2009 live on Stage. Foto: Sofía Salom
Das Etikett US-Punk ist ein durchaus zweischneidiges Schwert. Für Fans steht es für Gradlinigkeit und Catchyness, für Verächter bedeutet es schlicht Poppigkeit und mangelnden Tiefgang. Die Bouncing Souls gehören zu den wenigen Genrevertretern, die es geschafft haben, beide Fraktionen für sich zu gewinnen. Denn das Quartett aus New Jersey besitzt die Seltene Fertigkeit, einfache, aber dennoch ergreifende Songs zu schreiben. Wie beim Konzert der Band am Mittwoch, 5. Oktober, im Substage zu erleben war.
Zu Beginn verstörte Frontmann Greg Attonito aber erstmal durch sein exzentrisch wirkendes  wippendes und tänzelndes Bühnen-Gebaren, das eigentlich eher zu lustigen Kinderliedern als zu heftigem Rock´n´Roll passen wollte. Im Gegensatz  dazu erwiesen sich der kahlrasierte und  schwerstens tätowierte Bryan Kienlein am Bass und der mit stets schiefgelegtem Kopf seine Gitarre zersägende Pete Steinkopf quasi als optische Urbilder ihrer jeweiligen Funktionen in einer Punkband. Aber egal, immerhin haben die Bouncing Souls als Band schon fast 30 Jahre auf dem Buckel, da kann man sich die eine oder andere Schrulligkeit erlauben.
Rein musikalisch lieferten die Bouncing Souls – der Name der Band ist übrigens ein Verweis auf die „Bouncing Soles“ der legendären Dr. Martens-Schuhe – die versprochene Mischung aus griffigen Hooks  und schnörkellosem Punkrock wie ihn frühe Streetpunk und Oi-Bands wie Peter And The Test Tube Babies oder Cocksparrer etablierten.  Hinzu kommt eine gewisse klangliche Emotionalität, die durch die Texte, die in der Regel Geschichten mitten aus dem Leben erzählen, noch verstärkt wird.
Die gut 300 Besucher ließen sich folglich nicht lange bitten und gaben sich schon beim dritten Song dem Gruppenklatschen und Rempeltanzen hin.
Zwar lassen die Bouncing Souls die ganz großen Pop-Momente, zu denen zum Beispiel Green Day immer wieder fähig sind, vermissen. Aber trotzdem sorgt der hart arbeitende Jersey Vierer mit seinen fast schon simplen, aber dennoch ergreifenden Melodien immer wieder für bewegende Momente. Wer seinen Punkrock etwas melancholisch, aber mit Pfiff mag, der war hier an der richtigen Adresse.

Freitag, 20. November 2015

The Return of the Mango Kid - Danko Jones ist wieder in Hochform

Danko Jones 2015 auf dem Wacken Open Air. Foto: Frank Schwichtenberg (CC)
Zwölf Alben in 18 Jahren, dazu nicht weniger als 30 Europa-Abstecher, ein Spoken Words-Album, Vortragsreisen und Kolumnen in Musikzeitschriften,  da könnte einem glatt die Puste ausgehen. Nicht so Danko Jones. Zu Jahresbeginn hat der kanadische Rockaholic mit „Fire Music“ ganz im Gegenteil  ein ziemlich schmissiges Album herausgebracht.  Am Dienstag machte das Power Trio auf seiner aktuellen Tour  im Karlsruher  Substage Station. Der Big Rock Blog sprach mit Danko Jones.

BRB: Nach ein paar Exkursionen in Classic-Rock-Gefilde habt ihr auf eurem jüngsten Album „Fire Music“ den Punk- und Garage-Rock-Anteil wieder erfreulich hochgefahren. 

Danko Jones: Öhm, ja.

Kannst Du das vielleicht etwas näher erläutern?

Wir haben auf dem  Album mehr Wert auf die Melodien gelegt und ja, manche Songs gehen verstärkt in Richtung Punkrock. Was allerdings die von dir angesprochenen Ausflüge in den Classic Rock angeht, bin ich mir nicht sicher, ob das Ausflüge waren.

Ihr habe also keine bewusste Entscheidung für einen Richtungswechsel getroffen?

Nein, nicht einmal annähernd. Wir wollten einfach zugänglichere Songs schreiben.

 „Twisting Knife“ zum Beispiel  hat eine sehr melancholische Schlagseite, etwas, was ich in eurer Musik bislang nicht wahrgenommen habe. 

Nun ja, „Twisting Knife“ ist eine klassische Mörderballade. Es geht also um einen Mord und da geht es selbstverständlich düster und  melancholisch zu. Wir haben sowas aber schon früher gemacht. Du kannst als Band schließlich keine zehn Alben mit der immer gleichen Emotion rausbringen.

Ich habe euch auf einer euren frühen Tourneen durch Europa (im alten Substage, Verf.) das erste Mal live gesehen. Im Vorprogramm der Backyard Babies – ihr habt die übrigens ziemlich weggeblasen –, das muss so 2001 gewesen sein…

…(lacht) ja, das ist ein Weilchen her, müsste hinkommen.

Eure Show hatte etwas, was ich aber nicht recht greifen konnte. Erst Jahre später, als ich dein Spoken-Words-Album gehört habe, wo du beschreibst wie sehr dich Solomon Burke beeinflusst habe, wurde mir klar, dass es dieser Soul-Einschlag war.

Ja, sein Doppelalbum „Soul Alive!“ hat mich sehr beeindruckt. Aber auch bei Iggy Pop habe ich mir einiges abgeschaut, was die Art und Weise angeht, wie man das Publikum anspricht. 

Ende Januar veröffentlicht ihr euren diesjährigen Auftritt auf dem Wacken Open Air auf CD, DVD  und BluRay. Das machen gerade eine Menge Bands. Ist es atmosphärisch so Besonders dort zu spielen?

Das Festival bietet dir einfach alle Möglichkeiten für Liveaufnahmen. Wenn du dort spielst, gehst du mit Film- und Tonaufnahmen in anständiger Qualität nach Hause. 

Ich war ein paar Mal dort, aber jetzt meide ich es. Die Leute schießen die ganze Zeit nur Selfies, statt den Bands zuzuhören. Das nervt.

Aber das ist das Publikum, nicht das Festival. Ob du gerade die Straße herunterläufst, im Bus sitzt Die Leute machen heute überall Selfies, auf jedem Konzert, auf jeder Dance-Party, ob sie gerade die Straße runtergehen oder im Bus sitzen. Ich glaube, das hat nichts mit Wacken zu tun.

 Aber stört es dich nicht, wenn du ein Konzert gibst und die Zuschauer filmen die ganze Zeit?

Natürlich ist es ein wenig idiotisch, sich ein Konzert über einen winzigen Monitor anzuschauen, wenn man es gleichzeitig mit eigenen Augen verfolgen könnte. Aber wenigstens schauen sie sich die Show noch an.  Es macht mir also nicht allzu viel aus. Wenn die Leute allerdings die ganze Zeit Twittern und Texten und nur auf ihr Telefon starren, frage ich mich schon, was das soll.

Mit Rich King habt ihr euren 8ten Drummer an Bord…

…nein, er ist erst der 7te…

Was macht den Drumhocker bei Danko Jones zu einem Schleudersitz?

Es gibt uns seit fast 20 Jahren, da sind 7 Drummer doch gar nicht so viel. Aber von außen erweckt das natürlich den Eindruck, als seien in der Band lauter Diven, schwierige Persönlichkeiten, die sich nicht zusammenreißen können. Aber eigentlich sind wir sehr umgänglich und mit vielen Leuten in unserem Umfeld, unserem Label unserer Crew arbeiten wir schon seit 2001zusammen. Allerdings waren viele Leute, die in der Vergangenheit in der Band waren, sehr große Drama Queens. Und wir sind keine Band, die Zeit für Drama im Sinne von überflüssigem Schwachsinn hat.

Wo wir gerade von Drummern reden. Vor ein paar Tagen ist Phil „Philthy Animal“ Taylorgestorben. Du bist doch großer Motörhead-Fan, willst Du dazu etwas sagen?

Ja, das ist wirklich sehr traurig. Mit 61 Jahren ist er wirklich sehr früh gestorben. Er hat auf so vielen großartigen Songs gespielt. Er war ein Pionier des Heavy-Drumming.
Zum Abschluss: Was können die Fans von den kommenden Shows erwarten.
Songs! Ich weiß nicht, was ich sonst auf diese Frage antworten soll, als Songs. Gibt es noch mehr, was man erwarten können sollte?

Nein, das war eigentlich eine ziemlich perfekte Antwort auf meine Frage.

Montag, 31. August 2015

Live is the Blues, man! - Pentagram´s Bobby Liebling on the devil, drugs and rock´n´roll


Evil eyes: Bobby Liebling 2013 on stage in Berlin. Pictures (3) Nicolas Coitino
No doubt! Bobby Liebling is one of the most colourful (and tragic) figures in rock´n´roll. For the past 40 years the sepulchral voiced singer has fronted seminal US-doomsters Pentagram. Tagged as the American answer to Black Sabbath right from the start, Pentagram never quite fulfilled what they had promised (at least financially). Mainly due to Lieblings drug habit and erratic behaviour. Now, 61 year old Liebling is more or less sober for four years and his band have recorded some of their strongest material ever. On the other hand, as he told BRB in a rare interview, Liebling has to deal with personal issues and is struggling not to fall into relapse.  

BRB: Songs like “Death Row”, “All Your Sins” or “Forever My Queen” might be untouchable, but as a body of work in my opinion “Curious  Volume” is the best album Pentagram ever made. 

Bobby Liebling: That means a lot coming from someone as knowledgeable as you.  Thank You from the bottom of my heart!  This is my favorite Pentagram album.  Not only did I get to finally properly record some old songs such as “Earthflight” but we got great new numbers on there that fit well within the band’s legacy.   We are lucky as a band to have fans of the 1970s-era of the band which is best known from Relapse’s “First Daze Here” volumes.  We were a hard rock band bent on the occult and sex, drugs and rock-n-roll.  It was dirty, heavy blues rock from the streets.  We didn’t mean to but I’m told we helped invent and perfect heavy metal as a result.  In 1980, I joined up with the teenage Victor Griffin and I feel that we took doom to another level.  We have fans who mainly love that 80s doom stuff the best.  The doom material was also from  the streets but those streets all led to the graveyard!  I am told we helped perfect “doom metal” at that time.  Of course we did all this with a “you can’t tell me what to do”-punk rock attitude.  It wasn’t called “punk” when we first started but that’s what it was.  It was the snotty attitude of the dirty American streets.   Punk, like the blues, is really just a feeling, a mindset.  “Curious Volume” is an album that captures all these elements of the band’s near 45 yr history.   How luck do I feel to be in my 60s and, according to you, putting out my best record?!  It is a very curious feeling indeed!  The title comes from “The Raven” by Edgar Allan Poe which is a favorite poem and poet of mine.

For my ears CV marks a change of style which is quite drastic. Instead of the customary Doom and Proto Metal we find strong elements of Hard Rock, Stoner Rock and even Punk. About your love for Wayne Kramer or The Dead Boys you have told me before, but it never showed in your music. Was it a decision you guys made consciously to go new ways musically or was it by accident?

 I think my last answer to the first question answers this.  Pentagram is not a one-trick pony.  I myself am a music lover.  For example, my favorite singer is Elvis Costello.  I love the original glam, punk, blues, electric blues, hard rock and on and on.  We are all well-rounded music listeners and we wanted an album that covered all that Pentagram is.

The other guys in the band seem to have had quite a big influence on this one. Victor wrote the lyrics for 7 out of 11 songs and Greg contributed too. Does that apply for the music as well?

Absolutely.  Pentagram is a band now more than ever.  Most of the Pentagram albums have been a portion of songs I wrote in the 70s and then new material.  I mainly just write lyrics now and luckily we’ve got Victor and Greg who also write.  One of my favorite songs from that last album, “Last Rites” was a Greg Turley number called “8”.   I’m a big fan of the guys in my band and I’d like to think it goes both ways.  Every member of this “team” from our manager to our European booking agent are fans of this band and I feel that it makes a difference. This is a family band and we all put something on the table.  It makes dinner much more satisfying!

Which Songs are from your famous 60s and 70s stash? Can you tell us something about the times and circumstances of their creation?

 5 out of the 11 songs are old numbers.  “Lay Down and Die” was formally “Baby, Baby, Lay Down and Die” when we played it in the 70s.   I like to have the listener make up their own mind on what a song is about.  I think it’s important for a fan to make the song their own so I took out the “Baby, Baby” part of the title party due to this concept.
“Earth Flight” is a Pentagram favorite of mine as well as the fans.  Geof O’Keefe, co-founder of the band and best known as the drummer from the 70s line up,  and I worked hard on that song in the 70s.  We wanted to write a song that was earthly but also unearthly.  I’m so happy that it finally has all those elements on it on the new album!
“Misunderstood” is an old early 80s punk rock song Victor Griffin and I used to play in Death Row.  We played it at CBGBs in the early 80s when we played with Government Issue and The Cro Mags!
I love early punk rock and I felt that the lyrics really relate to how the general public has perceived me throughout my life so it was fitting to finally put it on an album.
“Sufferin” is a song from the 70s as well.  Its another great song that I felt needed to be recorded properly.  In the early days, we didn’t get recording budgets.  Now that we finally have one, I wanted to take a few old numbers and breath new life in them.  Its also a song that lyrically, I felt that my fans could relate to.
“Because I Made It” is a song we recorded on a demo for Peaceville but then we never made the album.  It has become a fan favorite in the underground and when the team (band and management) voted for a track listing, everyone had it on their list so we banged it out!

Many of the lyrics read like a reckoning with your wife (“Misunderstood”, “Lay down and die”), even though you didn't write all of them. 

This is rock and roll.  This is life.  Life is the blues.  Metal, doom and a lot of rock n roll are based in the blues.  The blues is the sound of a broken heart and the sound of suffering and the sound of yearning.   These lyrics are sung by the voice of us all.  Some of it is more personal to me, that is very true but I think they are also personal to everyone who listens. 

How are you personally these days? I was very sorry to learn that both your parents were hospitalized earlier this year. I really hope they are well!

Life is the blues, man.  My folks are very near the end of their days and it's terribly sad, scary and stressful for me.  The band and my career are doing better than ever but we all are getting older. Day to day is what they say.  I try to take it all one step at a time.  It’s never easy.  These are some of the darkest days of my life.    I am separated from my wife and son at this time.  My days are very long lately. Thank God for my fans, they are all I’ve got right now.

The sound of a broken heart: Bobby Liebling.
In times of crisis do you ever feel tempted to use drugs again or not at all?

Absolutely! You don’t use drugs for 50 yrs or whatever its been and not long for them when the chips are down. Or when the chips are up. Day to day, I take things day to day. I am not perfect. I’ve slipped in the past and I may slip again in the future. I try to look to the light but it’s never easy.

Victor is back only one year after he left the band for good. How can this be?

Victor is my brother. He needed a hiatus to get some life issues together.  We told him when he left that the door would always be open.  If anyone understands it when someone needs to work on themselves, it is me.  We are very lucky to have Matt Goldsborough on deck.  He has grown in to a world class guitar player and rock star and we are blessed to have two fine guitar players in the band.  Victor is our main-main but Matt is also very much a part of the band.  As I’ve said before, this band is a family and we support each other when needed. We back each other up.

Victor told me in an interview in 2013 that his Christian faith had a lot to do with him leaving because he couldn’t relate to some aspects of the band anymore. You stated in an interview recently that you now found religion too. Was that a reason for him to come back?

Victor came back initially in 2010 when I found myself without a proper guitar player.  He stepped in to finished a tour and we triumphantly had the last show of that four gig tour recorded for the “When the Screams Come” dvd.  He told me then that we should drop all the negative imagery and I needed to get sober.  We did all that and look where it's gotten us? I have found God and he’s been a light when I needed it.  I don’t feel that you should ever use religion as a crutch but as a guide to get yourself out of the dark.  Victor came back to the band to help an old friend, which was me as well as the name “Pentagram”.  He ended up having a lot of fun and we’ve continued onwards.
I think it helps him to know that I’m not worshipping the devil anymore, that’s for sure but that’s not the main reason.  

What is his status in the band right now? Obviously he is not playing live. Why is that and isn't that situation a bit schizophrenic?

We are talking about when he should come back.  He is still very much a part of this band and he will continue to be.  He’s got tasks to do in his personal life and most likely spiritual life that he needs to take care of to fully be Victor Griffin.   If Victor is in the band, we all want him to be at full power so we are willing to wait for him to be fully ready to tour again.  In the meantime, we’ve got Matt Goldsborough who also kicks much ass!

Is there a chance that he will tour with Pentagram again?

Yes, maybe as early as this autumn.

What are your plans for the next 16 months? Will there be a fully-fledged tour?

TOURING!  We want to tour for this album until our wings fall off.  I’ve got a bobblehead coming out.  We have re-issues of “First Daze Here” and “First Daze Here Too” coming out in early 2016.  Maybe we’ll get a coffee table book out too.  I just know that realistically, I’ve got one maybe two years left of touring in me.  I want to take advantage of this opportunity while I can.  We all hope to see you in Europe very soon.  We’ll be there in August 2015 as well as November 2015 so come on out and party with us!
The Big Rock Blog and Bobby.