Mittwoch, 26. Oktober 2016

Nicht auf leiser Sohle: Bouncing Souls live

Bouncing Souls 2009 live on Stage. Foto: Sofía Salom
Das Etikett US-Punk ist ein durchaus zweischneidiges Schwert. Für Fans steht es für Gradlinigkeit und Catchyness, für Verächter bedeutet es schlicht Poppigkeit und mangelnden Tiefgang. Die Bouncing Souls gehören zu den wenigen Genrevertretern, die es geschafft haben, beide Fraktionen für sich zu gewinnen. Denn das Quartett aus New Jersey besitzt die Seltene Fertigkeit, einfache, aber dennoch ergreifende Songs zu schreiben. Wie beim Konzert der Band am Mittwoch, 5. Oktober, im Substage zu erleben war.
Zu Beginn verstörte Frontmann Greg Attonito aber erstmal durch sein exzentrisch wirkendes  wippendes und tänzelndes Bühnen-Gebaren, das eigentlich eher zu lustigen Kinderliedern als zu heftigem Rock´n´Roll passen wollte. Im Gegensatz  dazu erwiesen sich der kahlrasierte und  schwerstens tätowierte Bryan Kienlein am Bass und der mit stets schiefgelegtem Kopf seine Gitarre zersägende Pete Steinkopf quasi als optische Urbilder ihrer jeweiligen Funktionen in einer Punkband. Aber egal, immerhin haben die Bouncing Souls als Band schon fast 30 Jahre auf dem Buckel, da kann man sich die eine oder andere Schrulligkeit erlauben.
Rein musikalisch lieferten die Bouncing Souls – der Name der Band ist übrigens ein Verweis auf die „Bouncing Soles“ der legendären Dr. Martens-Schuhe – die versprochene Mischung aus griffigen Hooks  und schnörkellosem Punkrock wie ihn frühe Streetpunk und Oi-Bands wie Peter And The Test Tube Babies oder Cocksparrer etablierten.  Hinzu kommt eine gewisse klangliche Emotionalität, die durch die Texte, die in der Regel Geschichten mitten aus dem Leben erzählen, noch verstärkt wird.
Die gut 300 Besucher ließen sich folglich nicht lange bitten und gaben sich schon beim dritten Song dem Gruppenklatschen und Rempeltanzen hin.
Zwar lassen die Bouncing Souls die ganz großen Pop-Momente, zu denen zum Beispiel Green Day immer wieder fähig sind, vermissen. Aber trotzdem sorgt der hart arbeitende Jersey Vierer mit seinen fast schon simplen, aber dennoch ergreifenden Melodien immer wieder für bewegende Momente. Wer seinen Punkrock etwas melancholisch, aber mit Pfiff mag, der war hier an der richtigen Adresse.

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