Während Red Fang zu Hause in den USA schon in populären
Fernsehformaten wie der Late Show with David Letterman
zu Gast waren, ist das Quartett aus Oregon hierzulande noch nicht wirklich über
den Geheimtipp-Status hinausgekommen. Der Aufstieg ist langsam aber stetig: Am
Sonntag präsentierte die Band ihren neuen Langspieler „Only Ghosts“ im
Substage, während auf der vorangegangenen Tour noch das kleinere Universum in
Stuttgart bespielt wurde.
Als Spezialgast waren Torche mit dabei. Der Vierer aus dem
sonnigen Florida konnte mit einer etwas kuriosen Mischung aus Stoner Rock,
Sludge, Metal, Prog und, nun ja, New Romantic begeistern. Schade dass der Sound
derart mit Hall zugekleistert war, dass sowohl die überaus knackigen Riffs als
auch die mitreißenden gefühlvollen Melodien von Mainman Steve Brooks viel ihrer
Eindringlichkeit einbüßten. Dicker Pluspunkt: Das einfallsreiche Spiel von
Drummer Rick Smith, der sich mit seinen fantasievollen Choreografien und
rumpelstielzchenhaftem Gehampel als eigentlicher Blickfang der Formation
erwies.
Dann war es Zeit für Red Fang. Vielleicht noch etwas zu früh
am Abend. Denn die Kauzrocker stolperten
auf die Bühne wie eine Truppe vorzeitig gealterter College-Studenten, die nach
einer viel zu kurzen Nacht gerade aus
dem Bett gefallen sind. Der Wucht ihrer Performanz nahm das freilich nichts:
Die schweren Gitarrensounds von Aaron Beam und David Sullivan wälzen sich aus
den Boxen wie diese Pharao-Schlangen, die früher beim Tischfeuerwerk als
meterlange stinkende Rußwürste aus einem nur zentimeterhohen Zylinder krochen. Darunter
legt die Rhythmussektion aus Aaron Beam
(Bass) und Drummer John Sherman ein pulsendes, wummerndes Fundament. Dazu gibt
es Refrains, die wahlweise nach Katersonntag oder „Du kannst mich
mal!“-Attitüde klingen.
Dank allerlei kompositorischer Winkelzüge verlieren sich Red
Fang aber nicht im repetitiven Nirvana. In den trüben Tiefen unter der Oberfläche
lauert stets die nächste (unangenehme) Überraschung. So vielschichtig und
gemein sind manche Songs wie eine dieser abgepfiffenen Horror-Stories von
Schreckens-Altmeister H.P. Lovecraft.
Trotz aller abseitigen Schrulligkeit verabsäumen es Red Fang
nicht, den einen oder anderen Hit abzuliefern. Wie der Opener „Wires“ oder die
in den USA recht erfolgreiche Single „Blood like Cream“ oder das unverschämt abgehende
„Crows in Swine“ mit eingängigen Hooks und prallen Refrains beweisen.
Ach ja, ein nimmer versiegender quell der Freunde sind auch
die irrwitzigen Musik-Videos von Red Fang, in denen die Band unter anderem
blutrünstige Abenteuer mit durchgeknallten Rollenspielern oder durstigen
Bier-Zombies zu bestehen hat.
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