Die Donots bei Rock am ring 2017. Foto: Sven Mandel. |
Die Donots sind ein Phänomen: Nach fast einem
Vierteljahrhundert Bandgeschichte ist der Fünfer erfolgreich wie nie zuvor. Auf
den Festivals spielt man zu Spitzenzeiten und die Clubs sind ausverkauft. So
auch das Karlsruher Substage am Freitag, 9. März. Und trotz ansteigender Erfolgskurve
hat die Band aus Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen ein Kunststück vollbracht,
was vielen Kollegen misslingt. Sie hat sich über die Jahre musikalisch stets
weiterentwickelt und stetig neue Fans hinzugewonnen, ohne die alten zu
vergraulen. Und so sieht man im Club Alt-Punks, Hippster-Mädels, Metaller und
Studenten einträchtig gemeinsam steil gehen.
Stilistisches Scheuklappendenken konnte man den Donots ohnehin
noch nie vorwerfen. Auf die simple Pop-Punk-Formel lassen sie sich schon lange
nicht mehr reduzieren. Stattdessen kokettiert man mit sämtlichen artverwandten
Genres: rockige Gitarren, hymnische Hooklines, poppige Leichtfüßigkeit und
krachige Underground-Attitüde werden wild vermengt. So gibt es Ohohoh-Punk-Smasher
(„Dead Man Walking“), coole Midtempo-Rocker („Rauschen“), lässige Groover
(„Alle Zeit der Welt“), Emotion satt („Das Dorf war L.A.“) und melancholisch
Hymnisches („Eine letzte, letzte Runde“). Wobei das Klangsüppchen trotz allem Schwappen
über den musikalischen Tellerrand niemals in beziehungsweise auf die Hose geht.
Apropos Hose: Schon nach wenigen Songs ist die Stimmung am
Siedepunkt und die ersten Hüllen fallen. Wenn auch Gitarrist Guido Knollmann
dafür seine neue Hose drangeben muss („War ein Fehlkauf, sieht scheiße aus!“).
Dem schnell gefundenen Abnehmer aus dem Publikum will das Beinkleid indes auch
nicht so recht stehen, aber der Anblick eines circa 1,90-Gorillas, der sich in
eine 30/32-Hose zu zwängen versucht, wird dem Konzertgänger auch in den
abgeranztesten Punkrockschuppen nicht alle Tage geboten.
Doch zurück zur Musik! Ebenfalls lobenswert: Andere Bands
mit ähnlich langer Geschäftserfahrung würden den Fans einen Querschnitt ihrer
Karriere mit den größten Hits und ein, zwei neuen Nummern kredenzen. Nicht so
die Donots. Von den gut zwei Dutzend Songs, die heute gespielt werden, sind
rund 15 von den letzten beiden Alben (mit klarem Schwerpunkt auf dem aktuellen
Studiowerk „Lauter als Bomben“) und nur eine Handvoll von vor 2010. Die meisten
Lieder stammen also aus der deutschsprachigen Ära seit 2015. Und man muss
sagen, die Texte in heimischer Zunge von Ingo Knollmann kommen richtig gut. Kitsch
und Klischee à la Rosenstolz, Jennifer Rostock, Revolverheld und anderer
Schreckgestalten sucht man hier gottlob vergebens. Der Shit-Alarm des
Rezensenten springt zu keinem Zeitpunkt an!
Jedenfalls, das Gesamtpaket stimmt. Das Brüderpaar Ingo und
Guido Knollmann tobt unermüdlich über die Bühne. Die Fans feiern derweil alles
ab, was von vorne kommt. Vorne wird enthusiastisch rempelgetanzt, mitgeklatscht
bis in die letzte Reihe. Schon nach wenigen Songs stapeln sich mehrere Jungs in
halsbrecherischer Weise zur Karlsruher „Anti-Nazi-Pyramide“ und den Twisted
Sister Über-Hit „We're Not Gonna Take It“ schmettern alle mit, bevor das
Publikum mit einer letzten Zugabe von der gesamten band auf der Theke
verabschiedet wird. Das ist kein Punk, das ist kein Alternative, das ist kein
Pop. Das ist einfach Rock´n´Roll, gespielt von tätowierten Männern mit tief-hängenden
Gitarren. So gehört sich das, yeah baby!
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