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Freitag, 16. März 2018

Enojado: Mist and Thunder


Enojado (spanisch für Böse) aus Hamm haben schon einige Jährchen auf dem Buckel: Das Trio ist schon seit dem Jahr 2000 unterwegs. Entsprechend erwachsen klingt ihr Brodelnder Stoner-Rock, der ein wenig wie Karma To Burn mit Vocals klingt: Mächtig knackige Riffs, fett rollende Grooves, donnernde Drums, ein paar hämisch grinsende Breaks, dazu schweinecooler, super-laidback Gesang. Ihr Rauchköppe da draußen, was wollt ihr mehr?! 

Dienstag, 13. März 2018

Catapulco: Köln wie es rockt und progt



Catapulco frönen auf ihrem selbstbetitelten Debut dem Progressiven 70s-Rock der englischen Schule. Am besten haben sie im Unterricht bei Gentle Giant, Colloseum und Uriah Heep aufgepasst. Das Soundgemisch wäre dieser Tage ja weiter nix besonderes, aber die Kölner haben das in diesem Genre unerlässliche Händchen für Melodien und geschmeidige Arrangements. Außerdem geht Sänger Maze Voigt Streckenweise als Prima John Lawton-Zwilling durch. Da kann man sogar über Textzeilen wie „I am the fire and you are my gasoline“ und den albernen Bandnamen hinwegsehen.

Montag, 26. Oktober 2015

Endlich wieder reckless - Mit "Get Up!" schwört Bryan Adams dem Schnulzensängerdasein ab


Bryan Adams hat endlich wieder Bock auf Rock! Auf seinem neuen Album „Get Up!“ (Polydor), schlägt der Kanadier hörbar härtere Töne an: “If I am gonna go down/ I gonna go down rockin´“, singt Adams im Song „Go Down Rockin'“. Rockfans wird das freuen. Denn in den frühen 80er Jahren hatte sich Adams mit einem Doppelschlag von gleich zwei kanonischen Alben hintereinander, "Cuts Like a Knife" (1983) und „Reckless“ (1984), in ihre Herzen gespielt. Während der 90er Jahre missbrauchte Adams seine markante heisere Stimme dann aber für schlappe Balladen und Filmmusiken wie "All for Love" (Die drei Musketiere), "Please Forgive Me" und "Have You Ever Really Loved a Woman?" (Don Juan DeMarco) und wurde von der Rockgemeinde als Schnulzensänger abgestempelt.
Adams erstes Album mit neuen eigenen Songs in sieben Jahren markiert aber nicht nur die Rückbesinnung auf alte Rock-and-Roll-Tugenden, sondern auch die vollgültige Rückkehr seines alten Kompositionspartners Jim Vallance. Zusammen schrieb das Duo mit dem Händchen für geniale bis banale Melodien einige von Adams bekanntesten Songs wie "Straight From The Heart" oder eben "Summer Of '69". „Es ist einfach so passiert“, sagt Adams dem BRB am Rande eines Konzerts in Karlsruhe. „Wir haben nicht darüber geredet, eine Platte zu machen, wir haben nicht über Geld geredet, es gab keine Verhandlungen und keine Anwälte. Wir haben einfach Songs geschrieben und nach fünfzehn Monaten hatten wir ein Album.“ 
Bryan Adams live in the Color Line Arena, Hamburg, Germany, on June 3, 2007.Foto: Marco Maas

Adams sich mit einem überraschend harten Album zurück: „Auf allen meinen Platten gibt es rockige Momenten, aber ‚Get Up!‘ gehört ist sicher eines meiner drei härtesten Alben. Ich würde es irgendwo zwischen ‚Cuts Like a Knife‘ und ‚Reckless‘ einordnen“, so der Kanadier. Und tatsächlich, auf „Get Up!“ lässt es Bryan Adams, der in drei Wochen seinen 56sten Geburtstag feiert, endlich wieder krachen. Kaum ein Song ist länger als drei Minuten. Das treibende „Brand New Day“ dürfte jedes Stadion in Schwung bringen. Im stampfenden, waveig angehauchten „Thunderbolt“ quieken und fauchen die Gitarren. „‘Thunderbolt‘ sollte ursprünglich der Albumtitel lauten“, sagt der Musiker. „Ich hatte in Deutschland für die Zeitschrift Vogue eine Band fotografiert und dafür eine Gitarre mit Blitzen verziert“, erzählt Adams, der sich neben seiner dreißigjährigen Musikerkarriere einen internationalen Ruf als Fotograf erarbeitet hat. „Die fand ich dann so cool, dass ich sie behalten habe und gleich noch einen mit diesem Titel geschrieben habe.“ 
Doch schwingt Adams auf „Get Up!“ nicht nur den Donnerkeil: Ein flotter Country-Boogie wie der Opener „You Belong To Me“ oder das von einer pluckernden Gitarre und Handclaps getriebene “That´s Rock and Roll” könnte auch von den Traveling Wilburys sein, jener englisch-amerikanischen Supergruppe der Bob Dylan, George Harrison, Roy Orbison, Tom Petty und auch Jeff Lynne, Chef des Electic Light Orchestras, angehörten. Ebenso die den Geist den frühen 60er Jahre versprühende Ballade “Don´t Even Try”. All das verwundert nur, wenn man nicht weiß, dass Lynne bei der Entstehung von „Get Up!“ als Produzent fungierte. „Wenn jemand sagt, diesen oder jenen Song hätten auch Tom Petty oder Roy Orbison singen können, nehme ich das als Kompliment“, kommentiert Adams diesen Höreindruck. „Meine Musik war schon immer handgemacht und Jeffs Hintergrund ist der Rock and Roll. Er hat in den 60er Jahren schon Platten gemacht, die bis heute Geltung haben. Das hat einfach gepasst. Es war für mich das einfachste Album, das ich je gemacht habe.“ 
Musikalisch mag Bryan Adams eher rückgewandt sein, der technischen Entwicklung und deren Auswirkungen auf das Musikgeschäft ist er sich sehr bewusst. Er hält nichts von Streaming-Diensten wie Pandora oder Spotify: „Ich habe ungefähr 20 Alben draußen und ungefähr 700 Millionen Hits auf Youtube. Und raten sie mal, was meine Erlöse aus dem weltweiten Streaming der Jahre 2010 bis 2014 waren: 2500 Dollar!“ 
Da wird Bryan Adams große Welttournee, die er 2016 unternehmen will, vermutlich rentabler werden. Details dazu konnte er noch nicht nennen.

Freitag, 28. August 2015

Mit Choppern über den Friedhof knattern - Pentagram veröffentlichen "Curious Volume"


„Ich war 35 Mal im Entzug und bin 35 Mal wieder rausgekommen. Ich wurde zwei Mal angeschossen, zwei Mal mit Colts niedergeschlagen und lag acht Mal sterbend auf der Straße. Acht Mal hatte ich schwere Gehirnerschütterungen und zwölf Mal leichte. Von der Fixerei bin ich von Kopf bis Fuß mit Narben übersät. Ich wäre fast gestorben – und auf einer dieser Fahrten ins Krankenhaus war ich sogar zweimal klinisch tot“, sagt Bobby Liebling, Pentagram Frontmann und einer der größten Halunken und gleichzeitig tragischsten Figuren des Rock´n´Roll. Der Kreativität des Sängers scheint die jahrzehntelange schwerste Heroin- und Crackabhängigkeit, die in der Doku „Last Days Here“ bis ins erschreckendste Detail nachgezeichnet wurde, wenig Abbruch getan zu haben. Denn  mit „Curious Volume“, das heute, am 28. August, erschein, haben Pentagram gerade die in ihrer Gesamtheit locker stärkste Scheibe ihrer Karriere vorgelegt. 
 Missverstanden: Pentagran. Foto: Keith Hyde
Denn mit dieser Scheibe katapultieren sich des Teufels Hofnarr Bobby Liebling und sein getreuer August, der schon ein Jahr nach seinem endgültigen Ausstieg wieder zurückgekehrte Victor Griffin, mit Hochdruck ins nächste Jahrhundert – also ins 20ste, wir wollen den Steinkreis ja im Dorf lassen. Statt routiniert kultig ihren hergebrachten Gruft-Doom- und  Proto Metal abzuspulen, haben Pentagram ihren Sound um starke Stoner- und vor allem Classic-Rock-Elemente erweitert. So klingt der absolute Über-Hit „Misunterstood“, wie eine Kneipenschlägerei zwischen Led Zep, Sabbath und den Beastie Boys, die sich auf die Fresse hauen, um ein für alle Mal die Frage zu klären ob „Rock And Roll“, „Neon Knights“ oder „Fight For Your Right“ mehr Arsch tritt. Also ob das für solch eine fossile Band noch nicht genug der neuerungen wären, versuchen sich Pentagram mit dem Titeltrack sogar noch erfolgreich an einer Ballade. Oder treffender: An etwas, das gottlose Menschen, die nachts um zwölf mit gestrippten Triumph-Motorrädern über verrufene Friedhöfe in Neuengland knattern, für eine Ballade halten würden. Klassiker wie „Death Row“ oder „All Your Sins“ mögen  quasi unerreichbar sein. Aber diesmal sind Pentagram verdammt nahe dran. Kaufen oder die schrecklichen Konsequenzen tragen!