Axeman: Plüschi betreibt seit 10 Jahren die Alte Hackerei. Bild: Paul Needham. |
Diese Frage stellen Rockjournalisten gewöhnlich
ausschließlich verdienten Musikern zum runden Bühnenjubiläum: „Hättest Du am
Anfang Deiner Karriere gedacht, dass Du so lange dabeibleiben würdest?“ Aber
auch Christian Bundschuh, Betreiber der Alten Hackerei auf dem ehemaligen
Schlachthofgelände, die mit einem dreitägigen Konzertmarathon ab heute, Donnerstag, 11. Mai, ihr
zehnjähriges Bestehen feiert, hat sich diese Frage in der vergangenen Dekade redlich
verdient: 1200 Konzerte, hunderte Partys und skurrile Veranstaltungen wie die
berüchtigten Top oder Flop Abende (Platten werden meistbietend versteigert oder vernichtet). Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Die
Antwort lautet: „Nein“. Was beim alternden Recken, der im auf Jugendlichkeit
und schnellen Durchlauf ausgelegten Musikgeschäft eher weniger überrascht,
erstaunt hier schon, denn eine Kneipe macht man gewöhnlich „mal eben so“ eher
nicht auf, auch wenn es sich um eine Punkrock Bar handelt.
„Wir hatten anfänglich immer halbjährige Mietverträge“, berichtet Christian, den alle nur Plüschi nennen. Noch kurioser: „Das erste Konzert haben
wir gemacht, da lief noch der Schlachtbetrieb. Da haben wir donnerstags den
Schlüssel für den Schweinestall bekommen, den ganzen Tag geputzt und freitags
war dann Konzert. Am Samstag haben wir wieder geputzt und am Sonntag kam wieder
die nächste Ladung Schweine.“
Mit dem Ende des Schlachtbetriebs im Dezember 2006 kam auch
das Ende des vormaligen „Bistro zur alten Hackerei“. „Die haben dort Schnitzel
für die Metzger und die Schlachthofkunden gebraten“, erzählt Plüschi. Ein
Geschäftsmodell, was der Stadt als Vermieter offenbar nicht ins
Konversionskonzept passte. „Das war natürlich etwas blöd für die“, räumt Plüschi ein, „aber dafür gut für uns“. Und nach dreimonatiger „farblicher
Renovierung, von mintgrün auf blutrot“ eröffnete am 4. Mai 2007 die neue Alte
Hackerei.
Zunächst nur im vorderen kleinen Bar-Raum mit Bühne lief damals der
Konzertbetrieb an, mit Bands aus den Subgenres von Punk und Metal und
regelmäßig auch lokalen Gruppen. Kein Konzept mit dem sich große Reichtümer
anhäufen lassen: „Leute mit Konzerten hinter dem Ofen hervorzulocken ist
schwer“, sagt Plüschi. Besonders in Zeiten, in denen die jungen Leute
immer weniger ausgehen. „Viele bleiben lieber zu Hause und zocken am Computer
oder haben eben auch viel zu tun. Als Student bist du früher auch unter der
Woche weggegangen, das ist heute kaum noch möglich“. Konstatiert der
49-Jährige. Aber man müsse sich sein Publikum eben auch heranziehen. Und das
gelinge inzwischen immer besser. Das Schlachthofareal belebe sich immer mehr.
„Es kommen immer noch Leute, die sagen ‚was ist das denn hier, das kenne ich ja
noch gar nicht‘.“
Die „Hacke“, wie der Laden mit dem markanten
Metzgerbeil-Emblem im Volksmund heißt, ist über die Jahre mit seinem Publikum
gewachsen. Zum Konzertraum sind noch ein Biergarten und ein Gastraum mit
zweiter Bar gekommen. Vor allem Letzterer soll zukünftig mehr belebt werden
durch Auftritte von Singer-Songwritern und Kleinkünstlern.
Doch jetzt wird erst einmal hart gefeiert: Den Anfang machen
am heutigen Donnerstag ab 21 Uhr die Trad-Metaller Night Demon und The Devils
(Garagepunk). Freitag geht es weiter ab 20.30 Uhr mit Bambix (Punk), Danger!Man
(Hardcore) und The Idiots (Deutschpunk). Samstags spielen ab 20.30 Uhr Lombego
Surfers (Voodoo Garage Rock), Black Magic Six (Trash Blues) und die Hackfressen
(Hackerei-Mitarbeiter-Band). Außerdem zu sehen gibt es Rock-Fotografie von Paul
Needham.
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