Samstag, 8. September 2012

Mehr Psycho als Billy: Demented Are Go, Fr. 7.9.2012, Universum Stuttgart

Hätte die Psychobilly-Freundin gewusst, dass das Demtented Are Go-Konzert Tagestipp im Stuttgarter Stadt-Magazin war, hätte sie wahrscheinlich schon um fünf in Karlsruhe aufbrechen wollen („Hoffentlich gibt´s überhaupt noch Karten!“). Zum Glück schlugen wir Dank ausgeklügelter Verzögerungstaktiken meinerseits dann doch erst gegen neun im Universum-Club auf. Denn a) trat der befürchtete Kartenmangel, angesichts der Tatsache, dass der demographische Wandel auf die Psycho-Szene – wenn sich in ihr sonst schon nix tut – voll durchschlägt und folglich ein Andrang von weit über zweihundert Besuchern, von denen sich ein Gutteil die Rasur des Hinterkopfes mittlerweile Sparen kann, kaum zu erwarten war, nicht ein. Und b) erhoben sich Demented erst nach halb elf aus ihren Gräbern, ohne jede Rücksicht auf die unter a) geschilderte Verfassung ihres Publikums. Als es endlich doch losgeht, schlurft Mark „Sparky“ Philips auf die Bühne, lustlos, als sei er exumiert worden, nicht auferstanden. Nun, dreißig Jahre sind eine lange Zeit, besonders wenn der Berufsweg, wie bei Sparky, von einem Exzess zum nächsten führt. Da kann man schonmal das Flat hängen lassen. Also zurück in die Kiste und Deckel drauf? No Senor! Als bei Song Nummer Vier, „Daddy´s Makin Monsters“, die ersten treuen Kunden ihre morschen Knochen wreckend gegeneinander werfen scheint auf einmal auch „One-Man-Riot-Machine“ aus Wales heisszulaufen. Entgegen früherer Zeiten scheint der Frontmann seine Alkohol- und Drogenexzesse zurückgeschraubt zu haben, trinkt während der Schau nicht mehr als zwei Bier, ghult und grölt aber nichtsdestotrotz herrlich psychotisch über die Bühne, wie zu schlechtesten Zeiten. Die derzeitige spieltechnisch fitte Besetzung tut ihr Übriges, allen voran Heartbreak Engines-Basser Grischa. In der Folge geht die Meute mächtig mental , zu Songs vom vorzüglichen neuen Album "Welcome Back To Insanity Hall" („Bodies In The Basement“, „Lucky Charm“, „Heads On Poles“ und ganz besonders „Retard Whore“) genauso wie zu Klassiken wie „One Sharp Knife“, "PVC Chair" oder "Busted Hymen". Herrlich. Nach dem obligatorischen Gene Vincent-Cover "Be Bob A Lula" ist dann erstmal Schluss, doch werden Demented bei schon brennendem Saallicht noch zweimal rausgeklatscht, bevor Drummer Criss Damage wie gefordert seinen Drink an der Bar bekommt und ich endlich ins Bett komme. So macht man aus Überalterung eine Tugend: Stay Demented!

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