Ein Mann, ein Hut: Kinky Friedman. Foto: Promo |
Ihr legt eine Line aus Salz, schnupft das Salz, träufelt
euch die Zitrone ins Auge – dann stürzt ihr den Schnaps hinunter. Früher habe
er Guiness bevorzugt, erklärt Friedman, aber davon sei er abgekommen. „Denn
schließlich hat nur das Guiness die Iren davon abgehalten, die Weltherrschaft
zu erringen.“ Tequila hingegen sei die flüssige Entsprechung von Barry Manilow:
„Er gibt dir für ein sehr gutes Gefühl – für eine sehr kurze Zeit.
Erfrischt vom „mexikanischem Mundwasser“ stimmt Friedman
Woody Guthries berühmte Outlaw-Motitat "The Ballad of Pretty Boy Floyd” an,
einem in den 1930er Jahren populären Bankräuber mit sozialer Ader. Es folgen
ein paar Witze über Politiker: „Poli heißt viele und Tics (engl: Läuse, Anm. d.
Verf.) sind blutsaugende Parasiten!“ Und Wahlkampfanekdoten: „Wenn ich sterbe,
möchte ich, dass meine Asche im Haar von Rick Perry (bis 2015 Gouverneur von
Texas, Verf.) verstreut wird.“ Sowie der eine oder andere Schwank aus der
Kindheit: „Ich wurde in Chicago geboren, lebte dort ein Jahr und fand keine
Arbeit. Dann zog ich nach Texas, wo ich seither auch nicht gearbeitet habe.“
Natürlich dürfen auch die größten Hits nicht fehlen: "They Ain't Makin' Jews Like Jesus Anymore", ein Song in dem Kinky verbal und physisch einen weißen Rassisten
zurechtweist, der in einer Bar Schwarze, Juden und Griechen beleidigt. Und
"Get Your Biscuits in the Oven and Your Buns in the Bed", ein Song
der den Feminismus auf die Schippe nimmt und Friedman einst den "Male
Chauvinist Pig Award" der National Organization for Women
eingebracht hat. „Ein Preis auf den ich noch heute sehr stolz bin!“
Man sollte allerdings nicht den Fehler begehen, den Kinkster
für einen bloßen Blödelbarden zu halten: Dwight Yoakams „Rapid City, South
Dakota“, „vielleicht der Einzige Country Song, der das Recht auf Abtreibung
befürwortet“ macht betroffen. Merle Haggards “Hungry Eyes“, das die
hoffnungsvolle Verzweiflung einer amerikanischen Trailer-Trash-Familie in
düstere Worte fasst gerät ihm anrührend. Ebenso "The Ballad of Ira
Hayes". Der durch Johnny Cash bekanntgewordene Folk-Song von Peter La Farge erzählt die Geschichte Ira Hayes,
einem von sechs US-Soldaten, die mit dem Hissen der Flagge auf Mount Suribachi während der Schlacht um die Pazifikinsel Iwo Jima im
zweiten Weltkrieg Ruhm erlangten. Kriegsheld Hayes, ein Pima Indianer, ertrank
später im Suff in einer Pfütze.
Als die Zeit zum Abschied naht und tippt Friedman noch
einmal an die Krempe seines Hutes Schwarzer und stolziert im sich bauschenden
schwarzen Gehrock Hände-Schüttelnd und den erhobenen Zeige- und Mittelfinger
zum Siegeszeichen spreizend in den Sonnenuntergang, Verzeihung, aus dem Saal.
„Wenn Sie heute Abend noch fahren müssen – vergessen sie ihr Auto nicht!“ Kinky
Friedman vereint die phrasendrescherische Talkshow-Eloquenz des Politikers mit
dem Charme des liebenswerten Aufschneiders und der Glaubwürdigkeit des Streiters
für eine bessere Welt. Er ist und bleibt ein Original!
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