Donnerstag, 5. März 2015

They Ain't Makin' Jews Like Kinky Anymore!


Ein Mann, ein Hut: Kinky Friedman. Foto: Promo
Autor, Musiker, Humorist, Politiker, Cowboy und sogar Philosoph: Kinky Friedman hat in seinem Leben schon viele Rollen gespielt. Der 70-Jährige hat knapp zwei Dutzend Kriminalromane geschrieben, war mit Bob Dylan auf Tour und mit seiner Band, den Texas Jewboys, erfolgreich. Berühmt, oder besser berüchtigt, wurde Friedman in den 70ern mit schrillen Westernsong-Parodien wie "Get Your Biscuits in the Oven and Your Buns in Bed" oder "Ride ´em Jewboy". 2006 kandidierte er erfolglos als Gouverneur von Texas. Früher hätte man einen wie Kinky Friedman einfach ein Unikum genannt. Eine Type, die die Stammgäste in der Eckkneipe für ein paar Schnäpse mit so oft gehörten wie selten geglaubten Geschichten unterhält. Egal in welcher Funktion er gerade unterwegs ist, Kinky Friedman hat aus dem Part des komischen alten Kauzes eine ganze Karriere gemacht. Jetzt steht „Der Kinkster” wie er sich selbst gerne nennt auf der Bühne im großen Saal des Jubez und erklärt mit einem Glas in der Hand und einem enormen schwarzen Stetson auf dem Kopf, wie man auf Texas-Art Tequila trinkt.
Ihr legt eine Line aus Salz, schnupft das Salz, träufelt euch die Zitrone ins Auge – dann stürzt ihr den Schnaps hinunter. Früher habe er Guiness bevorzugt, erklärt Friedman, aber davon sei er abgekommen. „Denn schließlich hat nur das Guiness die Iren davon abgehalten, die Weltherrschaft zu erringen.“ Tequila hingegen sei die flüssige Entsprechung von Barry Manilow: „Er gibt dir für ein sehr gutes Gefühl – für eine sehr kurze Zeit.
Erfrischt vom „mexikanischem Mundwasser“ stimmt Friedman Woody Guthries berühmte Outlaw-Motitat "The Ballad of Pretty Boy Floyd” an, einem in den 1930er Jahren populären Bankräuber mit sozialer Ader. Es folgen ein paar Witze über Politiker: „Poli heißt viele und Tics (engl: Läuse, Anm. d. Verf.) sind blutsaugende Parasiten!“ Und Wahlkampfanekdoten: „Wenn ich sterbe, möchte ich, dass meine Asche im Haar von Rick Perry (bis 2015 Gouverneur von Texas, Verf.) verstreut wird.“ Sowie der eine oder andere Schwank aus der Kindheit: „Ich wurde in Chicago geboren, lebte dort ein Jahr und fand keine Arbeit. Dann zog ich nach Texas, wo ich seither auch nicht gearbeitet habe.“
Natürlich dürfen auch die größten Hits nicht fehlen: "They Ain't Makin' Jews Like Jesus Anymore", ein Song in dem Kinky verbal und physisch einen weißen Rassisten zurechtweist, der in einer Bar Schwarze, Juden und Griechen beleidigt. Und "Get Your Biscuits in the Oven and Your Buns in the Bed", ein Song der den Feminismus auf die Schippe nimmt und Friedman einst den "Male Chauvinist Pig Award" der National Organization for Women eingebracht hat. „Ein Preis auf den ich noch heute sehr stolz bin!“
Man sollte allerdings nicht den Fehler begehen, den Kinkster für einen bloßen Blödelbarden zu halten: Dwight Yoakams „Rapid City, South Dakota“, „vielleicht der Einzige Country Song, der das Recht auf Abtreibung befürwortet“ macht betroffen. Merle Haggards “Hungry Eyes“, das die hoffnungsvolle Verzweiflung einer amerikanischen Trailer-Trash-Familie in düstere Worte fasst gerät ihm anrührend. Ebenso "The Ballad of Ira Hayes". Der durch Johnny Cash bekanntgewordene Folk-Song von Peter La Farge erzählt die Geschichte Ira Hayes, einem von sechs US-Soldaten, die mit dem Hissen der Flagge auf Mount Suribachi während der Schlacht um die Pazifikinsel Iwo Jima im zweiten Weltkrieg Ruhm erlangten. Kriegsheld Hayes, ein Pima Indianer, ertrank später im Suff in einer Pfütze.
Als die Zeit zum Abschied naht und tippt Friedman noch einmal an die Krempe seines Hutes Schwarzer und stolziert im sich bauschenden schwarzen Gehrock Hände-Schüttelnd und den erhobenen Zeige- und Mittelfinger zum Siegeszeichen spreizend in den Sonnenuntergang, Verzeihung, aus dem Saal. „Wenn Sie heute Abend noch fahren müssen – vergessen sie ihr Auto nicht!“ Kinky Friedman vereint die phrasendrescherische Talkshow-Eloquenz des Politikers mit dem Charme des liebenswerten Aufschneiders und der Glaubwürdigkeit des Streiters für eine bessere Welt. Er ist und bleibt ein Original!

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