Männer spielen Musik. Sie tragen schwarze Anzüge und Bärte
und sehen so eher aus wie Halsabschneider denn als Musiker (oder Musiker aus
einer Zeit, in der das noch ein und dasselbe war). Auch die Musik ist schwarz, tiefschwarz:
Blues, Soul, Dark Jazz. Roots Musik, die in psychedelischer Formlosigkeit
aufgeht. Die Soundtracks von Nick Cave und Warren Ellis kommen in den Sinn.
Erstaunlich, welche Wucht die Band mit zwar verstärkten, aber nicht elektrifirzierten
Instrumenten wie Stehbass und Westerngitarre entfaltet.
Da den Arrangements bis auf ein gelegentliche repetitive
Riffs, Licks oder Grooves weitgehend die Strukturen fehlen, käme beim Zuhören aber
wohl doch irgendwann strapaziöses Dentalpraxen-Feeling auf, wäre da nicht
Claudius Pratt, der Angeryman, der Reverend, der mit goldberingten Händen mysteriöse
Heilmittel für allerlei moderne Beschwerden anbietet. Ganz zuvorderst Langeweile.
Gesanglich gibt der in Dänemark lebende Exil-New-Yorker
so eine Art Afro Srceaming Lord Sutch. Seine Körpersprache wechselt
zwischen Soul-Man, Baptistenprediger und Vodoo-Priester: Booty shaking,
Armerudern, Körperzucken, Augenrollen. Schweißtreibend, hemmungslos, intensiv,
hypnotisch. Klarer Fall: Dieser Reverend lebt nicht zölibatär, in seinem
Gesangbuch sind Bilder von nackten Weibern, seine Messen feiert er um
Mitternacht, sein Taufbecken ist voller Whiskey, sein Weihrauch stinkt nach
Schwefel und sein Chrisam ist aus Schlangenfett. Kurz: Seine Kirche ist „on the wrong side of
town“. Und jeden verdammten Augenblick rechnet man damit, dass Frauen
ihre Brüste entblößen, Vipern durch die Reihen gereicht werden wie in den
Hinterwäldler-Pfingstgemeinden der Appalachen oder der Reverend zumindest eine
schwarze Katze am Schwanz über seinem Kopf kreisen lässt.
Am Ende fehlt bei aller Emotionalität aber dann vielleicht
doch der Schuss Pop-Appeal, auf den selbst die alten Bluesmänner immer so
penibel geachtet haben. Dass Pratt und Company auch Songs schreiben können,
blitzt mitunter auf in dem ganzen verschwitzten Budenzauber. Zum Beispiel beim
Rausschmeißer „Farewell All Good People“, einer sensiblen Gospel-Ballade. Ein
paar mehr solche Ohrwürmer und diese Band wäre nicht mehr zu stoppen. Trotzdem: ein Erlebnis.
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