Beschwerden
gab es zwar nicht. Wegen meiner Tätigkeit als Musikjournalist sind meine
Nachbarn leidgewohnt. Über die teils unmenschlichen Geräusche, die während der
vergangenen Tage aus meinem Arbeitszimmer drangen, dürften sie sich vermutlich
aber doch gewundert haben. Grund für die
Kakophonie war meine Versuchsreihe mit dem Online-Stimmtest „Coreprobe“. Der
User kann damit testen, was seine Stimmbänder hergeben.
Mikro
am Rechner einschalten, reinbrüllen und den Ton zwei Sekunden lang halten,
lautet die Anleitung. Also los: Zum warm werden versuche ich es im Schongang
und intoniere den Johnny Cash Klassiker „Cocaine blues“. Das T-Bone-Mikrophon auf
dem Bildschirm beginnt zu vibrieren, dann zu rauchen und geht schließlich mit
lautem grollen in einer roten Feuerwolke auf. Wau!
Auf
der bis 160 reichenden Messskala am unteren Bildschirmrand pendelt sich gleichzeitig
der Zeiger beim Wert 40 ein. Kein berauschender Stimmkraftwert. Zusätzlich gibt
es aber noch eine bildsprachliche Bewertung wie beim „Hau den Lukas“ auf dem
Rummel. Da komme ich auf „Alphorn“. Immerhin nicht gerade als leises Instrument
bekannt.
Mit dem Refrain von „Anarchy in the UK“ steige ich um auf etwas höhere Lagen, gebe mehr Druck aufs Zwerchfell und pushe den Zeiger hoch auf 90: „Katzenbaby“. Hat die Maschine ´ne Macke? „Vermutlich ist ein Katzenbaby gemeint, das Sid Vicious gerade am Schwanz packt und über seinem stacheligen Kopf schwingt“, sage ich mir. Ja, so muss es sein.
Mit dem Refrain von „Anarchy in the UK“ steige ich um auf etwas höhere Lagen, gebe mehr Druck aufs Zwerchfell und pushe den Zeiger hoch auf 90: „Katzenbaby“. Hat die Maschine ´ne Macke? „Vermutlich ist ein Katzenbaby gemeint, das Sid Vicious gerade am Schwanz packt und über seinem stacheligen Kopf schwingt“, sage ich mir. Ja, so muss es sein.
Ich
ändere meine Taktik und experimentiere mit Chris Reifert-mäßigen Growls und
ende – wieder als Katzenbaby. Hmpf! Auf gutturalem Wege komme ich hier
offensichtlich nicht weiter. Also versuche ich es mit einem verzweifelten so
lang gezogenen wie durchdringenden Hair-Metal-Ära-Whitesnake-Still-of-the-night-Schrei.
Und siehe da (obwohl ich wieder nicht über 90 hinauskomme): „Darth Vader“.
Zweifelsohne ein Schritt nach oben auf der Metal-Skala. Andererseits erscheinen
die Bewertungen von Coreprobe somit etwas willkürlich, der Sith Lord trumpft ja eigentlich
eher selten mit seinem Sopran auf. (Seine Version von "Bohemian Rhapsody" hat das mehr als deutlich gezeigt.)
Jetzt
stimme ich KSC-Fangesänge an und erreiche damit den respektablen Wert von 60: „Bruce
Springsteen“. Dass er „Boss“ ist, kann mein Herzensverein im Moment leider
nicht von sich behaupten.
Zum
Schluss gebe ich mit unverfälschter Stimme nochmal alles und jage die Tachonadel
auf 120 hoch: „Wütender Ork“. Na also, geht doch.
Die
Coreprobe ist Bestandteil der Website Knaben-Core. Auf der gibt es noch andere Growl-Spielereien. Hinter der Aktion stehen
GeloRevoice Halstabletten von Pohl-Boskamp.
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