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Donnerstag, 6. Oktober 2016

Broadway statt Rock´n´Roll - Kiss live in Las Vegas

Im Vorvergangenen Jahr packten die legendären Hardrocker Kiss ihre Schminkköfferchen und brachen auf ins nicht weniger sagenhafte Spielerparadies Las Vegas, um im dortigen Hard Rock Hotel eine Reihe von Shows zu spielen, die auch gefilmt wurden. Im Frühjahr diesen Jahres wurde  „Kiss Rocks Vegas“ für einen Tag in ausgewählten Kinos weltweit gezeigt. Jetzt liegt der Konzertfilm auf DVD vor.
Angesichts zahlreicher bereits existierender Live-Dokumente aus den verschiedensten Schaffens- und Besetzungsphasen der Band stellt sich natürlich die Frage, muss sich der Fan sich das Filmchen ins Regal stellen?
Ein Pro wäre vielleicht, dass mit „Tears Are Falling“ (aus der Non-Makeup-Ära), „Psycho Circus“, „War Machine“ und „Hell Or Halleluja“ ein paar seltener live gespielte Songs enthalten sind. Andererseits fällt es beim Anschauen schwer zu glauben, dass sich diese perückentragende Seniorengruppe in einer fernen Vergangenheit einmal mit einer anderen – inzwischen ebenfalls arg gerupften – Band namens AC/DC um den ersten Platz auf dem Treppchen rangelte, wenn es darum ging, wer auf dem Planeten die härtesten Gitarrenriffs in Petto hatte. 

Feuer und Flamme: Kiss in Vegas Foto: Universal
Klar fährt der Drumriser bei Kiss noch immer höher als anderswo und es rumst und kracht an allen Ecken und Enden. Das Feuerwerk kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kiss heute mehr einer Broadway als einer Rock´n´Roll-Show gleichen.
Ein weiterer Kaufanreiz wäre die spektakuläre Spider-Bühne gewesen, die europäische Fans bisher nicht zu Gesicht bekamen. Weil das „The Joint“ mit 4000 Plätzen aber recht klein ist, kam sie nicht zum Einsatz.
Routiniertes Showmanship von Gene, Paul und Co. Foto: Universal

Mittwoch, 23. September 2015

Stimmtest "Coreprobe" - Miezekätzchen oder wütender Ork?


Beschwerden gab es zwar nicht. Wegen meiner Tätigkeit als Musikjournalist sind meine Nachbarn leidgewohnt. Über die teils unmenschlichen Geräusche, die während der vergangenen Tage aus meinem Arbeitszimmer drangen, dürften sie sich vermutlich aber doch  gewundert haben. Grund für die Kakophonie war meine Versuchsreihe mit dem Online-Stimmtest „Coreprobe“. Der User kann damit testen, was seine Stimmbänder hergeben.
Mikro am Rechner einschalten, reinbrüllen und den Ton zwei Sekunden lang halten, lautet die Anleitung. Also los: Zum warm werden versuche ich es im Schongang und intoniere den Johnny Cash Klassiker „Cocaine blues“. Das T-Bone-Mikrophon auf dem Bildschirm beginnt zu vibrieren, dann zu rauchen und geht schließlich mit lautem grollen in einer roten Feuerwolke auf. Wau!
Auf der bis 160 reichenden Messskala am unteren Bildschirmrand pendelt sich gleichzeitig der Zeiger beim Wert 40 ein. Kein berauschender Stimmkraftwert. Zusätzlich gibt es aber noch eine bildsprachliche Bewertung wie beim „Hau den Lukas“ auf dem Rummel. Da komme ich auf „Alphorn“. Immerhin nicht gerade als leises Instrument bekannt.
Mit dem Refrain von „Anarchy in the UK steige ich um auf etwas höhere Lagen, gebe mehr Druck aufs Zwerchfell und pushe den Zeiger hoch auf 90: „Katzenbaby“. Hat die Maschine ´ne Macke? „Vermutlich ist ein Katzenbaby gemeint, das Sid Vicious gerade am Schwanz packt und über seinem stacheligen Kopf schwingt“, sage ich mir. Ja, so muss es sein.
Ich ändere meine Taktik und experimentiere mit Chris Reifert-mäßigen Growls und ende – wieder als Katzenbaby. Hmpf! Auf gutturalem Wege komme ich hier offensichtlich nicht weiter. Also versuche ich es mit einem verzweifelten so lang gezogenen wie durchdringenden Hair-Metal-Ära-Whitesnake-Still-of-the-night-Schrei. Und siehe da (obwohl ich wieder nicht über 90 hinauskomme): „Darth Vader“. Zweifelsohne ein Schritt nach oben auf der Metal-Skala. Andererseits erscheinen die Bewertungen von Coreprobe somit etwas willkürlich, der Sith Lord trumpft ja eigentlich eher selten mit seinem Sopran auf. (Seine Version von "Bohemian Rhapsody" hat das  mehr als deutlich gezeigt.)
Jetzt stimme ich KSC-Fangesänge an und erreiche damit den respektablen Wert von 60: „Bruce Springsteen“. Dass er „Boss“ ist, kann mein Herzensverein im Moment leider nicht von sich behaupten.
Zum Schluss gebe ich mit unverfälschter Stimme nochmal alles und jage die Tachonadel auf 120 hoch: „Wütender Ork“. Na also, geht doch.
Die Coreprobe ist Bestandteil der Website Knaben-Core. Auf der gibt es noch andere Growl-Spielereien. Hinter der Aktion stehen GeloRevoice Halstabletten von Pohl-Boskamp.