Los Paraguayos auf Acid: Xixa. |
Bands, die
sich auf die drogenseligen Endsechziger- und Frühsiebziger Jahre berufen und
historischen Instrumenten sowie ebensolchem Equipment effektüberladene
Schwurbelsounds entwinden, sind mittlerweile so Zahlreich wie die Blütenstauden
an einer wohlgediehenen Hanfpflanze. Da ergeht es dem Hörer wie dem
LSD-Konsumenten: Bei zu häufigem Genuss lässt irgendwann die Wirkung nach. Da
sind Xixa genau das richtige Gegenmittel. Denn das Sextett aus dem
US-Wüstenstaat Arizona, das am Donnerstag, 13. April, im Jubez zum stimmungsvollen
Acid-Test lud, verbindet duster-psychedelische Krötenlecker-Klänge mit
schwitzigen Latin-Rhythmen. Und das macht – Spaß.
Die Aufgabe
des Anheizers übernahmen Tan LeRacoon um die Hamburger Szene-Figur Tanju Börü:
Tupfenhemdiger Pfiffelrock, meandernd zwischen 60s-Folk und Punk, Jefferson
Airplane und The Saints, inbrünstig vorgetragen, eifriges Zehentippen beim
Publikum.
Xixa sind
freilich eine ganz andere Nummer: Das Bandleader-Paar Brian Lopez und Gabriel
Sullivan sehen aus wie der junge Bob Dylan und eine mexikanische Version von
Vampirjäger van Helsing. Die Musik bleibt mehr oder weniger im Rahmen dieses
Bildes. Wer angesichts der Vokabel „Latin“ ohrenschmeichlerisches
Santana-Gezuppel oder fröhliches Salsa-Hoppe-Hoppe-Reiter erwartet hatte, wurde
enttäuscht. Xixa klingen vielmehr als hätten Los Paraguayos ihr Fable für
Horror-Surf-Punk, abgedrehten Spacerock und schrullige Elektro-Sounds entdeckt.
Zugegeben: Auf dem Papier ist das keine sonderlich stimmige Mischung. Aber Dank
schamanischer Percussion-Einlagen, höllisch eingängiger Twin-Gitarren-Licks und
der ein oder anderen pfiffigen Gesangsmelodie schmeckt diese Medizin keineswegs
bitter.
Hält man
sich vor Augen, dass auch Schock-Rock-Übervater Alice Cooper seine ersten
musikalischen Gehversuche in Phoenix, Arizona, unternahm, ergibt das ganze
Unterfangen von Xixa auch schon wieder mehr Sinn (Winston Watson am Schlagzeug
soll sogar mal für den Altmeister getrommelt haben). Und auch bei Lopez und
Sullivan war die Liebe für scharfkantige Gitarrensounds und Alt-Americana schon
da, als sie begannen, ihre Lateinamerikanischen Wurzeln zu ergraben und dabei
auf Chicha und Cumbia stießen.
Und: Ihre
Medizin wirkt. Im Gleichtackt mit der sechsköpfigen Band, die auf spitzen
Sohlen über die Bühne wippt, schunkeln die rund 60 Anwesenden selbstvergessen
dem Tanzverbot entgegen.
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