Eines steht fest: Guts Pie Earshot sind nicht unoriginell: Die im Laufe der Jahre auf Duo-Größe geschrumpfte vormalige Punk-band aus Berlin und Münster spielt – ein Exempel für den mitunter bereichernden Ef-fekt personeller Reduzierung - „Punk ohne Gitarre“, „Techno ohne Sequencer“ und „Drum ’n’ Bass ohne Bass“. Letzteres trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf, denn Rizio spielt tatsächlich keinen Bass, sondern e-ben Cello. Konzeptionell klingt das recht überzeugend, entsprechend gut besucht für einen Dienstagabend ist das Jubez.
Eingestimmt wird das Publikum mit flippigem Hardcore-Punk von Cloak/Dagger aus Rich-mond, Virginia – überzeugend vor allem Col-lin Barth an der Gitarre mit virtuosem X-Fuß-Posing. GPE beginnen dann eher dezent. Das Cello säuselt lieblich verzerrt vor sich hin, bis das Schlagzeug, zunächst vor sich hinklimpernd, schließlich die erste Brachial-Attacke einläutet. So geht es im dynamischen Wechsel munter fort. Dass GPE trotz minimalistischer Besetzung dabei gänzlich auf elektronische Stützen wie Sampler oder Laptop verzichten, ist bemer-kenswert und verlangt sicherlich die Ver-wendung von einigem Gehirnschmalz auf die musikalische Umsetzung. Ist man allerdings nicht in bierseeliger Tanzlaune, sind GPE zum Zuhören auf Dauer wieder Erwarten dann doch ein wenig eintönig. Schlagzeuger Scheng ist nun mal kein Marco Minnemann sondern ein etwas vielseitigerer Punkro-cker. Sein Beatspektrum bewegt sich zwi-schen Rammstein-Stampf und Highspeed-Polka. Der Cellosound wabert meist irgendwo zwi-schen sphärischem Gedröhn und orientalisch anmutenden Patchouli-Melodien - dass man mit etwas mehr Virtuosität und leicht er-weiterter Besetzung noch einiges mehr aus dem Genre rausholen kann, zeigen zum Bei-spiel E3 aus Spanien. Doch um musikalische Finesse geht es GPE ja auch gar nicht. Par-ty lautet das Motto und da lag man mit dem Einsatz der Zutaten Stampf und Patchouli ja noch nie ganz falsch: ersteres gefällt Alt-punks, Discogängern und Maschinenbau Stu-denten gleichermaßen, letzteres stellt die mitgebrachten Freundinnen ruhig und lässt alternde Hippie-Mädchen mit Sternen in den Augen einmal mehr dem Bauchtanz frönen. So kann man sich treiben lassen wie auf einer Techno Party, Pogen, wie auf einem Punk-Konzert oder sogar in Helikopter-Manier die Haarmatte kreisen lassen . Begeisterung auf ganzer Linie also? In bierseeliger Tanzlaune, ja.
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