Haben die Jungen Bands heutzutage eigentlich keine Freunde mehr? Sitzen sie nur noch weltabgewandt in feuchten lichtlosen Probekellern und haben vor lauter eigenbrödlerischem Feilen an neuen Spieltechniken den Kontakt zur Außenwelt (Publikum) vergessen? Oder hat sich gar die komplette Interaktion zwischen Bands und Fans in Internetzwerke wie Myspace und Facebook verlagert? Zu solchen Fragen nötigt eine durchaus jämmerliche Kulisse von 250 Besuchern beim - immerhin - Semi-Finale des New.Bands.Festivals. Bei sechs antretenden Gruppen mit durchschnittlich vier Musikern, sind das gerade zehn Leutchen pro Nase. Die Zeiten in denen man auch zwanzig Kilometer in den Nachbarort pilgerte, um die bewunderten Musikerkumpels zu unterstützen, sind also offensichtlich vorbei.
Das ist schade, denn zu Zeiten in denen Konzertbesuche aus Kostengründen zu Quartalsereignissen zu werden drohen, kann man bei solcherlei Ereignissen für kleines Geld durchaus mitreißende Musik entdecken. Bestes Beispiel: Full Spin. Frontfrau, oder besser Frontsau, Steffi röhrt ins Mikro, reißt die Gitarre hoch, schüttelt das Haar und befehligt nebenher ihre beiden Mitmusiker. Die personelle Zwangsreduktion durch krankheitsbedingten Ausfall des Leadgitarristen macht das blonde eins-sechzig Energiebündel locker durch Nette-Schlampe-Von-Nebenan-Charme wett. Das fehlende Gitarrengegniedel tut dem wuchtigen US-Rock der „Spinner“ ohnehin keinen Abbruch. Nein, es begünstigt sogar die musikalische Entfaltung.
Da hat selbst das weibliche Doppelpack Biestig mit seinem reduzierten Protopunk wenig entgegenzusetzen. Dennoch retten sich Anne und Jule mit geballter Herzlichkeit und Zwillingspower, über alle schief gesungenen Töne und spieltechnischen Rumpeleien hinweg, an zweiter Stelle in die Endausscheidung. Wohl dem, der sich ein Genre wählt, in dem derartige Feinheiten nur die zweite Geige spielen. Daran hätten die schwer progressiv angehauchten Postrocker von Brainsheep vielleicht auch einige Gedanken verschwenden sollen. Denn Schiefer Gesang bringt nun mal, gleich den Posaunen von Jericho, selbst die gewaltigsten Gitarrenwände zum Einsturz. So einfach ist das. Genau anders herum war´s bei den musikalisch ebenfalls beeindruckenden Aerial Image: Wenn es gegen besagte Gitarrenwände geht, brauchst du zwingend eine Posaune, denn mit ´ner Panflöte kommst du nicht weit. Jedenfalls nicht ins Finale am Samstag, 21.11., 20Uhr, im Jubez.
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