Sonntag, 11. November 2012

Biker-Rock für den Schlafwagen – Eric Sadinas, Do., 8. Nov., Kulturhalle Remchingen

Eric Sardinas mangelnde musikalische Bandbreite vorzuwerfen wäre unfair. Schließlich spielt der US-Gitarrist aus Fort Lauderdale nicht nur Blues sondern auch Boogie Woogie! Scherz beiseite: nichts gegen die liebevolle Pflege überkommener Musik-Stile, aber was der in Westernhemd und Texas-Mütze auflaufende Sardinas und seine Band Big Motor am Donnerstag in der Kulturhalle Remchingen abliefern, ist einförmiger Biker-Feten-Rock, der augenscheinlich irgendwo zwischen Detroit und dem Mississippi-Delta vom Lastwagen gefallen ist. Anachronistisch wie Bügelfalten in Schlaghosen. Mit zwei Promille im Blut mag so ein Nostalgie-Trip noch Spaß machen, aber nüchtern betrachtet fehlen hier einfach ein paar schmissige Riffs, gewiefte Licks und mitreißende Hooklines. Kurz: Es mangelt an Originalität.
So kann der vorgetragene Song mit dem Titel  „It's Nothin' New“ getrost als Motto des Abends gelten. Natürlich ist Blues in seiner Formsprache per se beschränkt, aber darum geht es hier nicht. Vielmehr verlangen die auf zwölf Takte begrenzten Ausdrucksmöglichkeiten dieser Musik einen Extraeinsatz an Gefühl. Das bleibt bei dem extrovertierten Lockenkopf aber allzuoft in der Pose hängen – Da kann er dem Publikum noch so oft „do you love the Blues?“ zurufen. Dieser Eindruck mag aber auch dem durchweg mies abgemischten Sound geschuldet sein.
Auch ist der in der Musikstadt LA beheimatete Sardinas mit Sicherheit ein spielerisch tadelloser Gitarrist und entlockt seiner herrlich abgeranzten  Dobro-Resonatorgitarre so manchen scharfen Ton. Aber wie so viele technisch brillante Musiker ist er auf dem Songwriter-Kuchen leider nicht die leuchtendste Kerze. So dass sich schnell Langeweile einstellt.
Wenn dann noch der Bassmann während seinem Solo minutenlang psychedelisch verzerrt auf seinem Instrument herumrubbelt, bringt das wenig Auflockerung. Als ein Höhepunkt darf hingegen der unverstärkt vorgetragene – und somit vom Soundproblem unbeeinträchtigte –Robert Johnson-Klassiker“Hellhound On My Track” gelten. Wobei Sardinas einen kleinen Spaziertgang durchs von seinem Auftritt im Übrigen mehrheitlich angetane Publikum unternimmt.
Grundsätzlich ist gegen ein wenig gut abgehangenen und angestaubten Straßenrock ja auch nichts zu sagen. Nur muss der einem dann eben die Nieten von der Hosennaht rocken. Das aber tun Sardinas und Big Motor gerade nicht. Vielleicht hätte Sardinas´ vor kurzem Richtung Foreigner abgewanderter Spitzendummer Chris Frazier (Ex-Whitesnake) die Sache etwas aufgelockert. Sein Ersatzmann allerdings wäre bei der Holzfäller-Weltmeisterschaft, die jährlich in Hayward, im US-Bundesstaat Wisconsin, ausgetragen wird, besser aufgehoben gewesen.

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