Gramgebeugt: Chokebore beim Konzert in Tourcoing, Frankreich, 2011. Foto: Pauline Froidure. |
Charmebolzen: Nick Cash und Guy Days von 999. Foto:Promo. |
Zapp, Ortswechsel: Die Bühne der Alten Hackerei hält eine
Rotte stiernackiger, schweinsäugiger Typen mit rasierten Schädeln besetzt.
Ihren Instrumenten entlocken 999 ein fortwährendes hochtouriges Wummern. Dazu
mault Nick Cash, eine Hooligan-Version von Dirk Bach mit dem Charme eines
Bordsteins, seine schnörkellosen Gesangslinien voller Lalalas und Ohohohs
heraus. Spielen können die nicht, aber das richtig gut! Die Lieder heißen „Boys
In The Gang“, „Hit Me“ und „Homicide“. Besungen werden Glanz und Gloria von
Kneipenschlägereien und Straßengewalt. Nein, einen irgendwie intellektuellen
Anspruch besitzt diese Fleisch gewordene Notrufnummer mit dem Herzen eines Boxers nicht – von der
Fähigkeit, „Asperger-Syndrom“ zu buchstabieren, ganz zu schweigen. Unter
adipösen Oi-Punk-Aficionados mit roten Hosenträgern und fehlenden
Schneidezähnen, genießen die charmant abgewrackten nicht mehr ganz so jungen
London-Boys, deren 1-2-3-Punk nicht mit drei, nicht mit vier, sondern zwei
Akkorden auszukommt, freilich Kultstatus. Sollte man ihnen all das ins Gesicht sagen?
Besser nicht, wer will schon mit einem Gewehrlauf im Mund enden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen