Die Färöer kennen wir vornehmlich als Herkunftsland von Seefisch, Schafswolle und – natürlich – Fußballzwergen. Als Exporteur von Schwermetall ist die Inselgruppe im Nordatlantik bislang nicht aufgefallen. Das könnte sich nun ändern. Zwar hätte sich die Heavy Metal-Band Hamferð mit dem Ziel gegründet, namentlich ihre Heimat mit brachialer Musik zu bedienen, verkündet ihre Plattenfirma. Aber da die gerademal 50.000 Insulaner anscheinend ziemlich schnell versorgt waren, kommen nun auch wir Kontinentaleuropäer in den Genuss des düsterer atmosphärischen Doom-Rocks des Sextetts aus Tórshavn.
„Evst“ heißt der Erstling (Tutl/Cargo Records) der Eiland-Exoten. Das
Werk gleicht in vielem den sturmumtosten Gestaden jener einst von wenig
wetterfühligen Wikingern besiedelten
„Schafsinseln“: viele Ecken und Kanten, eher depressive Stimmung verbreitend.
Klar, wird im lichtfernen Fluidum zähflüssig musiziert, werden stets Black
Sabbath als Referenz bemüht. So auch hier. Hauptsächlich aber lassen Hamferð an
die Bathory der pathetischen Hammerheart/Blood On Ice-Ära denken. Jene legendäre
80er Band, die vielen als Geburtshelfer des satanophilen Black Metal-Genres
gilt. Mit Neo-Heidentum oder anderen unchristlichen Umtrieben haben die
Faringer indes nix am Hut, im Gegenteil: gerne geben sie auch mal ein
Kirchenkonzert mit dem Tórshavner Männerchor. In seinen sphärischeren Momenten pflügt
der teilweise sehr raumgreifende Slow-Motion-Sound der Gruppe gar schon fast durch
die grauen Postrock-Wogen im Kielwasser von God Is An Astronaut oder Sigur Rós.
Mit letzteren verbindet Hamferð darüber hinaus der Gesang in
Landessprache. Entstanden ist das Färöische aus dem Altwestnordischen und dem Isländischen und Norwegischen verwandt. Mal knurrend wie
Kerberos, mal im freudlosen Falsett intoniert Jón Aldará in fremdartig
klingenden Versen auf „Evst“ einen elegischen Mythos: Auf der Suche nach seinem
in Dunkelheit und Unwetter verlorengegangenen Sohn gerät ein Vater ins Reich
der „Huldu“. Einer Rasse im Erdinnern lebender gutartiger Wesen, die ihn bei
sich aufnehmen. Doch in den finsteren Tiefen fällt er dem Wahnsinn anheim und
wird zum Mörder. Delirierend flüchtet der Mann an die Schneesturm gepeitschte
Oberfläche, wo er sich schließlich voller Verzweiflung von einer Klippe stürzt
– in der Hoffnung, so mit seinem verschollenen Kind wiedervereint zu werden.
Wer angesichts dunkler Jahreszeit, Regenmatsch und
Winterkälte noch immer meint, ihm gehe es zu gut, dem sei diese Platte ans Herz
gelegt – wärmstens.
Live:
27.11.13
Nürnberg - Hirsch (Support für CORVUS CORAX)
28.11.13 Köln - Essigfabrik (Support für CORVUS CORAX)
03.12. Siegen – Vortex
04.12.13 Hamburg – Markthalle (Support für Amorphis)
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