Schon McKees Albumtitel zeigen: Er ist der Bob Ross der Gitarre. |
McKee ist Spezialist im Fingerstyle-Spiel, bei dem die
Saiten mit den Fingerkuppen geschlagen werden. Das sogenannte Tapping war unter
den Gitarrenhelden des Metal-Genres während dessen Blütezeit in den 80er Jahren
Populär. Shredder wie Eddie Van Halen Randy Rhoads oder George Lynch hoben
damals das E-Gitarrenspiel auf eine neue Eskalationsstufe – ebenso wie den
Gebrauch von Haarspray.
Andy McKee, der die Technik auf die Akustikgitarre
überträgt, sieht mit ausgebeulten Jeans und Schlabberhemd hingegen eher aus wie
ein Erzieher im Kindergarten als wie ein Popstar. Und irgendwie spielt er auch
so. Klar, der Instrumentalist aus Topeka
im Staate Kansas ist ein Könner. Und wie er sich auf den Korpus seines
Instrumentes klopfend selbst begleitet zeugt von beachtenswertem
Rhythmusgefühl. Aber im Konzert erweist er sich als Bob Ross des Gitarrenspiels.
McKees Alben tragen Namen wie „Dreamcatcher“ und „Joyland“
und sind, solche Titel lassen es vermuten, bevölkert von lauter lustigen
kleinen Melodien und Liedern, vorwiegend vorgetragen im mittleren Tempo. Dass seine
Neuinterpretation des Songs „Africa“, von den Königen des Schmuse-Prog-Rocks
Toto, einer der aufwühlenden Augenblicke des Konzerts war, sagt einiges über die Dramaturgie des
Abends.
Zwischendurch macht es McKee noch einmal spannend, indem er eine
monströse Harfengitarre hervorholt, die über sechs extra Basssaiten verfügt.
Allerdings wird schnell klar: Gedudel ist auf zwölf Saiten genauso langweilig
wie auf sechs.
Beim Publikum indes kamen McKees Wellness-Klänge prächtig
an. Vielleicht dachte sich manch einer noch etwas Wassergeplätscher dazu und
träumte sich so in die wohlig mollig warme Saunawelt des Vierortbades.
Womöglich ist genau das McKees Erfolgsgeheimnis. Die von Bob Ross mit sanfter
Stimme moderierten Malsendungen schaute sich schließlich auch niemand wegen der
Kunst an. Sondern wegen des hohen Wohlfühl-Faktors.
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