Montag, 17. Februar 2014

12 Saiten Langweile: Andy McKee


Schon McKees Albumtitel zeigen: Er ist der Bob Ross der Gitarre.
Wenn Freunde mal wieder Internet-Filmchen schicken, in denen irgendwelche Nerds die Filmmusik vom Herrn der Ringe auf der Stromgitarre oder Metal-Klassiker im Fingerstyle auf der Wanderklampfe spielen, werden diese Mails meistens gleich wieder gelöscht. Diese ewige Fledderei am Rock-Kanon ist auf Dauer doch irgendwie ermüdend. Vermutlich deshalb ist auch Andy McKee bislang an mir verbeigegangen. Immerhin ist der Schlaggitarrist ein Internet-Phänomen. Millionen guckten sich dort schon seine Videos an. Am Sonntag, 9.2., spielte der US-Amerikaner in Person vor ausverkauftem Tollhaus.
McKee ist Spezialist im Fingerstyle-Spiel, bei dem die Saiten mit den Fingerkuppen geschlagen werden. Das sogenannte Tapping war unter den Gitarrenhelden des Metal-Genres während dessen Blütezeit in den 80er Jahren Populär. Shredder wie Eddie Van Halen Randy Rhoads oder George Lynch hoben damals das E-Gitarrenspiel auf eine neue Eskalationsstufe – ebenso wie den Gebrauch von Haarspray.
Andy McKee, der die Technik auf die Akustikgitarre überträgt, sieht mit ausgebeulten Jeans und Schlabberhemd hingegen eher aus wie ein Erzieher im Kindergarten als wie ein Popstar. Und irgendwie spielt er auch so. Klar, der  Instrumentalist aus Topeka im Staate Kansas ist ein Könner. Und wie er sich auf den Korpus seines Instrumentes klopfend selbst begleitet zeugt von beachtenswertem Rhythmusgefühl. Aber im Konzert erweist er sich als Bob Ross des Gitarrenspiels.
McKees Alben tragen Namen wie „Dreamcatcher“ und „Joyland“ und sind, solche Titel lassen es vermuten, bevölkert von lauter lustigen kleinen Melodien und Liedern, vorwiegend vorgetragen im mittleren Tempo. Dass seine Neuinterpretation des Songs „Africa“, von den Königen des Schmuse-Prog-Rocks Toto, einer der aufwühlenden Augenblicke des Konzerts  war, sagt einiges über die Dramaturgie des Abends.
Zwischendurch macht es McKee noch einmal spannend, indem er eine monströse Harfengitarre hervorholt, die über sechs extra Basssaiten verfügt. Allerdings wird schnell klar: Gedudel ist auf zwölf Saiten genauso langweilig wie auf sechs.
Beim Publikum indes kamen McKees Wellness-Klänge prächtig an. Vielleicht dachte sich manch einer noch etwas Wassergeplätscher dazu und träumte sich so in die wohlig mollig warme Saunawelt des Vierortbades. Womöglich ist genau das McKees Erfolgsgeheimnis. Die von Bob Ross mit sanfter Stimme moderierten Malsendungen schaute sich schließlich auch niemand wegen der Kunst an. Sondern wegen des hohen Wohlfühl-Faktors.

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