Radio Rastwastan sind schwer auf Draht. Foto:Band |
Radio Rastwastan; das klingt exotisch – und ist es auch: Auf
der Bühne des Kohi am Werderplatz stehen an diesem Samstag, 11.1., drei
Personen in flimmerig gepunkteten Kostümen und machen Geräusche mit multipel
verdrahteten Apparaturen, die aussehen, als hätten sie unaussprechliche Namen,
wenn man sie denn kennte. Es blinkt, plingt, pluckert, surrt, schwirrt, brummt
und ständig ist zu befürchten, dass ganze vintage-futuristische Geraffel gebe
jeden Moment seinen wechselverstromten Geist auf. Den Rahmen für diese
science-fiktionale Soundcollage bildet eine hypothetische Radiosendung, in der
das Moderatorenteam Marcus Midi (Gitarre, Gesang, Samples, Effekte), Al Leno
(Gitarre) und Dr. Flx (Trompete, Percussion, Keyboard) die sprunghaften
Gedanken eines in einem alchemistischen Cocktail aus Alkohol und Pillen – oder
war´s doch Lysergsäure? – eingelegten Gehirns vertont.
Dabei zappt sich das Trio aus Freiburg durch einen
ätherischen Mix aus Lounge Jazz, NDW, Elektronika, Folk Rock, Reggae, Beatnik,
flirrenden Cyberblues und Beatles der „I am the Walrus“-Ära. Zitiert und
kombiniert werden dabei alle erdenklichen Bruchstücke von Elvis, über Queens Of
The Stone Age und AC/DC bis Klassik. Dazu kommen polnische Kinderlieder und
lateinamerikanische Rhythmen. „Piotr“ etwa verlötet die Titelthemen von Peter
und der Wolf und James Bond mit Rumba, „Cal(l)fornia“ Hits der Dead Kennedeys
und Stevie Wonder. Und wenn Midi seine hallende Bluesharp durch den gordischen
Kabelsalat jagt, kommt sogar richtiges „Wild Thing“-Feeling auf. All das
klingt, als bespielte Herman Munster mit einer verstimmten Lichtorgel, die an
einen Hertzschen Oszillator angeschlossen ist, einen von Edgar Wallace
veranstalteten Tanztee mit seinen Lieblingssongs. Was für ein Trip!
Dazu warten Radio Rastwastan mit einigen der coolsten
Wortbeiträge der jüngeren Vergangenheit auf: „Der Highway to Hell ist gut
ausgebaut und ist auch landschaftlich Reiuvoll, heißt es in „Tiefergelegt“. „Wo
bleibt mein Völlegefühl?“, fragt Midi in „Völlegefühl“. Zum schießen!
Bei allem technischen und musikalischen Avantgardismus, ja
Aktionismus, überfordern Radio Rastwastan ihre Hörer keineswegs, sondern bieten
einfach ein so abwechslungsreiches wie spannendes und tanzbares Programm.
Radiopreis verdächtig!
Dem Technikfeuerwerk der Tüftler aus dem Breisgau hat der
eigentliche Hauptact des Abends nichts entgegenzusetzen: Clockwork Orchestra
ist das Pseudonym von Paul Mangan aus Dublin. Der Ire bietet in Alleinunterhaltermanier
eine Melange aus blutleerem Cartoon-Soundtrack und debilen Vorschulkinderliedern.
Belanglos.
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