Bela im Kölner Gloria. Foto: Promo/Rene Huemer. |
Die Grundprobleme sind schnell skizziert: Entweder sind die
Solowerke von hauptberuflichen Stöckeschwingern am Ende zu jazzig, wie etwa Jack
Irons (Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam, Spinnerette) „Attention Dimension“.
Einfach nur überambitioniert wie das legendär schlechte Soloalbum von Peter
Criss (Kiss). Total weichgespült wie alles von Phil Collins (Genesis). Oder
schlicht albern wie „Dance With The Devil“ beziehungsweise „Tilt“ von Cozy
Powell.
Wo steht also Bela B. in diesem Koordinatensystem? Irgendwo
dazwischen. Der Graf hat den epischen Breitwand-Country von Lee Hazlewood und Waylon
Jennings der 70er, als glitzernde Nudie-Anzüge mit Strass-bestickten
Hanfblättern en vogue waren, gut studiert. Dazu gibt es ein paar Surfelemente,
Garage Rock, Rockabilly und, man muss es leider sagen, Schlager. Das alles ist
nett und auch recht authentisch ausgeführt, mit fünfköpfiger Band und vielen
„Balablabb“- und „Shobidooh“-Hintergrundchören sowie witzigen Texten. Indes
fehlt der grandiose Popappeal der Ärzte. Im Vergleich zu einem Song wie „Dinge
von denen“ ist Belas Single „Immer so sein“ einfach, ähem, B-Ware.
Die ganze Angelegenheit ließe sich also unsentimental in die
Gescheiterte-Geltungssüchtige-Schlagzeuger-Tonne der Pophistorie kloppen, wäre
Bela B. nicht der begnadete Entertainer, der er nun mal ist: Der Wahlhamburger
trägt übergroße Ringe am Finger, ein Hemd, dessen 50 Zentimeter lange Fransen
aussehen wie Klavierseiten, darunter Plauze. Trotzdem schafft er es auch im nicht
mehr ganz jugendlichen Alter von 53 Jahren immer noch, 14-Jährige Mädchen mit
einer hochgezogenen Augenbraue zum Kreischen zu bringen. Das muss dem
passionierten Tollenträger erstmal einer nachmachen. Respekt Herr B.
Ansonsten führt Bela B.
mit der Ärzte-typischen Mischung aus Arroganz und Selbstironie durchs Programm.
Witzelt mit seiner Duett-Partnerin Peta Devlin über seine Knoblauchfahne und
schreckt auch vor der einen oder anderen Tanzeinlage nicht zurück.
Musikalisch also vielleicht nur Holzklasse, aber vom
Spaßfaktor her erste Kajüte!
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