Delivering the goods: Juttas Brischt bei ihrer Jubiläumsshow Foto: Promo |
„Brischt! Brischt! Brischt! Brischt!“, schallt es am Freitag
über den Sportplatz im Dörfchen Münzesheim, in Anlehnung an den Schlachtruf, den
Priest-Fans bei Konzerten der britischen Metal-Legende ausstoßen. Eine Legende
sind Juttas Brischt inzwischen selbst – wenigstens im Kraichgau und sogar
darüber hinaus. 500 Leute sind zu ihrem
Jubiläumskonzert gekommen. Angefangen hat
das Quintett vor dreißig Jahren als
Kraut und Rüben-Coverband, wie Sänger Oli „Tripper“ Mannherz berichtet. Der
hochaufgeschossene heute 47-Jährige saß
damals noch hinterm Schlagzeug. „Die andern sind auf der Bühne aber immer nur herumgestanden“, berichtet er. Auf die Anregung ihres Trommlers hin, „da
muss mehr passieren“, hatten die Bandkollegen indes eine für diesen unerwartete
Antwort parat: „Dann komm Du doch nach vorne und mach was.“
Zum Frontmann befördert merkte Mannherz schnell, dass ihm
die Priest-Stücke im Programm wie „Grinder“ und „Breaking The Law“ besonders
gut lagen. „Rob Halfords Tenor hatte ich ziemlich gut drauf, nur die hohen
Lagen haben sich erst langsam entwickelt.“ Den Anstoß, sich voll auf britischen
Stahl zu konzentrieren kam Anfang der 90er durch einen Auftritt mit der Deep
Purple-Coverband „Bärbel in Rock“. „Das war damals eine der ersten Tribute
Bands“, erzählt Mannherz. „Die waren ein Spin-Off der Rodgau Monotones und
haben mich schwer beeindruckt. Das war die Geburtsstunde von Juttas Brischt.“
25 Jahre später stehen die Brischt immer noch. Eine lange
Zeit für ein Spaßprojekt. „Wir nehmen uns selbst nicht allzu ernst“, erklärt Mannherz
das Geheimnis der Langlebigkeit. Geprobt wird heutzutage nur noch wenig. „Wir
sind in alle Himmelsrichtungen verstreut“. Bandmitglieder wohnen in Kaufbeuren
und Saarbrücken. „Viele neue Stücke müssen wir zum Glück ja nicht mehr lernen“,
sagt er. „Redeemer Of Souls“, die neue Platte seiner Idole gefällt ihm nicht
besonders. „Halford wird eben alt“, bedauert er.
Von seiner Glatze – er hat sie mit seinem berühmten Kollegen
gemein – steigt Dampf in den kühlen Nachthimmel über Münzesheim. Es ist
anstrengend einen echten Metal-Gott zu personifizieren. Nach zwei Stunden auf der Bühne hat Mannherz
seine Lederkluft durchgeschwitzt. Obwohl er heute auf die eigentlich
unverzichtbaren Halford-Accessoires Bikermütze und Reithandschuhe verzichtet
hat. „Die habe ich nach dem letzten Konzert in der Tasche vergessen. Als ich
sie ein halbes Jahr später hervorholen wollte, waren sie vom Salz zerfressen.“
Ersatz hat er noch nicht gefunden. „Es gibt immer nur so Faschingshüte, eine
gute Lederkappe zu bekommen, ist schwierig.“ Auf einen Sado-Maso-Versandhandel
will der Familienvater lieber nicht
zurückgreifen. „Du kannst mir ja mal was mitbestellen“, sagt er und lacht.
Ohnehin kommt es bei Juttas Brischt weniger auf die zu
hundert Prozent korrekte Optik an. Zwar sehen die Gitarristen Axel „Axe“
Herrmann und Maze „Finderlohn“ Bienwald tatsächlich ein wenig aus wie ihre
Vorblilder Glenn Tipton K.K. Downing.
Das sei wohl wie bei den Hundebesitzern, die ihren Vierbeinern ähnlich sehen,
glaubt Mannherz, „bloß umgekehrt“. Aber viel wichtiger ist, dass die Band es
schafft, beim Zuhörer das ganz eigene Judas Priest-Gefühl zu erzeugen: Bei
aller Härte ein warmer Sound mit gelegentlich romantischen Melodien. „Das ist
einfach schöne Musik“, sagt Mannherz. Und fügt abschließend hinzu: „Heavy Metal
sagt einfach mehr als tausend Brüste.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen