Montag, 24. April 2017

Craneium: auf´m Mars nix Neues



Diese 7“ bietet nichts Neues: Die beiden Songs „Meet On Mars“ und „Holy Oath“ stammen vom 2015 erschienenen Album „Explore The Void“. Fans der finnischen Stonerrocker dürften sie also schon im Schrank haben. Einen Kaufanreiz bietet somit nur die auf 270 Stück limitierte Auflage, die wahlweise in durchsichtig, schwarz, rot oder gold daherkommt. Musikalisch zocken CRANEIUM streckenweise treibenden, dann wieder gemächlich dahinrollenden Doomrock, der sich irgendwo zwischen SLEEP und COUNT RAVEN dahinschleppt. Spaß macht die Mischung vor allem Dank der knackigen Riffs. Punktabzug gibt es für die Absenz von neuem Material.

Donnerstag, 20. April 2017

Cojones sind nicht gleich Schwanzrock



COJONES – wer angesichts dieses Bandnamens testosterongeschwängerten Schwanzrock erwartet, sieht sich getäuscht. Den statt mit Öl, Bier und Samenflüssigkeit beschmierten Rock´n´Roll liefern die vier eher manierlich aussehenden Kroaten auf „Resonate“ geschmackvollen Psychedelic Rock. Mal mit ordentlicher Stonerschlagseite („Rocker“), mal mit fernöstlich die Hüfte schwingenden Weltmusikeinlagen („Pilgrimage“). Anders als viele Genrekollegen beschränken sich COJONES auf ihrem dritten Longplayer nicht darauf, möglichst viel Hall auf die Kanäle zu klatschen, sondern sind hörbar bemüht, das Psychedelicfeeling mittels originellen wie stimmungsvollen Songwritings zu kreieren. Ein Ansatz der sich besonders bei den Gesangslinien positiv auswirkt, die ausnahmsweise nicht schon tausendmal gehört klingen. Hier können auch Rockfans gerne mal reinhören. 

Dienstag, 18. April 2017

Krötenlecker-Sound galore: Xixa



Los Paraguayos auf Acid: Xixa.

Bands, die sich auf die drogenseligen Endsechziger- und Frühsiebziger Jahre berufen und historischen Instrumenten sowie ebensolchem Equipment effektüberladene Schwurbelsounds entwinden, sind mittlerweile so Zahlreich wie die Blütenstauden an einer wohlgediehenen Hanfpflanze. Da ergeht es dem Hörer wie dem LSD-Konsumenten: Bei zu häufigem Genuss lässt irgendwann die Wirkung nach. Da sind Xixa genau das richtige Gegenmittel. Denn das Sextett aus dem US-Wüstenstaat Arizona, das am Donnerstag, 13. April, im Jubez zum stimmungsvollen Acid-Test lud, verbindet duster-psychedelische Krötenlecker-Klänge mit schwitzigen Latin-Rhythmen. Und das macht – Spaß.
Die Aufgabe des Anheizers übernahmen Tan LeRacoon um die Hamburger Szene-Figur Tanju Börü: Tupfenhemdiger Pfiffelrock, meandernd zwischen 60s-Folk und Punk, Jefferson Airplane und The Saints, inbrünstig vorgetragen, eifriges Zehentippen beim Publikum.
Xixa sind freilich eine ganz andere Nummer: Das Bandleader-Paar Brian Lopez und Gabriel Sullivan sehen aus wie der junge Bob Dylan und eine mexikanische Version von Vampirjäger van Helsing. Die Musik bleibt mehr oder weniger im Rahmen dieses Bildes. Wer angesichts der Vokabel „Latin“ ohrenschmeichlerisches Santana-Gezuppel oder fröhliches Salsa-Hoppe-Hoppe-Reiter erwartet hatte, wurde enttäuscht. Xixa klingen vielmehr als hätten Los Paraguayos ihr Fable für Horror-Surf-Punk, abgedrehten Spacerock und schrullige Elektro-Sounds entdeckt. Zugegeben: Auf dem Papier ist das keine sonderlich stimmige Mischung. Aber Dank schamanischer Percussion-Einlagen, höllisch eingängiger Twin-Gitarren-Licks und der ein oder anderen pfiffigen Gesangsmelodie schmeckt diese Medizin keineswegs bitter.
Hält man sich vor Augen, dass auch Schock-Rock-Übervater Alice Cooper seine ersten musikalischen Gehversuche in Phoenix, Arizona, unternahm, ergibt das ganze Unterfangen von Xixa auch schon wieder mehr Sinn (Winston Watson am Schlagzeug soll sogar mal für den Altmeister getrommelt haben). Und auch bei Lopez und Sullivan war die Liebe für scharfkantige Gitarrensounds und Alt-Americana schon da, als sie begannen, ihre Lateinamerikanischen Wurzeln zu ergraben und dabei auf Chicha und Cumbia stießen.
Und: Ihre Medizin wirkt. Im Gleichtackt mit der sechsköpfigen Band, die auf spitzen Sohlen über die Bühne wippt, schunkeln die rund 60 Anwesenden selbstvergessen dem Tanzverbot entgegen.