Sonntag, 2. August 2009
Stefan Gaffory: Kreisklassenhölle
Mit Kreisklassenhölle (Pro Business Verlag) hat Stefan Gaffory so etwas wie einen negativen Bildungsroman vorgelegt und gebärdet sich dabei wie ein von Hass getriebener Heinz Strunk: Der Held entwickelt sich vom naiven Landei zum absoluten Psychopathen. Während seiner Degeneration gerät er, da sich seine Rachepläne gegenüber der feindlichen Umwelt mit schöner Regelmäßigkeit gegen ihn selbst richten, in immer wahnwitzigere Situationen und Konflikte. Erschreckender Weise haben wir diese, wenn auch in meist abgeschwächter Form, so oder ähnlich schon selbst erlebt, so dass sich zahlreiche Punkte angewiderter Identifikation ergeben. Gaffory schreibt Lebensnah, hält sich gerne auf wo´s weh tut, hat also reichlich Street Credibility. Nervig ist allein der Hang des Autors sich über tausende Zeichen in übermäßiger Misanthropie zu aalen, dafür wird man allerdings alle paar Seiten mit einem echten Brüller belohnt: Gafforys Sinn für Situationskomik ist grandios und allein die Story wie der Held im Drogenrausch ein Stück Gammelfleisch zur Idol seiner noch zu gründenden Sekte zu stilisieren versucht, sollte dem Leser 237 Seiten literarische Selbstkasteiung wert sein.
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