Nach einem langen Wettkampfjahr mit drei spannenden Vorrunden und einer aufregenden Zwischenrunde, ging das Karlsruher New-Bands-Festival vergangenen Samstag im Jubez endlich ins Finale – das vierte in Folge mit Pfälzer Beteiligung. Sechs Bands hatten sich bis hierher vorgekämpft, drei die Chance auf begehrenswerte Preise wie Auftritte bei „Das Fest“ eine CD- und eine Video-Produktion. Nach den bisher eher mittelmäßig besuchten Veranstaltungen konnten sich die Organisatoren diesmal auch über ein mit 400 Besuchern gut gefülltes Haus freuen. Beste Voraussetzungen also für einen stimmungsvollen Spieltag.
Mit From All This Dreaming begann die zwar musikalisch schwächste Band des Abends, aber Sängerin Megan und ihre Jungs lieferten wie immer eine sehr engagierte Live Show – und wurden im Endeffekt mit dem Videopreis für die beste Performance belohnt. Full Spin dagegen können wirklich spielen und Frontfrau Steffi Spingies singen, klingen aber exakt wie Melissa Etheridge, was der Zielgruppe der unter 20-Jährigen allerdings schnuppe zu sein schien, da sie mit Spätachziger-Mädelsrock schon aus biologischen Gründen nix am Hut haben. Auch sind die Songs des Trios auf Dauer etwas einförmig, dennoch verfügen Full Spin mit “Go Away” über einen echten Ohrwurm – und das ist mehr, als die meisten Bands heute im Repertoire haben. Die Folge: Ein respektabler dritter Platz und der Publikumssieg.
Gegen die professionelle Spielfreude von Full Spin hatten es die beiden blutjungen Punkmädels Biestig natürlich etwas schwer. Für die Zwillinge Anne und Jule reichte es am Ende daher nur für den undankbaren, weil undotierten, vierten Platz. Trotzdem, kein Grund zur Trauer: Biestig hatten mit ihrer Charmanten Art, guten deutschen Texten und effektiven Punk Kurzattacken den mit Abstand größten Unterhaltungswert und haben mit etwas mehr instrumenteller Routine - oder Verstärkung – von allen angetretenen Bands mittelfristig sicher die größten Perspektiven erfolgreich zu sein. Auch Moneo legten sich mächtig ins Zeug, hatten aber nicht ausreichend originelles Songmaterial zu bieten. Ansonsten fielen die Bad Bergzaberner vor allem durch das Auftragen der Strickjacken ihrer Großväter auf und somit durchs Raster.
Anders die Indie-Rocker Sonic Avalanche: Nicht nur wegen ständig verstimmter Gitarren - und trotz ihres teilweise stark an Dredg erinnernden Sound - konnten die Karlsruher mit einigen überraschenden musikalischen Wendungen aufwarten, die ihnen Dank des teilweise arg uninspirierten Songwritings der Konkurrenz am Ende den Sieg bescherten. Stark begannen auch The PuddnHeads und begeisterten mit an die frühen Rolling Stones erinnerndem Beat-Sound - erstaunlich für so junge Hunde – und Sänger Tobses sympathisch- lausbübischer Bühnenpräsenz. Leider schafften es die „Querköpfe“ noch nicht, dieses Konzept in letzter Konsequenz durchzuziehen und verloren sich nach hinten raus ein wenig im stilistischen Bermuda Dreieck zwischen Heavy-Metal, Punk und Poprock. Schade, denn bei etwas stärkerer Fokussierung aufs Wesentliche wäre sicher mehr als die zweite Stufe auf dem Siegertreppchen drin gewesen. Zum Ausklang gab es noch einen Kurzauftritt der Sieger von 2008, der Folk-Rock-Barden Perry O’Parson. Insgesamt ein musikalisch gutklassiges Finale, wenn auch im Vergleich zu den letzten paar Jahren weniger mitreißend.
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