Dass Kampfsport und Punk- beziehungsweise Rockmusik zusammenpassen wie die
berühmte Faust aufs Auge, mag manchen veganen Straight Edge-Affengrundrechtsschützern
gegen den Strich gehen, ist aber nicht erst seit die US-Softrocker Survivor den
Soundtrack zu Sylvester Stallones Film „Rocky“ einspielten offensichtlich. Wer
nach wenigen Tackten von "Eye Of The Tiger" nicht den
unwiderstehlichen Drang verspürt, auf einen Sandsack einzuprügeln, Seil zu
springen oder wenigstens die Stufen zum nächstgelegenen Verwaltungsgebäude
hinauf zu sprinten und oben angekommen, beide Arme in die Luft zu werfen, der
hat schließlich kein Herz – oder zumindest keinen Puls mehr. Die Idee, eine
Boxveranstaltung, auf der Bands spielen, beziehungsweise einen Bandwettbewerb,
auf dem Boxkämpfe abgehalten werden, ist also unbestreitbar gut. In die Tat
umgesetzt wird sie am kommenden Samstag, 17. Mai, in der Bienwaldhalle im
südpfälzischen Städtchen Kandel vom Jockgrimer Rockmusikverein Rockgrim und dem
Boxclub Kandel mit dem Fists Of Rock - Bandbattle and Fightnight.
So ließ sich etwa der siebenfache Weltmeister Manny Pacquiao bei einigen seiner
Kämpfe sogar von Survivor-Frontmann Jimi Jamison persönlich singend zum Ring
geleiten. Andere große Protagonisten der süßen Wissenschaft haben andere Songs
gewählt: Der unvergessene Arturo „Thunder“ Gatti marschierte unter den
donnernden Klängen von AC/DCs „Thunderstruck“ in seine mythischen Schlachten
gegen den erbarmungslosen „Irish“ Micky Ward. Umgekehrt handelt der Song „The
Warrior’s Code“ der Bostoner ounk-Rocker Dropkick Murphys (ob sich der Bandname auf die
Schusstechnik beim Fußball oder den Doppelfußtritt beim Schaucatchen bezieht,
ist unklar) von Ward. Sein Bild ziert obendrein das Cover zum gleichnamigen
Album. Mike Tyson marschierte zum harten Rap von DMX (dafür ohne Socken) in die
Arena. „Mama Said Knock You Out“ von LL Cool J ist ein weiterer Klassiker unter
den Einmarschmusiken.
Manche Vertreter der Männlichen Kunst mögen es auch sanfter: Schwergewichtschampion
Larry Holmes tänzelte zu “Ain't No Stopping Us Now” vom eher seichten Pop-Duo
McFadden & Whitehead den Mittelgang zum Ring hinunter (vielleicht wurde er
deshalb stets unterschätzt). Der „goldene Junge“ Sugar Ray Leonard engagierte
kurzerhand Soul-Legende Ray Charles, um sich vor seinem berüchtigten Rückkampf
gegen den gnadenlosen Roberto Durán die
Furcht vor dessen steinernen Fäusten von der Seele singen zu lassen (Freilich
wäre diese musikalische Unterstützung gar nicht nötig gewesen, denn in der 8.
Runde warf der sonst unerschütterliche Durán mit den berühmt gewordenen Worten
„No Más“ die Flinte ins Korn). Muhammad
Alis ewiger Widersacher, der sangesfreudige „Smokin“ Joe Frazier, tourte gar
mit seiner eigenen Soul-Funk Band, The Knockouts, durch die Lande.
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Feiern nach Verletzungspause ihr Comeback: SGATS Foto:Promo |
Was liegt also näher, als eine Kampfnacht zu organisieren, bei der nicht nur
zwischen den Seilen hart zugeschlagen, sondern auch auf der Bühne hart in die
Saiten gegriffen wird? Das Billing von „Fists Of Rock – Bandbattle und
Fightnight“ ließt sich vielversprechend: Nach längerer Verletzungspause treten die
Gothic-Heroen Shy Guy At The Show an (ihren letzten größere Auftritt im
Karlsruher Substage mussten die Düsterpop-Existenzialisten wegen einer
ausgekugelten Schulter ihres Bassmannes absagen). Weiterhin am Start sein
werden die Landauer „Schorle-Rocker“ Das Napalm Duo & die Wildlecker, die
mit Mundart-Hits wie „Dei Mudder boxt im Bierzelt“ für den passenden Soundtrack
zu einer solchen Prügelveranstaltung sowie für zusätzliches Lokalkolorit sorgen werden. Doch auch
Prominenz von der rechten Rheinseite haben die FOR-Macher eingeladen: Etwa die
legendären, nach jahrelanger Impotenz, beziehungsweise (Bühnen)Abstinenz,
wieder aktiven Skandalrocker The Starfuckers. Oder die letztjährigen Gewinner
des Karlsruher New Bands-Festivals Adoney, die bald auch auf der Hauptbühne bei
„Das Fest“ zu sehen sein werden. Und schließlich Cheaper than Money, die sich
mit ihrem Bad Religion-beeinflussten Melodic Hardcore in letzter Zeit viele
Freunde gemacht haben.
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Grunge with a punch: Adoney. Foto:promo |
Die Athleten, die beim großen Rumble in Kandel in den Ring steigen, werden
ebenfalls aus der erweiterten Region anreisen. In acht Paarungen kämpft quasi eine
Südwestauswahl der Boxamateure gegen die des Saarlandes. Angetreten wird im
Wechsel: Die Spielzeit für die Bands beträgt eine halbe Stunde, danach folgt
ein Kampf. Der Gewinner wird von einer Jury und dem Publikum bestimmt. Der
Siegerband und dem besten Mann oder der besten Frau des Boxturniers winken
schwergewichtige FOR-Trophäen.
Info: Fists Of Rock findet statt am Samstag, 17.5.,
Bienwaldhalle Kandel (unweit vom dortigen Bahnhof), Einlass 19 Uhr, Beginn
19.30 Uhr, Eintritt 8 Euro.
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