Sonntag, 12. April 2015
Was für ein Haufen Koyotenscheiße! - Die neue Electro Baby
Mit „Flies are happy about Coyote shit“ (Eucalypdisc Records) schlagen ElectroBaby wieder eine rockigere Richtung ein. Nachdem sich die Karlsruher in
jüngerer Vergangenheit mehr und mehr in metallischen Ecken herumgedrückt hatten,
gibt es auf Album Nummer fünf verstärkt Einflüsse von Black Sabbath, Led
Zeppelin (zum Unmut des Rezensenten), der frühen Black Label Society (jener längst
vergangenen Ära, in der Zakk Wylde noch
nicht wie eine kastrierte Landschildkröte gesungen hat) und Down zu hören.
Wobei EB ähnlich wie die beiden letztgenannten Bands die eine oder andere
Blues- und Southern Rock-Note in ihren Sound einstreuen. Zu entdecken gibt es auf
„Flies are happy about Coyote shit“ darüber hinaus eine Vielzahl origineller
Riffs, jede Menge einfallsreicher Breaks und etliche gelungene
Soundspielereien. Soweit die guten Nachrichten! Ein wenig schade ist derweil,
dass EB ohrenscheinlich Opfer ihres eigenen Kreativschubs geworden sind und vor
lauter pfiffigen Einfällen vergessen haben, Songs zu schreiben. Kaum hat man
sich auf ein Gitarrenlick, ein Gesangsthema oder eine Basslinie eingegroovt,
haben EB schon wieder eine ganz andere Idee, was man alles noch Tolles spielen
könnte und schlagen eine ganz andere Richtung ein. So fällt es oft schwer,
Strophen oder Refrain eindeutig zu identifizieren. Das kann spannend sein. Die
Stoner-Väter Black Sabbath hatten diesen anarchischen Songwriting-Ansatz perfektioniert.
Um mit „Behind the wall of sleep“ nur ein Beispiel zu nennen, haben Tony Iommi
und Co bei aller Verspieltheit aber immer darauf geachtet, den Hörer mit dem
einen oder anderen Ohrwurm zu fesseln. Hier hat das musikalische Hakenschlagen aber
zur Folge, dass von „Flies are happy about Coyote shit“ auch nach mehrfachem
Durchhören relativ wenig dauerhaft hängenbleibt. Mit Ausnahmen: „Lone Wolf“
frisst sich mit einem so einfachen wie genialen Blues-Lick direkt in die
Gehörgänge, „City Of Sleep“ hat einen einprägsamen Refrain, in dem der alte
Grunzer El Matador seine Stimme in gänzlich ungeahnte Höhen schraubt und das
absolute Album-Highlight „Lords Of Destruction“ schließlich besticht durch ein
episch monumentales Gitarrenriff, das zwar ziemlich dreist bei „Headless Cross“
abgekupfert ist, was dem Ergebnis aber nicht den geringsten Abbruch tut. Zweifellos
ein künftiger Live-Klassiker! „Flies are happy about Coyote shit“ ist also ganz
bestimmt kein schlechtes Album, aber man wird angesichts der Qualität der
Einzelteile das Gefühl nicht los, dass EB hier die Chance vertan haben, ein
ganz großes Ganzes zu schaffen. Mit einem fähigen Produzenten mit einer klaren
Vision wäre hier noch viel mehr drin gewesen.
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