Wem „The Dirt“, die Biographie der berüchtigten Chaos-Rocker
Mötley Crüe, zu krass und verderbt war, der sollte von dieser Doku die Finger
lassen: „Last Days Here“ (Peaceville/Edel) über das Leben des absonderlichen Pentagram-Frontmannes,
Bobby Liebling, die am Freitag, 26. Februar, als DVD erscheint, erzählt die
tragische Geschichte einer gescheiterten Existenz, weckt aber gleichzeitig die
Hoffnung auf Erlösung: Die Exzesse des völlig abgewrackten Sängers, den wir zu
Beginn des ursprünglich 2011 erschienenen Films sehen, ließen sogar Keith
Richards die Haare zu Berge stehen lassen. Und der trifft bekanntlich eher
selten Leute, die noch kaputter sind als er selbst.
Zwar
waren Black Sabbath ein wenig früher am Start, als die 1971 in Nord-Virginia
gegründeten US-Doomer, aber ohne deren Einfluss wären Bands wie Kyuss, Fu
Manchu oder Down wohl nicht denkbar. Trotzdem haben es Pentagram nie über einen
Underground-Kultstatus gebracht.
An
dieser Misere ist offensichtlich vor allem einer Schuld: Bobby Liebling, wie man auch im Rock-Blog-Interview nachlesen kann. „Hast
Du jemals etwas anderes gemacht, außer Rock´n´Roll?“, fragt Co-Regisseur Demian
Fenton Liebling, dessen fluchbeladene Stimme seit 45 Jahren die einzige
Konstante im ausgeflippten Pentagram-Universum bildet, in einer der ersten
Szenen. „Nichts“, nuschelt der Sänger, der mit seiner Krausen Mähne, Hakennase
und hohlwangigem gesicht ein wenig aussieht wie Ronnie James Dios evil twin,
während er Rauch aus einer Crackpfeife in seine Lungen saugt. „Doch, Drogen“,
fügt er hinzu. Vierzig seiner 62 Lebensjahre hat Liebling als lichtscheuer, in
Crackschwaden gehüllter Drogen-Ghoul im Souterrain seines Elternhauses
gefristet. Sein vom Heroin zerfressener Körper gleicht dem eines vertrockneten
Frosches. Die Arme sind Bandagiert, weil er sich sonst blutig kratzt. Denn im
Drogenwahn bildet sich Liebling ein, unter seiner Haut lebten Insekten.
Dios evil twin: Bobby Liebling Foto: Nicolas Coitino |
Was
„Last Days Here“ über bloßen Ekel-Voyeurismus à la Dschungelcamp heraushebt, ist,
dass sich die Filmemacher entgegen journalistischer Prinzipien ihres Dokumentationsobjekts
annehmen. Sie lassen Liebling einen Vertrag unterschreiben, in dem er sich
verpflichtet, keine Drogen mehr zu nehmen. Bricht er die Vereinbarung, verliert
er seinen wertvollsten Besitz: die riesige Plattensammlung. An den Erfolg
dieser eher drolligen Maßnahme glaubt man als Zuschauer freilich keine Sekunde.
Vielmehr erwartet man ständig, der völlig durchgeknallte Liebling werde in
seinem dunklen, abgefuckten Kellerloch elendig verrecken. Doch dann nimmt die
Geschichte eine Wende, die selbst Schmalzschreiber vom Kaliber einer Rosamunde Pilcher
die Schamesröte ins Gesicht triebe: Bobby Liebling kommt tatsächlich von den Drogen
los (zumindest weitgehend) und trommelt erfolgreich eine neue
Pentagram-Besetzung zusammen. Auch privat gelingt ihm ein Neustart: Er zieht
aus den elterlichen Katakomben in ein eigenes Appartement und am Ende des Films
erwarten er und seine frisch angetraute junge Frau ihr erstes gemeinsames Kind.
„Last Days Here“ steht s
in einer Reihe von Rock-Dokumentationen, die nicht nur darauf abzielen, das Publikum
zu informieren, sondern auch die ins Stocken geratenen Karrieren der
Mitwirkenden neu zu beleben. Der Trend begann 2009 mit "Anvil! The Story
of Anvil ". Ein Bericht über die kanadische Heavy Metal Band Anvil und deren
leicht vertrottelt wirkenden Frontmann Lips, der nie den großen Durchbruch
geschafft hatte, aber trotzdem jahrzehntelang unverzagt weitergestümperte. Das
mit wohlwollendem Humor gezeichnete Portrait war ein weltweiter Kinoerfolg und
Anvil spielen seither alljährlich auf den großen Festivals. Auch Pentagram haben
sich im Frühjahr für eine Deutschlandtour angesagt. Drogen und Rock´n´Roll: Pentagrams Bobby Liebling Foto: Nicolas Coitino |
April 6th - Lindau, Germay @ Club Vaudeville
April 7th - Munich, Germany @ Backstage Hall
April 7th - Munich, Germany @ Backstage Hall
April 8th - Wiesbaden, Germany @ Schlachtof Wiesbaden Hall
April 9th - Durby, Belgian @ Durby Rock
April 11th - Vienna, Austria @ Arena Hall
April 12th - Jena, Germany @ F House
April 13th - Berlin, Germany @ Lido
April 14th - Hamburg, Germany @ Klubsen
April 15th, Tilburg, The Netherlands @ 013 / Roadburn Festival
April 9th - Durby, Belgian @ Durby Rock
April 11th - Vienna, Austria @ Arena Hall
April 12th - Jena, Germany @ F House
April 13th - Berlin, Germany @ Lido
April 14th - Hamburg, Germany @ Klubsen
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