Sonntag, 28. August 2016

Exodus: Eine Lektion in Heftigkeit

Rückkehrer in Top-Form: Steve "Zetro" Souze. Foto: Serguei Trouchelle
Für alle die es nicht wissen: Exodus sind die Band, bei denen sich Metallica seiner Zeit abgeguckt haben, wie´s richtig geht. Der Beweis: Einige frühe Metallica-Hits wie „Creeping  Death“ oder „Trapped under Ice“ basieren auf Riffs der Kalifornier. Weil die Thrash-Pioniere aber vergaßen, rechtzeitig eine Platte herauszubringen, hatten  James Hetfield und Co schon zwei Alben draußen, als ihre einstigen Vorbilder endlich mit ihrem Debut um die Ecke kamen.
Egal, „Bonded by Blood“ wurde das vielleicht einflussreichste Thrash-Album aller Zeiten und mit den beiden Nachfolgern Pleasures of the Flesh (1987) und Faboulous Disaster (1989) gelang Exodus ein Metal-Hattrick, der bis heute unübertroffen ist. Und: Im Gegensatz zu ihren kommerziell ungleich erfolgreicheren Kollegen, haben sie nie vergessen, was eine richtige Harke ist – weshalb nicht wenige Fans der Auffassung sind, dass der San-Francisco-Fünfer eigentlich die besseren Metallica sind.
Dass dieser Standpunkt nicht ganz abseitig ist, konnte man beim Konzert am Montag, 15.8., im Substage erleben: Exodus trugen nicht nur „Fuck-Isis-T-Shirts“, sondern auch armlange Schweißbänder. Und die brauchten sie auch. Denn mit den doppelläufigen Gitarren-Soli, Stuka-Riffs und knatternden Drums, von denen Genre-Klassiker wie „And Then There Were None", „War Is My Shepherd“  oder „A Lesson in Violence“ nur so strotzen, erzeugen Exodus genug Feuerkraft, um den ganzen sogenannten islamischen Staat bei Kapstadt ins Meer zu treiben.
In Abwesenheit von Gitarrist und Bandkopf Gary Holt, der vermutlich irgendwo seinem lukrativen Nebenjob als Aushilfsgitarrist  von Slayer nachgeht, musste der zurückgekehrte Steve „Zetro“ Souza am Mikro die Show alleine schmeißen. Schwer fällt das diesem trotz seiner mittlerweile 52 Jahre nicht. Zum ersten ist seine Charakteristische Brian-Johnson-Röhre noch voll Intakt, zum zweiten ist Souza ein begabter Entertainer, der es versteht, ein Publikum mit anfeuernden Gesten und flotten Sprüchen („Let´s fuck something up!“) in Wallung zu bringen.
Doch vermutlich könnte man statt ihm auch einen Wischmopp auf die Bühne stellen, denn Evergreens wie „Pleasures Of The Flesh“, „Bondes by Blood“ oder „The Toxic Waltz“ repräsentieren den Thrash-Metal in seiner ganzen unverblümten High-Speed-Herrlichkeit und können einfach keinen Fan kalt lassen. Es sei denn, sein Kopf wäre am Hallenboden festgenagelt. Aber jetzt mal ehrlich: Wie oft kommt sowas schon vor?

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