Samstag, 1. August 2009

Black Sabbath - und sie sind es doch!

Heaven & Hell, Europahalle Karlsruhe: „Ronnie James Dio hat drei Eier“, sagt der kanadische auch in Indie-Kreisen erfolgreiche Rockmusiker und bekennende Heavy Metal-Fan Danko Jones. Damit könnte man es eigentlich bewenden lassen, doch das wäre ungerecht: Der amerikanische Sänger ist zwar spätestens seit seinem 1983 veröffentlichten Debüt-Solo-Platinalbum Holy Diver so etwas wie der Inbegriff des Heavy Metal - sorry Manowar -, doch denkbar ist diese Erfolgsgeschichte kaum ohne das Zwischenspiel bei der Band Black Sabbath (1979-82). Die britischen Finster-Rock-Väter hatten sich Ende der 70er endgültig mit ihrem Frontmann Ozzy Osbourne entzweit und suchten verzweifelt nach einer Alternative. Dio hatte unter dem Banner Rainbow mit Ritchie Blackmore mehrere erfolgreiche Alben aufgenommen, doch zerbrach die Liaison an der zunehmenden Pop-Orientierung des Ex-Deap-Purple-Gitarristen. Dio packte die Gelegenheit beim Schopf, zog Sabbath am selbigen aus dem Drogensumpf und hauchte dem künstlerisch bankrotten Bandgefüge neues Leben ein. Das Ergebnis waren zwei Meilensteine der Rockgeschichte: die Alben „Heaven and Hell“ und „Mob Rules“. Danach verkrachte man sich wegen Egomanie, fand sich in den 90ern noch einmal für die sträflich unterschätzte Platte Dehumanizer zusammen und pflegte ansonsten seine Animositäten.
2007 begrub man diese zumindest soweit um eine gemeinsame Tour durchzuziehen und das gelang offenbar so gut, dass man sich sogar daran wagte wieder gemeinsam zu schreiben. Das Ergebnis nennt sich The Devil You Know und am Montag präsentierten sich Dio, Iommi und Co. unter dem Bandnamen Heaven and Hell in der Europahalle auch wieder live: Nach dem Intro „E5150“, ging man mit den Klassikern „Mob Rules“ und „Children of the Sea“ auf Nummer sicher, doch zündete erst „I“ vom ersten Reunion-Album richtig. Überhaupt erwiesen sich neue Songs wie „Bible Black“, „Fear” und „Follow the Tears“ als echte Highlights. Hits wie „Vodoo“ oder „Sign Of The Southern Cross“ fehlten dagegen, doch ist es für eine Band, die nie größere Ausfälle fabriziert hat, wahrscheinlich unmöglich, in Sachen Songauswahl jeden zufrieden zu stellen.
Über jeden Zweifel erhaben waren dagegen die Musiker: Zwar hatte Dio zu Beginn trotz überdurchschnittlicher Hodenanzahl mit einigen Tönen zu kämpfen, doch wen interessiert das solange Toni Iommy seine Gibson SG bearbeitet? Der große alte Mann der Heavy Metal Gitarre ist für sein Genre dasselbe wie B.B. King für den Blues: der letzte puristische Meister seines Fachs. Doch nach spätestens drei Liedern singt Dio auch im geschätzten Furcht erregenden Alter von über achtzig derart überirdisch, dass man meinen möchte, er habe in den 30er Jahren gleich Blueslegende Robert Johnson im Austausch für seine Kunstfertigkeit seine Seele dem Teufel verkauft. Bassist Geezer Butler macht derweil, was er seit nunmehr 40 Jahren tut: stoisch vor sich hin spielen, wobei sein symbiotisches Zusammenspiel mit Iommi seinesgleichen sucht. Bleibt noch Schlagzeuger Vinnie Appice: dessen Drumsolo sei etwas anachronistisch, meint ein Zuhörer. Ok, aber was an dieser Band und ihrem Publikum ist bitte zeitgemäß? “Die Young”, heißt der letzte Song des regulären Sets, doch diesen Zug haben die Band und der grossteil des Publikums gleichermaßen verpasst. Doch wen stört dass, solange er drei Eier hat?

1 Kommentar:

  1. Salve

    Wie ich sehe zumindest noch einer, der Dehuminizer für unterschätzt hält. Die Platte steht den ersten beiden mit Dio am Gesang in nichts nach und übertrumpft diese in Sachen Ideenreichtum stellenweise sogar.

    Das Konzert wurde durch einen gesegneten Auftritt von Heaven & Hell belohnt, nachdem man sich zuvor durch den Quark von Axel Rudi Pell quälen musste. Ich ich weiß wovon ich rede, denn schließlich war ich selbst auch vor Ort:
    http://metal-meister.blogspot.com/2009/06/heaven-hell-live-in-karlsruhe.html

    evlaS

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