Dienstag, 17. Dezember 2013

Selbstgebrannter für die Seele - Dad Horse Experience

Hat den Blues: Dad Horse Ottn. Foto: Christan Kock/Promo
So zu musizieren muss doch unbequem sein:  Dad Horse Htten, der Mann hinter der Dad Horse Experience, sitzt am Donnerstag, 12. Dezember,  im Karlsruher Kohi auf einem harthölzernen Klappstuhl. Energisch am Banjo zupfend stampft er mit strümpfigen Füßen auf einer Fußorgel herum. Beim Singen verdreht er die grünen Augen und lässt dabei die Zunge heraushängen, als habe er sich an einem Löffel heißen Breis verschluckt. Mit gequältem Blick, den ausladenden Ohren, dem schlecht sitzenden Spenzer und ausgebeulten Bundfaltenhosen, sieht Ottn dabei aus, wie eine Mischung aus Prinz Charles und arbeitslosem Buchhalter. 

Begleitet wird der schrullige Hotten von einer nicht minder absonderlichen Gestalt am Schlagzeug. Ob diese Spenzer nebst schlecht sitzender Herrenhose-Sache einfach nur die Banduniform ist, muss hier offenbleiben. Einen bei der Arbeit  mit so stoisch  grimmiger Gleichmütigkeit über seine Fliege hinwegguckenden Schlagwerker hat man allerdings selten gesehen.

Dass angesichts all dessen dann musikalisch ein gewisser Leidensdruck artikuliert wird, ist klar: Hottnes traurig flotte Lieder handeln davon, wie man sich fühlt, wenn man auf einer Party aufwacht, und die Gäste zum kotzen findet. Vom selbstgebrannten Whiskey, “der einem Mann erst den Verstand, dann das Augenlicht und schließlich die Seele nimmt. Oder vom Warten;  auf die Pausenklingel, auf den richtigen Partner, aufs Bier, auf den Tod - bis es schließlich zu spät ist.

Für die Transformation der Seele und die Vergebung der eigenen Sünden.  Das ist so die Art von Drama, die Hottnes im Grunde eintönige, schwarzhumorige Dark Folk-Moritaten dann doch wieder aufregend macht. Denn um unser Seelenheil sorgen wir uns doch alle irgendwie, wenn wir ehrlich sind. Ganz besonders in der Vorweihnachtszeit. Doch hier weiß Ottn Rat, denn “Spiritualität beginnt doch da, wo man erkennt, dass man es selber nicht kann”. Und wenn es soweit ist, stimmen wir am besten ein “Jesus-Lied” an, und bitten “den großen Klempner da oben”, uns aus “der inneren Scheiße” zu helfen -  indem er sie, puff, in Gold verwandelt. Ein wahres Erweckungserlebnis, von dem sich die Evangelikalen eine Hostie abschneiden können, amen!


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