Hat den Blues: Dad Horse Ottn. Foto: Christan Kock/Promo |
So zu
musizieren muss doch unbequem sein: Dad Horse Htten, der Mann hinter der
Dad Horse Experience, sitzt am Donnerstag, 12. Dezember, im Karlsruher Kohi auf einem harthölzernen
Klappstuhl. Energisch am Banjo zupfend stampft er mit strümpfigen Füßen auf
einer Fußorgel herum. Beim Singen verdreht er die grünen Augen und lässt dabei
die Zunge heraushängen, als habe er sich an einem Löffel heißen Breis verschluckt.
Mit gequältem Blick, den ausladenden Ohren, dem schlecht sitzenden Spenzer und
ausgebeulten Bundfaltenhosen, sieht Ottn dabei aus, wie eine Mischung aus Prinz
Charles und arbeitslosem Buchhalter.
Begleitet
wird der schrullige Hotten von einer nicht minder absonderlichen Gestalt am
Schlagzeug. Ob diese Spenzer nebst
schlecht sitzender Herrenhose-Sache einfach nur die Banduniform ist, muss hier
offenbleiben. Einen bei der Arbeit mit
so stoisch grimmiger Gleichmütigkeit
über seine Fliege hinwegguckenden Schlagwerker hat man allerdings selten gesehen.
Dass angesichts
all dessen dann musikalisch ein gewisser Leidensdruck artikuliert wird, ist
klar: Hottnes traurig flotte Lieder handeln davon, wie man sich fühlt, wenn man
auf einer Party aufwacht, und die Gäste zum kotzen findet. Vom selbstgebrannten
Whiskey, “der einem Mann erst den Verstand, dann das Augenlicht und schließlich
die Seele nimmt. Oder vom Warten; auf die Pausenklingel, auf den
richtigen Partner, aufs Bier, auf den Tod - bis es schließlich zu spät ist.
Für die
Transformation der Seele und die Vergebung der eigenen Sünden. Das ist so
die Art von Drama, die Hottnes im Grunde eintönige, schwarzhumorige Dark
Folk-Moritaten dann doch wieder aufregend macht. Denn um unser Seelenheil
sorgen wir uns doch alle irgendwie, wenn wir ehrlich sind. Ganz besonders in
der Vorweihnachtszeit. Doch hier weiß Ottn Rat, denn “Spiritualität beginnt
doch da, wo man erkennt, dass man es selber nicht kann”. Und wenn es soweit
ist, stimmen wir am besten ein “Jesus-Lied” an, und bitten “den großen Klempner
da oben”, uns aus “der inneren Scheiße” zu helfen - indem er sie, puff,
in Gold verwandelt. Ein wahres Erweckungserlebnis, von dem sich die
Evangelikalen eine Hostie abschneiden können, amen!
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