Dienstag, 3. Dezember 2013

Taufrisch duftender Tod - Death Angel

„Taufrisch duftend“ – das bedeutet der aus einem Gedicht von Edgar Allen Poe abgeleitete Name Dew-Scented –  ist Leif Jensen als einziges nach 23 Jahren verbliebenes Urmitglied vielleicht nicht mehr, musikalisch präsentierten sich die Musterschüler der zweiten Teutonen-Thrash-Generation bei ihrem Gastspiel im Vorprogramm der Bay Area-Legenden Death Angel am Freitag im Substage gleichwohl wie eine frische Brezel: dampfendheiß und knusprig. Allerdings hatten offenbar nicht allzu viele Fans Lust auf ofenwarme Thrash-Kost, der Laden war nur halb voll.
Vielleicht lag das am Wochentag. Oder vielleicht auch daran, dass man heute im Club keinen der bis über beide gepiercten Ohren tätowierten Jungtürken erblickte, die sich üblicherweise sonst auf Extremmusik-Konzerten tummeln. Jungs, würdet ihr gelegentlich mal die Pflöcke aus den Ohrwascheln nehmen, hättet ihr vielleicht schon mal davon gehört, dass auch Heaven Shall Burn nicht vom Himmel gefallen sind, sondern auf ganze Generationen von Wegbereitern folgten, denen man ruhig mal die Ehre erweisen kann!  An ICE-Fußtrommel-getriebenen Schnelltod-Granaten wie „New Found Pain“, messerscharf berifften Metzeleien wie „Soul Poison“ oder klassischer Prügelsuppe à la Sodom wie „Never To Return“ hättet ihr jedenfalls auch Geschmack gefunden.
Thrash als schöne Kunst: Death Angel. Foto:promo
Wem Dew-Scented schon schwer im Magen lagen, dem sollte der Hauptgang den Rest geben. Denn Death Angel legten noch mal eine ganze Kelle drauf: Was die San Francisco-Boys leisteten war nichts weniger als eine Meldodic-Thrash-Masterclass. Dabei stand die  1982 gegründete Combo vor ein paar Jahren vor dem Aus. Als Rob Cavestany (Gitarre) und Mark Osegueda (Gesang) plötzlich alleine im Boot saßen, waren der Stimmen nicht wenige, die forderten, das einst stolze Schlachtschiff Death Angel besser abzuwracken. Doch die beiden machten den Kahn mit neuer Mannschaft wieder flott. Wie flott, war unter anderem daran zu bemessen, dass alte Shanties wie „Shores Of Sin“ zwar unerreicht, aber die Songs vom aktuellen Album „The Dream Calls For Blood“ ebenfalls nicht von schlechten Engeln sind (und ganz nebenbei besser als alles, was die satten, sogenannten „Big Four“, Slayer, Metallica, Anthrax und Megadeth, in der letzten Dekade veröffentlicht haben). 
Quadratisch, praktisch, hart und besser als alles von den "Big Four" der letzten Dekade: die neue Death Angel.
 Und überhaupt: Sollte man einem Unbedarften verständlich machen wollen, was eine „tighte Band“ ist, das US-Sextett wäre das Paradebeispiel. Die Gitarrenachse Cavestany/Ted Aguilar macht beim Sägen Späne für ein ganzes Holzfällercamp, Bartserker Will Carroll am Schlagzeug (schwitz der Mann denn nicht unter seiner Gesichtsbehaarung?) liefert schickige Breaks und verquere Rhythmuswechsel en gros. Osegueda besticht mit spitzen Bombay Sapphire Gin-geölten Schreien sowie gekonnter Mikroständerakrobatik  und Damien Sisson am Bass sieht aus wie der selige Cliff Burton. Mehr kann niemand verlangen!
Sollte man es vergessen haben, dieser Abend hat es in Erinnerung gerufen: Thrash-Metal ist einfach die beste Musik die es gibt!

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