Dienstag, 3. Dezember 2013

Monsters Of Blödelbarding

Sehen nicht nur quatschig aus, klingen auch so: Monsters Of Liedermaching. Foto:promo/Chris Lührmann
Früher, in den 70ern und frühen 80ern, nannte man sie schlicht und einfach Blödel-Barden. Jene Männer, die nur mit Akkustikgitarre und humoristischer Schmerzfreiheit jede Kulturscheune in der Provinz zum Kochen bringen konnten. Heute heißen sie allerdings nicht mehr Ingo Insterburg oder Mike Krüger, sondern - dem etwas martialischeren Geschmack der Generation "Counter Strike" angepasst - Monsters of Liedermaching. Hauptsächliche Themen damals wie heute, so war es am Freitag, 22. november, im Substage zu erleben: Alkohol und Liebesdinge.
Ob nun das Herzblatt-Rendezvous im Krankenhaus ("Herzblatthubschrauber"), die neue Liebe in trauter Dreisamkeit ("Nr. 2")oder Weihnachten im alkoholisierten Desaster ("Heilige Nacht") endet, den "Monsters" ist nichts menschliches fremd. Doch auch das fantastische kommt nicht zu kurz: Da kühlt die Beziehung zur Freundin durch deren Vampirismus plötzlich, öhm, stark ab ("La Femme Pia") oder wird das Superheldengenre durch den Kakao, respektive die Kloschüssel, gezogen ("Superkackwurst"). Rein stilistisch bewegt sich das locker flockige Akustikgitarren-Treiben zwischen simplem Jugendfreizeit-Folk und kleinem Singer/Songwriter-Einmaleins, zwischen "Kumbaya" und "Schieb den wal zurück ins Meer". Obendrauf etwas Spaß, Alberei, Blödelei und blanker Unsinn.
Das täte nicht weiter weh, oder könnte gar begeistern, verfügten Burger (Frontmann der Punkrockformation Die Schröders), Fred Timm (Ex-Norbert und die Feiglinge), Rüdiger Bierhorst, Tottovic Kalkül und das Duo Frische Mische Peer Jensen und Jan Labinski, die seit nunmehr zehn Jahren als MOL firmieren, über den feinklingigen Sprachwitz eines Farin Urlaub oder das dadaistische Genie eines Helge Schneider. MOL aber fahren eher die infantile Schiene. Witzig finden solchen Penäler-Humor mutmaßlich insbesondere Menschen, die den Kauf von Heinos Rock-Platte für einen subversiven Akt und einen Besuch bei "Rock am Ring" für einen Ausweis von Musikaffinität halten (das merkt man besonders an den "Ohohohohoh-Monsters"-Gesängen zur Melodie von AC/DCs "Thunderstruck" im gut gefüllten Saal). Sowie solche - und das ist keine Mutmaßung -, die  sich  gegenseitig mit ihren Smartphones beim Tanzen mit eingeschalteter Strinlampe am Kopf abfilmen (An dieser Stelle könnte sich ein Exkurs über die Stillosigkeit von Stirnlampen UND Fahrradhelmen anschließen, doch würde dies den Rahmen einer Konzertbesprechung in unangemessener Weise sprengen).
Allein wenn sich Rüdiger Bierhorst  der guten alten Liedermachertugenden erinnert und auch mal  ein gesellschaftskritisches Lied ("Ich bin nicht frei") anstimmt, unterbricht das Sextett seinen immerwährenden Soundtrack zum Tabu-Spielen in der Studi-WG. Leider kommt das an diesem Abend viel zu selten vor. Aber was will man auch von einer Gruppe erwarten, die T-Shirts verkauft, auf denen unter dem durchgestrichenen Schriftzug der Ramones der eigene Bandname steht? Eben!
Leute, deren Drang zur Rebellion sich im Konsum von Astra-Bier erschöpft, kümmert das alles freilich kaum, so dass das Publikum vom ersten bis zum letzten Schrammelakkord dieser musikalischen Tortenschlacht zum knüllermäßig steil geht.


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