Das ist Anarchie! Sich wie üblich am punk-ademischen Viertel
orientierend, nachdem Punkrock-Veranstaltungen immer mindestens eine Stunde
später beginnen als angegeben, betritt der Rezensent an diesem Mittwoch, 19. Februar, so gegen 22
Uhr die Alte Hackerei auf dem Schlachthofgelände. Nur um festzustellen, dass Ex-Adverts-Sänger
T.V. Smith, Speerspitze des Essex-Akustik-Punks, die Bühne tatsächlich zur
angekündigten Stunde betreten, seinen Auftritt also schon beendet hat. Wenn
schon auf Unverlässlichkeit kein Verlass mehr ist, wer soll sich da noch
zurecht finden?
Alle Erwartungen erfüllen
hingegen die U.K. Subs: Wenn man sagt, die seit 1976 mal mehr mal minder aktive
Band haben noch mehr Menschen durchlaufen als die Drehtür eines mittelgroßen
Einkaufszentrums, tut man den Briten gewiss kein unrecht. Neben Urgestein
Charlie Harper (Gesang) gehören zur Subs Mark 183 Besetzung der alte Recke Alvin
Gibbs am Bass, Jet (Gitarre) und der junge Jamie Oliver (Schlagzeug).
Mit seiner leicht altägyptisch anmutenden, blondierten
Pony-Frisur sieht Harper zwar inzwischen aus wie ein gealterter David St.
Hubbins, seinen Biss hat der Subs-Frontmann indes nicht verloren. Alte Hits wie
„Warhead“, „Emotional Blackmail“, „Tomorrows Girls“ oder „Endangered Species“ trägt
er mit derselben motzigen Verve vor, wie die neueren Songs.
Musikalisch bewegen sich die Subs irgendwo zwischen
waghalsigen Steilkurven-Punk –Drummer Jamie droht sich beim Spielen selbst zu
überholen – und Streetrock, dem Gitarrist Jets beißendes Spiel eine scharfe
Ammoniak-Note verleiht. Klasse!
Das die Hackerei dicht gedrängt füllende Publikum – ein
großer Teil trägt altersbedingt
Umkehr-Iro (Haare an den Schläfen, statt auf dem Schädelkamm) – ist ebenso
hin und mitgerissen: Rempeltänze brechen aus, Bierduschen werden genommen,
Mittelfinger gereckt.
Fazit eines gelungenen Abends: Pünktlichkeit und Punkspaß
scheinen doch keine Gegensätze zu sein.
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