Hat den Blues: Hubert von Goisern Foto:Jürgen Skarwan |
Dem Österreicher an sich wird ein gewisser Hang zum Fatalismus, ja zur krankhaften Traurigkeit nachgesagt. "Wenn der Herrgott net will, nutzt es gar nix", heißt ein populäres Heurigenlied. Man könnte auch konstatieren: Angesichts der unvermeidlichen Schläge des Schicksals erfasst den Österreicher gelegentlich der Blues. Dass ein steirischer Alpenrocker wie Hubert von Goisern sich zu dem Genre hingezogen fühlt, dessen Lieder sich so häufig um Resignation, unerwiderte Liebe, Einsamkeit und Untreue (wenn auch oft einen humorvollen Twist) drehen, kann da nicht verwundern. Und vom Blues ist der Country nur einen Whiskeyflaschen-Wurf entfernt. Auf seinem aktuellen Album „Federn“ hat von Goisern sich am transatlantischen Brauchtumstransfer versucht. Beim Zeltival im ausverkauften Tollhaus feierte der österreichische Sänger am Mittwoch ein uriges Wurzelmusik-Jambalaya.
Jodelpionier und Goisern-Vorbild: Countrystar Jimmie Rogers |
So klingt es keineswegs komisch wenn von
Goisern Hank Williams „Jambalaya (on the Bayou)“, das seinerseits auf dem
Cajun-Song „Grand Texas“ beruht, anstimmt.
Auch andere Traditionals hat sich von Goisern ganz unprätentiös zu Eigen
gemacht: „Corrina, Corrina“, zum Beispiel kommt hier nach einer durchzechten
Nacht, leicht schwankend als „Des kann's nit sein“ daher. „Corrina wo warst´n
so lang?“, fragt der Blues-Typisch Untreue witternde Ich-Erzähler. Auch
vor Gospel („Amazing Crace“) und volle
Pulle Hillbilly („Oh, Susanna“) schreckt von Goisern nicht zurück – auch ohne
Banjo auf dem Knie.
Dass von Goisern mit der teils
eigenwilligen Interpretation solchen einerseits von legendären Interpreten
geprägten und andererseits an unzähligen Lagerfeuern durchgenudelten Liedguts davonkommt, ist einmal
seinen leidenschaftlich spielenden Mitmusikern („allesamt Oberösterreicher“,
wie der Sänger betont, außer dem Kalifornier Robert Bernstein an der Pedal-Steel) zu Danken. Die mühelos
zwischen Country, Cajun, Blues, Tex Mex und Blasmusik hin und her springen,
ohne sich lächerlich zu machen. Und natürlich der bodenständigen Performance
von Goisern selbst. Wenn der Steierer in versoffen dahinschlurfendem Shuffle
vom Schnaps singt, klingt das keinen Deut weniger glaubwürdig, als wenn John
Lee Hooker „One bourbon, One Scotch, One Beer“ brummt und im Hintergrund die
Canned Heat auf allen Zylindern feuert.
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