Mittwoch, 8. Juli 2015

Bier und Bonanza-Räder - Hellyeah sind die Pantera für Sitzenbleiber


Hellyeah firmieren offiziell als Band, aber in Wirklichkeit ist die Southern-Thrash-Truppe vor allem eines: Ein Vehikel damit Vinnie Paul Abbot seinem liebsten Hobby Schlagzeugspielen nicht allein im heimischen Probekeller nachgehen muss.  Denn während der Texaner  mit seiner Ex-Band Pantera in den frühen 90ern den Metal revolutionierte und die größten Hallen füllte, verirren sich an diesem Dienstag im Juni gerade einmal etwa hundert Hartgesottene ins Substage. Von Enttäuschung ist bei Vinnie Paul indessen dennoch keine Spur. Wenn der 51-Jährige hinter seinem gigantischen Set sitzt, lächelt er so  selig wie der kleine dicke Junge, als der er einst auf seinem roten Bonanza-Rad durch die sonnenbeschienen Straßen von Abilene cruiste.
Gut 40 Jahre später, nach der Veröffentlichung drei unsterblicher Klassiker Alben (Cowboys From Hell, Vulgar Display Of Power, Far Beyond Driven), von denen Pantera zwischen dem Durchbruch 1990 und ihrer Demission 2003 mehrere Millionen absetzen konnten, der Fehde mit dem genialen aber unberechenbaren Frontmanns Phil Anselmo sowie der Ermordung seines Bruders und Bandpartners, Gitarrist Dimebag Darrel, lässt Vinnie Paul breit grinsend das Groovemonster von der Kette. Mit der Präzision eines Kunstbullenpeitschenschwingers und der Kraft eines Bärentöters bearbeitet Abbot sein Set. Unter den Schlägen seiner schwarzbehandschuhten Fäuste grollt, rollt und faucht das große schwarze Biest, als führe es ein Eigenleben.
Doch während es Pantera verstanden hatten, ihre unbändige Aggression in gleichsam einprägsame und  abwechslungsreiche Songs zu kanalisieren, ist der südstaatenrockinfizierte Thrash-Metal von Hellyeah vor allem eines: ziemlich langweilig. Zu eintönig ist das unentwegte  Riff- und Groove-Gewitter. „Yeah, yeaher, hellyeah“, scheint sich die Band zu denken. Doch ein Kopftreffer mit dem Vorschlaghammer ist eben nur beim  ersten Mal ein eindrückliches  Erlebnis, beim zweiten und dritten Mal ist hingegen selbst der nehmerfreudigste Empfänger bedient, sprich ausgeknockt.  Und auch wenn feuchtfröhliche Dumpfbacken-Hymnen wie „Drink Drank Drunk“ durchaus von Humor zeugen, wirkt die ewige Titten, Theken, Flatulenzen-Bierschaumschlägerei auf Dauer dann doch etwas abgestanden.
Die konzeptionellen Mängel suchen Hellyeah mit persönlichem Engagement auszugleichen: Vinnie Pauls Fähigkeiten wurden bereits gepriesen. Sänger Chad Gray von den US-Millionensellern Mudvayne bringt ebenfalls vollen Einsatz. Mit seinem roten struppigen  Irokesenschnitt sieht der spindeldürre 43-Jährige zwar aus wie ein ziemlich gerupfter Hahn, krähen kann er aber noch immer ziemlich durchdringend. Besonders fleißig ist außerdem Axtmann Chris Brady, der die Arbeit für seinen Kollegen Tom Maxwell, der sich den Fuß gebrochen hat, mitverrichten muss. Was die ganze  Sache allerdings auch nicht vielschichtiger macht.
Mit fünf Bier im Kopp mögen Hellyeah ihrem Namen gerecht werden, beim nüchternen Betrachter bleibt die Partystimmung hingegen aus.

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