Hellyeah firmieren offiziell als Band, aber in Wirklichkeit
ist die Southern-Thrash-Truppe vor allem eines: Ein Vehikel damit Vinnie Paul Abbot
seinem liebsten Hobby Schlagzeugspielen nicht allein im heimischen Probekeller
nachgehen muss. Denn während der Texaner
mit seiner Ex-Band Pantera in den frühen
90ern den Metal revolutionierte und die größten Hallen füllte, verirren sich an
diesem Dienstag im Juni gerade einmal etwa hundert Hartgesottene ins Substage. Von
Enttäuschung ist bei Vinnie Paul indessen dennoch keine Spur. Wenn der
51-Jährige hinter seinem gigantischen Set sitzt, lächelt er so selig wie der kleine dicke Junge, als der er
einst auf seinem roten Bonanza-Rad durch die sonnenbeschienen Straßen von Abilene
cruiste.
Gut 40 Jahre später, nach der Veröffentlichung drei
unsterblicher Klassiker Alben (Cowboys From Hell, Vulgar Display Of Power, Far
Beyond Driven), von denen Pantera zwischen dem Durchbruch 1990 und ihrer
Demission 2003 mehrere Millionen absetzen konnten, der Fehde mit dem genialen
aber unberechenbaren Frontmanns Phil Anselmo sowie der Ermordung seines Bruders
und Bandpartners, Gitarrist Dimebag Darrel, lässt Vinnie Paul breit grinsend
das Groovemonster von der Kette. Mit der Präzision eines Kunstbullenpeitschenschwingers
und der Kraft eines Bärentöters bearbeitet Abbot sein Set. Unter den Schlägen
seiner schwarzbehandschuhten Fäuste grollt, rollt und faucht das große schwarze
Biest, als führe es ein Eigenleben.
Doch während es Pantera verstanden hatten, ihre unbändige
Aggression in gleichsam einprägsame und
abwechslungsreiche Songs zu kanalisieren, ist der
südstaatenrockinfizierte Thrash-Metal von Hellyeah vor allem eines: ziemlich
langweilig. Zu eintönig ist das unentwegte Riff- und Groove-Gewitter. „Yeah, yeaher,
hellyeah“, scheint sich die Band zu denken. Doch ein Kopftreffer mit dem
Vorschlaghammer ist eben nur beim ersten
Mal ein eindrückliches Erlebnis, beim
zweiten und dritten Mal ist hingegen selbst der nehmerfreudigste Empfänger
bedient, sprich ausgeknockt. Und auch
wenn feuchtfröhliche Dumpfbacken-Hymnen wie „Drink Drank Drunk“ durchaus von
Humor zeugen, wirkt die ewige Titten, Theken, Flatulenzen-Bierschaumschlägerei auf
Dauer dann doch etwas abgestanden.
Die
konzeptionellen Mängel suchen Hellyeah mit persönlichem Engagement
auszugleichen: Vinnie Pauls Fähigkeiten wurden bereits gepriesen. Sänger Chad
Gray von den US-Millionensellern Mudvayne bringt ebenfalls vollen Einsatz. Mit
seinem roten struppigen Irokesenschnitt
sieht der spindeldürre 43-Jährige zwar aus wie ein ziemlich gerupfter Hahn,
krähen kann er aber noch immer ziemlich durchdringend. Besonders fleißig ist
außerdem Axtmann Chris Brady, der die Arbeit für seinen Kollegen Tom Maxwell,
der sich den Fuß gebrochen hat, mitverrichten muss. Was die ganze Sache allerdings auch nicht vielschichtiger
macht.
Mit fünf Bier im Kopp mögen Hellyeah ihrem Namen gerecht
werden, beim nüchternen Betrachter bleibt die Partystimmung hingegen aus.
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