Donnerstag, 23. Juli 2015

Haben sogar Songs mit acht Akkorden - Status Quo


Ehat ever yiu want: Status Quo 2005 beim Konzert in der Colston Hall in Bristol (L to R: Rick Parfitt, Francis Rossi, John 'Rhino' Edwards and Andrew Bown). Foto: KevM
Francis Rossi meldet sich per Telefon aus dem sonnigen Westen Frankreichs, wo Status Quo gerade auf Tour sind. Seit fast 5 Jahrzehnten steht der Londoner italienischer Abstammung den Königen des bejeansten Boogie Rock vor. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rick Parfitt bildet der Mann mit dem Goldohrring das wohl erfolgreichste Gitarrentandem der Rockgeschichte: Über 100 Singles haben Status Quo bislang aufgenommen, gut 500 Wochen in den Albumcharts verbracht, 160 Millionen Platten verkauft – und, um es mit einem ihrer populärsten Titel zu sagen, auf der ganzen Welt gerockt. Doch jüngst sah es so aus, als geriete der, ähem, Status Quo zwischen den Beiden sonst stets im Gleichtackt wippenden Gitarristen ins Wanken. Die britische Presse vermeldete Trennungsgerüchte. Der BRB fragte bei Rossi nach.

Rossi: Warte mal kurz, ich schnappe mir nur noch ein paar Süßigkeiten aus der Schale und dann gehen ich nachdraußen, da ist der Empfang besser.

BRB: Bist Du bereit?

(Singt) Yeah, yeah, I am ready now.

Wie ist denn Frankreich so im Augenblick?

Es ist sehr schön, ein wundervoller Ort. Sehr, sehr heiß, aber ich mag es heiß (kichert).

Euer  jüngstes Album, „Aqoustic“, enthielt unplugged Versionen eurer größten Hits. Spielt ihr auf der aktuellen Tour unverstärkt oder elektrifiziert? 

Wir spielen elektrisch.

Ich habe kürzlich in einem britischen Rockmagazin gelesen, Du spieltest mit dem Gedanken, bald in Rente zu gehen und wie dein Vater früher Eiscreme zu verkaufen.

Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach, mich zur Ruhe zu setzen. Es wird unweigerlich passieren. Aber es läuft bislang jedes Mal so: Ich denke darüber nach. Dann vergehen ein paar Jahre. Ich denke wieder darüber nach. Und wieder vergehen ein paar Jahre. Ich weiß auch nicht…

Also müssen die Fans nicht befürchten, dass dies die letzte Tour von Status Quo sein könnte?

Nein, überhaupt nicht. Wir haben für nächstes Jahr schon Konzerte in Australien gebucht und wollen auch noch ein weiteres Akustik-Album einspielen.

Das Jubiläum des 50-jährigen Bestehens von Status Quo steht in drei Jahren bevor. Wollt ihr das noch erreichen?

Ehrlich gesagt mache ich mir nichts aus diesen Jubiläen. Ich finde Jubiläen zum Kotzen. Wir hatten schon zu viele. Ich habe Rick getroffen: Jubiläum. Alan (Lancaster, Bassist der klassischen Quo-Besetzung) ist in die Band eingetreten: Jubiläum. Jemand hat 1969 gefurzt: Jubiläum. Hey, selbst wenn wir nur 49 Jahre durchhalten, ist das eine verdammt lange Zeit für eine Rock´n´Roll-Band. Kein Mensch hat in den 60ern gedacht, dass es uns so lange geben würde. 

In der englischen Presse gab es Gerüchte, dass das Verhältnis zwischen dir und Rick zerrüttet sei. Grund war ein Interview, in dem Rick erzählt hat, dass sie privat nicht mehr viel miteinander zu tun haben.

Ach was, Rick hatte einfach einen schlechten Tag. Wir sind jetzt so lange zusammen und haben mehr Zeit miteinander verbracht als mit unseren Frauen, unseren Kindern oder irgendjemand sonst. Es stimmt, wir reden nicht mehr so viel miteinander wie in unserer Jugend, aber wir verstehen uns gut. Wir haben uns heute Morgen um 9.30 gesehen, den Rest des Tages sehen wir uns nicht, bis die Show beginnt. Aber das ist doch normal. Es macht eine Beziehung auch nicht einfacher, wenn man ständig gefragt wird, und, wie ist euer Verhältnis, wie ist es, wie? Irgendwann fragst du dich dann selbst, ja wie ist es eigentlich? Und du beginnst Probleme zu sehen, wo gar keine sind. 

Warum, glaubst Du, haben Rock-Fans immer diese Erwartung, dass Musiker immer beste Freunde sein müssen und nicht bloß Arbeitskollegen?
 
Weil es eben das Showgeschäft ist. Es geht nicht nur um Musik. Wenn es nur um Musik ginge, würden die Leute doch zu Hause bleiben und für sich alleine Musik spielen, stimmt´s? Und im Showgeschäft hat eben alles makellos zu sein. Die Leute haben diese Vorstellung  von einer Rockband als eine Gruppe junger Typen, alles Schulfreunde, die um die Welt reisen und nur in den besten Hotels absteigen. Von außen wirkt ein solches Leben natürlich fabelhaft. Und die meiste Zeit ist es ja auch wirklich fabelhaft. Aber manchmal eben auch nicht.

Wie bist Du als junger Mann zum Rock´n´Roll gekommen? Gab es da einen bestimmten Moment der Erleuchtung oder war es mehr ein Prozess.

Als ich das erste Mal die Everly Brothers gesehen habe, wusste ich, das ist es. Ich wollte die Everly Brothers sein, aber die gab es ja leider schon. Stattdessen bin ich dann mit diesen Typen in der Band gelandet (lacht). Aber ich übe noch immer jeden Tag und versuche ein besserer Spieler zu werden.

Für den größten Teil eurer Karriere haben Du und Rick Fender-Telecaster-Gitarren gespielt. Wie kam das?

Das war reiner Zufall. Ich hatte erst eine Gibson Stereo, dann bekam ich irgendwann eine Telecaster. Rick hat sich auch eine gekauft und es wurde Teil unseres Image, ein Mythos. Inzwischen spiele ich ein extra für mich angefertigtes Sondermodel aus Graphit. Das ist leichter zu spielen und verstimmt sich nicht so schnell. Aber die Leute wichsen sich noch immer einen beim Gedanken an meine grüne Tele. Wenn ich sie raushole und sage, das ist eine 57er, sagen sie, waaaaaaauuuu! Ich denke, mann, die ist noch zehn Jahre älter als ich, was soll daran so toll sein. Wie gesagt: Showbusiness eben.

Status Quo stehen im Ruf, nur Drei-Akkorde-Songs zu schreiben, dabei stimmt das ja nicht. Was ist denn der Song mit den meisten Akkorden, den Du je geschrieben hast?

Das müsste „Marguerita Time“ sein. mein Sohn sagt, der habe acht Akkorde. Aber ich bin ohnehin der Meinung, man sollte Musik nicht überanalysieren. Du machst doch nicht das Radio an und sagst, den Song finde ich gut, der hat drei oder acht Akkorde. Es ist wie beim Sex: man findet es gut oder eben nicht. Es ist einfach Sex, Punkt. Nicht mehr, nicht weniger. So sollte man es auch mit der Musik halten.


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