Mittwoch, 15. Juli 2015

Thought Forms - Weißes Rauschen im Schleudergang

Beobachten gern technische Geräte: Thought Forms. Foto:Promo

Thought Forms spielen Noise Rock. Für Nichtkenner: Das ist Musik für Leute, die wahrscheinlich auch mit Inbrunst stundenlang technische Geräte beobachten – Ampeln, Waschmaschinen – oder fließendes Wasser. Viel passiert bei dieser musikalischen Entsprechung von Schnee auf dem Bildschirm also nicht. Das Wenige kann aber trotzdem fesseln. Wie das Trio aus Südwestengland am Donnerstag, 9. Juli, im Jubez am Kronenplatz bewies.

Zunächst scheint es jedoch eher so als hätten die Musiker ernsthafte Defizite im Bereich des sozialen Miteinanders und der gegenseitigen Verständigung: Wie festgenagelt schaukeln  Gitarristin Charlie Romijn und ihr Kollege Deej Dhariwal auf der Bühne hin und her. Aus dem weitgehend strukturlosen Wummern und unnatürlich verfremdeten Geschrammel, das sie mit ihren Instrumenten erzeugen, schält sich nur gelegentlich ein repetitives Riff. Das Drummer Guy Metcalfe dann aber augenblicklich mit Rhythmusschemata abseits jeder menschlichen Logik dekonstruiert. Dazu wimmert Romjin meist total verhallt ins Mikrofon.

Am ehesten erinnern diese Soundkollagen noch an bekiffte Jams früher im Bandraum. Wer selbst je Rockmusik gemacht hat, kennt das Phänomen: Im Rausch glaubten wir ein neues  „Ummagumma“ aufgenommen zu haben – bis zum nächsten Morgen. Der Unterschied: Während wir unser Genudel ein wenig peinlich berührt sang- und klanglos zu löschten, haben Thought Forms einfach das genaue Gegenteil getan. Und Portishead-Mastermind Geoff Barrow hat das dann auch noch auf seinem Label Invada Records veröffentlicht.

So baut sich die larmoyante Langeweile, diese geschraubte Ödnis, erzeugt mit Effektboards, größer als der musikalische Horizont der Bühnenakteure, zur schamanischen Geräuschkulisse auf, die nichtssagend vielsagend unwillkürlich in ihren Bann zieht. Fast wie ein Schleudergang: Tzschuuiiiiiiihhhh.

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