Die Jury hatte ihre liebe Not, im Finale des New Bands Festivals einen würdigen Gewinner zu küren. Doch nicht aus Mangel an Qualität. In einer der bestbesetzten Endrunden des traditionsreichen Newcomer-Wettbewerbs der letzten Jahre, hätte das Gremium am vergangenen Samstag wirklich jeder der sechs im Substage antretenden Bands den Sieg zusprechen können – ohne rot werden zu müssen. Mit der Wahl von Strawberry Corn gaben die Juroren schließlich Originalität Vortritt vor Professionalität.
Ein Votum, das man so nicht treffen
muss, das einer Veranstaltung, die jungen Musikern einen zusätzlichen Schub auf
ihrem künstlerischen Weg geben möchte, steht es aber gut zu Gesicht. Dass dies
wohl der richtige Weg ist, zeigt die nach einer längeren Durststrecke wieder
stetig zunehmende Resonanz bei Bands aus der Region und Publikum. Während sich
in der jüngeren Vergangenheit mangels Masse durchaus auch mal schwächere
Kandidaten in die Finals verirrten und die Zuschauer wegblieben, sahen diesmal
über fünfhundert begeisterte Fans ein Programm ohne Stinker.
Schon die erste Band, Bash! um die agile
Frontfrau Ines sorgte mit ihrem alternativ angehauchten Stadionrock für
entsprechende Stimmung – Mitklatschen und alles. Überhaupt gab es an diesem
Abend jede Menge Musikerinnen zu beklatschen, eine erfreuliche Entwicklung.
Doch das nur in Klammer.
Kaum weniger Pop-Appeal brachten
Paradise June mit. Mit seinem eingängigen und gefälligen Indie-Pop würde sich
das Trio aus Rastatt auf keinem mittelgroßen Festival blamieren.
Nicht ganz gerecht wurden die FirstFloor Poets aus Pforzheim den Erwartungen, die sie mit ihrer musikalischen
Ausrichtung geweckt hatten. Funk, Soul und R´n´B stellen nuneinmal insbesondere
an die Rhythmus-Sektion gesteigerte Anforderungen, die heute leider nur die
Frau am Bass erfüllte. Klasse war hingegen die Gitarrenarbeit und auch
Frontmann Sebbi machte mit seinem Saxophon mächtig Wind, umso kraftloser
wirkten hingegen seine uninspirierten Rap-Einlagen. Schade eigentlich.
Auch Audioness hatten zu kämpfen – am
meisten mit sich selbst. Sängerin Annika Hertel ist die perfekte Kandidatin für
charmant verspielten independent Pop, leider ließen ihr die Kollegen nur bei
ein oder zwei Songs genügend Freiraum ihre Qualitäten auszuspielen. Stattdessen
begruben sie ihre Frontfrau unter einstürzenden Gitarrenwänden. Mauern können
andere eben besser.
Zum Beispiel Exility. Die pfälzer
Jungspunde ballerten sich höchst unbeschwert durch ihren halbständigen Set.
Ihre unverblümte Mischung aus Heavy-Rock mit Thrash-Elementen machte ordentlich
Dampf im Kessel und ließ die Überdruckventile pfeifen. Ein besonderes Lob
verdient Frontröhre Joaquin Mikolayczak: Es gibt 16-Jährige, die unbedarftere
deutsche Texte schreiben. Rockt, kann was draus werden.
Mehr mit dem Florett als mit der Axt
fochten hingegen Strawberry Corn. Das Karlsruher Quartett setzt auf Extreme:
brachiales Gebrülle trifft auf melodischen Frauengesang, ruhige Passagen folgen
auf rüde Knüppelei und unkomplizierte Tonfolgen wechseln mit vertrackten
Break-Orgien. Aber Gegensätze sind ja bekanntlich anziehend. Es wird spannend
sein zu beobachten, wie sich diese Band in diesem Sommer auf der großen
Festbühne, wo die Gewinner traditionell spielen, schlägt.
Die Platzierungen im einzelnen: Erster
Platz - Strawberry Corn, zweiter Platz – Paradise June, dritter Platz –
Audioness, Publikumssieger - Bash!, Musik ist Kunst Preis (ihn vergibt jeweils
der Preisträger des Vorjahres) - First Floor Poets.
Junge Bands können sich in kürze wieder imJubez am Kronenplatz anmelden.
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