Proppenvoll war das Universum als Clutch am
vergangenen Samstag, den 26.1., auf ihrer Mini-Tournee einen kurzen Stop in Stuttgart einlegten.
Das war zu erwarten, weil a) der Club allerhöchstens gerademal 600 Nasen Platz
bietet, b) sich die Stoner-Blues-Rocker aus Maryland in den vergangenen Jahren
etwas rar gemacht hatten und c) mit „Earth Rocker“ ein neues Album in den
Startlöchern steht (VÖ im März).
Das Publikum ist recht gemischt: Neben zahlreichen
Neil-Fallon-Lookalikes, die sich mit ihren Islamisten-Bärten bei der nächsten
USA-Reise auf verschärfte Personenkontrollen einstellen sollten, drängeln sich Nerd-Brillen-Hipster, wie sie
Underground-Musikveranstaltungen in zunehmendem Maße heimsuchen, Billie Girls
und genau ein (!) Langhaariger (Notiz an mich selbst: Der Entwicklung der
Rock-Crowd in naher Zukunft eine gesonderte Betrachtung widmen!).
Clutch eröffnen mit dem Dreifach-Schlag „The
Mob Goes Wild“, „50 000 Unstoppable Watts“ und „Mice And Gods“, Crowdpleaser
allesamt. Fellon hat leicht an Gewicht zugelegt, aber nichts an Charisma
eingebüst. Mit großer Geste und Jim Jones-Attitude gibt er wie gewohnt den
Zeremonienmeister, während Tim Sult den Blick keine Sekunde vom Frettboard
wendet und Drummer Jean Paul Gaster sowie Dan Maines am Bass ganz in ihre
Rhythmusarbeit versunken sind. Bühnenaction oder gar Posing? Fehlanzeige!
Wozu auch? Das Quartett hat genügend
musikalische Substanz, um auf schmückendes Beiwerk und jegliche Effekthascherei
verzichten zu können. Oder kennt sonst jemand eine Rockgruppe, die bereits beim
dritten Song ein Schlagzeugsolo bringt, das sich obendrein nicht in irgendwelchem
Gehacke erschöpft sondern durch Originalität besticht? Überhaupt das
Schlagzeug: der nie aufdringlich, aber stets einfallsreich und gefühlvoll
agierende J.P. ist mit Sicherheit einer der zu Unrecht übersehensten Vertreter
seiner Zunft!
Doch eigentlich ist ja die ganze Band
unterbewertet: „Power Player“, „Abraham Lincoln”, „Electric Worry“ (langsamer
als auf Platte), aus allen Schaffensphasen reiht sich Hit an Hit,
Monster-Groove an Monster-Groove und Ankylosaurus-Riff an Ankylosaurus-Riff. Das einzige Manko ist, dass einem diese
ganze geballte bleiblütige Heavyness vielleicht irgendwann zu drückend wird.
Doch Besserung ist in Sicht! Die Band hat die
kommende Langrille als ihre bisher schnellste und eingängigste angeprisen. Und
Tatsächlich: „DC Sound Attack“ weckt mit seinem klassischen Rock´n´Roll-Refrain
und Fellon an der Kuhglocke fast schon Sleaze-Rock-Gefühle und der Titeltrack
vom neuen Album verfügt neben einem fast schon Metal-Riff über einen so
einprägsamen wie originellen Refrain. Wenn Clutch dieses Nievieau über die
volle Distanz halten können, sägen sie vielleicht bald sogar am QOTSA-Tron.
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