Freitag, 15. Februar 2013

Sündige Wasserspiele - Nick Cave and The Bad Seeds veröffentlichen neues Album



Vielen ist Nick Cave vermutlich hauptsächlich aus den 90er Jahren bekannt, wo er im Video zu „Where The Wild Roses Grow“, dem Goth-Remake einer alten Country-Mörderballade Namens „Banks of the Ohio“, als Jüngling mit schwarzbraunem Haar die schöne Wasserleiche von Kylie Minoque anschmachtet – nachdem er sie selbst um die Ecke gebracht hat.
Heute bringt Nick Cave mit seiner Band The Bad Seeds ein neues Album heraus. Es ist ihr fünfzehntes und heißt „Push the Sky Away“. Und wieder spielt sich allerlei Abseitiges und Finsterliches an den Ufern diverser Gewässer ab: An verborgenen Stränden, nur durch finstere Tunnel erreichbar, die in verzauberten Gärten, in welche man nur mittels geheimer Schlüssel gelangt, winkt Cave unter bleiernen Himmeln einer entschwundenen Liebe ein letztes Adieu zu („Wide Lovely Eyes“). Am Gestade stellen die Jungs aus dem Ort den Stadtmädchen nach. Die öffnen ihre Beine wie Bibeln, um sich von der Dorfjugend durchbohren zu lassen („Water´s Edge“). Aus der Ferne grüßen Meerjungfrauen und Cave besingt einmal mehr die Geliebte im feuchten Grund: „I believe in God/ I believe in mermaids too/ I believe in 72 virgins on a chain (why not, why not) / I believe in the rapture/  For I've seen your face/ On the floor of the ocean/ At the bottom of the rain.”
Im “Higgs Boson Blues” beobachtet Cave auf der Fahrt über schwarze Straßen nach Genf (auch das liegt bekanntlich am Wasser) an einer Kreuzung Robert Johnson und den Belzebub beim Abschluss ihres legendären Deals.“Don´t know whos gonna rip off who“, stellt er dabei fest und braust weiter Richtung Lorraine Motel, auf dessen Balkon 1968 Martin Luther King erschossen wurde. So weit so kryptisch.
Musikalisch verpacken, oder vielmehr umspielen, die Bad Seeds Caves obskure Dichtungen mit spartanisch arrangierten Tonstücken, nur getragen von einer plinkernden Gitarre, einem bedrohlichen Bass oder flüchtig hingetupften Keyboards. So klingen die Songs wie das meandernde Echo längst verklungener Country-, Folk- oder Gospel-Tunes. Etwas satter instrumentiert und gestrafft verfügten sie über Stadionqualitäten. Doch wahrscheinlich ginge Nick Cave lieber ins Wasser als nochmal wie in den 90ern den Schmusesänger zu geben. So ist ihm ein fantastisches erstes Alterswerk gelungen, gefühlvoll und doch voller Sünde!


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