In jüngerer Vergangenheit hatten sich Metal
Bands in großer Zahl des Folk-Erbes bemächtigt und mit stählerner Faust Blechflöten, Akkordeons
und Fiedeln bearbeitetet. Jetzt erleben die traditionelleren Töne der 60er
Jahre eine Renaissance. Vorreiter des Folk Revivel-Revivels sind britische Acts
wie Frank Turner oder Mumford and Sons. Zumindest in Kanalnähe, wenn auch auf
deutscher Seite in Ostfriesland, ist Sönke Torpus aufgewachsen. Gemeinsam mit seiner Band, The Art Directors, spielte
der Sänger am Mittwoch, 6.2., im Karlsruher Jubez und präsentierte sein Album „From
lost Home to Hope“.
Ein Engländer war allerdings doch mit von
der Partie: Rob Lynch. Akustischen Pop mit einer Prise Punk und Folk, nennt der
Mann aus dem Städtchen Stamford in Lincolnshire seine Musik. Dabei können
allenfalls Wohlmeinende Lynchs schrammeliges Gitarrenspiel als punkig
bezeichnen. Mit seinem Pop-Appeal ist es ebensowenig weit her: So ausladend
sind die Melodiebögen gespannt, dass am Ende der Anfang schon wieder vergessen
ist. Aber damit nerven heute ja viele junge an der Welt leidende Liedermacher. Wenigstens
das Prädikat „akustisch“ ist beim allein mit Wandergitarre auftretenden
Blondschopf zutreffend. Abhaken.
Leicht verschwurbelt gerät der Auftakt leider
auch bei Torpus und den Art Directors, so dass man schon denkt: „fangen die
jetzt auch noch so an?“ Doch nach ein
paar Minuten und einigen Schlucken aus der Bierpulle hat sich das Quintett eingespielt:
Torpus, das Shirt von den Rolling Stones – auch die „großartigste Rock´n´Roll
Band der Welt“ brachte es ja zu erstaunlicher Perfektion im Schreiben von
Fake-Country- und Fake-Folk-Songs –, den diagonalen Haarschnitt vom jungen
Jean-Paul Belmondo in „Die tollen Abenteuer des Monsieur L“, singt beherzt vom
Verlassen, aber auch von Optimismus und neuer Hoffnung. Dank des mehrstimmigen
Gesangs erinnert das mitunter an The Band oder in seinen countryesqueren
Augenblicken an die Byrds – nur etwas naiver und ungeschliffener.
Die Band, Gitarrist Melf Petersen, der
stets traurig (oder schläfrig?) dreinblickende Schlagzeuger Felix Roll,
Multiinstrumentalist Ove Thomsen, der neben Gitarre, Banjo und Trompete auch
noch ein vermutlich aus Omas ausrangierter Wäschekommode gefertigtes Harmonium
bedient und Jenny Apelmo, die kleine Frau am großen Bass, ist emsig engagiert,
wie eine Gruppe Waldorfschüler beim Berufspraktikum im Sozialbereich. Mehr aber
auch nicht. Von einer Kneipen- und
Fußgängerzonen-erprobten Combo hätte man sich schon etwas mehr Feuer erwartet.
Die Directors spielen ihre Instrumente ordentlich, selten mitreißend.
Vielleicht ist das ja die von vielen
Kollegen so enthusiastisch gefeierte „norddeutsche Gelassenheit“. Die kann
schnell in Schluffigkeit umschlagen! Denn am besten sind Sönke Torpus und seine
Mitstreiter, wenn sie ihre Lässigkeit ablegen und sich auch mal hinreißen
lassen. Etwa auf den Spuren von Skiffle-König Lonnie Donegan wandelnd, so wie
bei „Bring You Home“, manchmal gar
rockend („The Leaving“) oder breitwändig balladierend ( „Know, Seen, Judged“). In solchen Momenten machen Torpus and The
Art Directors jede Menge Freude.
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