Zwei Schießbuden fuhren auch Kylesa auf, verliehen ihrem hypnotischen irgendwo zwischen Pentagram, Fu Manchu und Baroness angesiedelten Sludge-Sound, dadurch aber eine arg metallische Note. Ansonsten machten sich Gitarristin Laura Pleasants und ihr männliches Pendant Phillip Cope, die sich den Gesang teilten, insbesondere um die Pflege des Halleffekts verdient. Nach den Filigrangroovern Kamchatka keine Steigerung.
Nach ewig langer Umbaupause - die ganzen Schlagzeuge mussten schließlich verräumt werden –, endlich: Clutch. Mit dem Titel des aktuellen Langspielers, Strange Cousins From The West, ist über diese Band eigentlich schon alles gesagt. Ohne Instrumente würde diese „Jungs“ aus Germantown im beschaulichen US Bundesstaat Maryland kein Mensch ernst nehmen: Gitarrist Tim Sult ist ein introvertierter Moppel, den sie in der schule bestimmt schon immer gehänselt haben, Gaster sieht wirklich aus wie der Seltsame Cousin vom buckligen Teil der Verwandtschaft und an Basser Dan Maines kann man sich schon kurz nach dem Konzert nicht mehr erinnern. Sänger Neil Fallon schaut zwar auch nicht besser aus, kommt aber mit seinem Rauschebart und tiefliegenden Kohleaugen rüber wie ein fanatisierter Wildwestprediger aus dem vorletzten Jahrhundert. Doch was kann der Mann singen und was haben diese Kerle den Blues! Clutch waren eigentlich schon immer die Band für die Biertrinker unter den Stoner-Rock-Fans, weil viel stärker im Bluesrock verwurzelt als viele ihrer Genre-Kollegen. So muss man bei Neil Fallons Riffs eigentlich öfter an Deep Purple zu Stormbringer-Zeiten, als an Black Sabbath denken. Unentwegt schimmern auch die alten Meister aus Chicago durch. Und ist die Kupplung erst mal durchgetreten, lassen sich Clutch so schnell nicht mehr stoppen: Wie ein riesiger Truck auf einem Nachtschwarzen Highway wälzt sich dieses Ungetüm von einer Bandmaschinerie über einen Hinweg, dass eigentlich nur die Flucht bleibt. Doch man bleibt erstarrt wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen und erwartet voller Faszination den tödlichen Biss.