Klein gibt es nicht bei Amplifier. Zwar verbeugen
sich die Prog-Rocker aus Manchaster auf ihrem aktuellen Longplayer „Echo
Street“ mehr vor den sphärischen Pink Floyd als den Hochbauingenieuren Rush,
live aber ist das Trio an diesem
Dienstag, 30. April, im Substage zum Quintett aufgeblasen. Und die dreiköpfige
Sechs-Saiten-Hydra entfacht Gitarrenstürme, die in der Lage sind, nicht nur ein
Paar baufällige Farmhäuser, sondern
gleich eine mittelgroße Landstadt in magischeLänder zu katapultieren.
Doch wir greifen vor. Den Anfang im trotz
Europapokalschlager recht gut besuchten Club macht Charlie Barnes. Nur in
Begleitung einer Akkustik-Gitarre taucht er plötzlich mitten im Publikum auf.
Erstmal Skepsis! Doch entpuppt sich der schmächtige Brite schnell als wahrer
Einmann-Symphoniker. Mit elektronischer Hilfe singt er mit sich selbst im Kanon
und unterlegt die Chöre mit fein vor aller Augen und Ohren verwobenen
Klangteppichen. Beeindruckend!
Dann betreten Sel Balamir und seine Collaborateure
die Bühne. Überraschend: Der Sänger und Songwriter hat sich vom Zausel im
T-Shirt zum akkurat frisierten Hemdträger gewandelt. Doch vom feinen Zwirn soll
man sich nicht täuschen lassen! Amplifier sind Schwerarbeiter. Ein ums andere
Klanglabyrinth von nahezu daidalischer Komplexität errichten sie, durch dass
sich ein anabol aufgepunpter Sgt. Pepper den Weg gegen allerlei ausgeflippte
Kreaturen – sie haben rosa Tentakel – freiboxen muss. Den Soundtrack zu diesem musikalischen Ego-Shooter bilden
Riffs, so bedrohlich wie ein ausser Kontrolle geratener Öltanker – ins Bild
passend: als zusätzlicher Gitarrist ist Steve Durose, von den inzwischen
aufgelösten Oceansize dabei – auf dessen
Brücke sich gerade Yes und ELP, den totalen Riss geben – egal, wohin die Reise
geht. Don´t try this at home, kids! Oder anders gesagt, für Menschen, die zu
epileptischen Anfällen neigen, ist das hier nix! Zum Glück nimmt man regelmäßig
Dampf vom Kessel und dümpelt ein wenig auf dem topographischen Ozean herum,
bevor es erneut mit Rammgeschwindigkeit weitergeht.
Klar, auf Dauer wirkt das ewig wiederkehrende
Laut-dann-wieder-leise-Spielchen etwas eintönig, aber man muss doch eines sagen: auf jeden
Gewittersturm folgt Sonnenschein. Wer wollte sich darüber beschweren!
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