Mittwoch, 29. Mai 2013

Allstar-Jukebox: Steve Stevens, Sebastian Bach und Billy Idol im Viper Room, L.A.


Normalerweise sind Berichte über Coverbands die Tinte nicht Wert. Bewegt sich der Rock´n´Roll-Faktor bei solchen Veranstaltungen doch meist im Promille Bereich. Was soll da außerdem besprochen werden? Ob Moosehead „Ace Of Spades“ besonders akkurat nachgespielt haben? Was am Samstag, 4. Mai, im Viper Room auf dem Sunset Boulevard geboten wurde, war allerdings schon von besonderer Qualität: Steve Stevens spielt einem schließlich nicht jeden Tag seine Lieblingslieder in Wohnzimmeratmosphäre (der Club fasst vielleicht 200 bis 300 Besucher) vor.

 Fotos: Fantom


Der Billy Idol-Saitenhexer, in klassischer LA-Manier noch immer die Haare schön und das Leopardenhemd bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, hatte sich für seine muntere Rock-Gala eine Killer-Band von Studio- und Livecracks zusammengesucht: Franky Perez (Scars On Broadway, Voc.), Peter Thorn (Chris Cornell, Git.), Jon Button (Sheryl Crow, Bass) and Erik “The Professor” Eldenius (Billy Idol, Dr.) erwiesen sich nicht als seelenlose Mietmucker sondern rockten wahrhaft leidenschaftlich.




Klassiker um Klassiker spuckte die Allstar-Jukebox aus: „White Room“, „Highwaystar“, „War Pigs“, was immer Ihr wollt. Wobei es Stevens sogar schaffte, einem durchgenudelten Standard wie "Voodoo Chlild (Slight Return)" noch so etwas wie einen individuellen Charakter abzutrotzen. Killer auch die Darbietung von „21st Century Schizoid Man“, dessen vertrackter Zwischenpart sogar einen Shredder wie ihn ein klein wenig ins Schwitzen brachte. Das nächste Highlight setzte Franky Perez, der von bluesigem Crooning bis schrillen Schreien zu allem fähig ist, mit einer anrührenden Version von James Browns "It´s a Man´s World". Herz-er-wei-chend!




Dann, nach einer kurzen Verschnaufpause während Stevens´ charakteristischem Flamenco-Solo, wurden die schweren Geschütze aufgefahren: Idol-Kollege Billy Morrison enterte auf, dicht gefolgt von Sebastian Bach. Die alte Skid Row-Skandalnudel war nicht nur deutlich schlanker als in der Vergangenheit, sondern auch wesentlich besser gelaunt: Nach einem energetisch geladenen "Monkey Business" widmete Bach den nächsten Song sowohl Steve Stevens trotz Hitze und Feuchtigkeit noch immer tadellosen Frisur, als auch seiner eigenen ziemlich mitgenommenen Haarpracht, um dann in „Dazed And Confused“ einzusteigen. Amüsant!



Weiter ging´s mit "Hot For Teacher", "I Remember You" und „Whole Lotta Love”, für das Matt Sorum den Platz auf dem Geschützturm einnahm; fett! Zum Abschied gab es von Bach noch die Anekdote, wie er und Sorum bei einer gemeinsamen Wohnungsbesichtigung mal für ein schwules Pärchen gehalten wurden, was angesichts von Sorums Kleidungsstil (mit dicker Hornbrille und Feder am Hut)  und Bachs femininem Habitus (die zwei Zentimeter Makeup machen es auch nicht besser!) im Grunde nicht weiter verwundern kann. 




Was folgte hätte man Ahnen können, kam aber völlig überraschend: unvermittelt stand Billy Idol höchst selbst auf der Bühne, komplett mit Stachelfrisur, geballter Faust und schiefem Raubkatzengrinsen. 



Das Publikum: drehte völlig ab. An den Text von "Eyes Without a Face" konnte sich Punk-Veteran zwar zunächst nicht mehr erinnern –  ein Fan half mit dem Smartphone –, doch was der 57-Jährige noch an Bauchmuskeln zu entblößen vermochte, lies die anwesenden Damen sehnsuchtsvolle Seufzer ausstoßen. Also sei´s drum. Mit einem markerschütternden "Rebel Yell" endete schließlich die rundum gelungene Rockparty. Nur den Konfettiregen musste man sich selbst dazu denken.



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