Normalerweise sind Berichte über Coverbands die Tinte
nicht Wert. Bewegt sich der Rock´n´Roll-Faktor bei solchen Veranstaltungen doch
meist im Promille Bereich. Was soll da außerdem besprochen werden? Ob Moosehead
„Ace Of Spades“ besonders akkurat nachgespielt haben? Was am Samstag, 4. Mai,
im Viper Room auf dem Sunset Boulevard geboten wurde, war allerdings schon von
besonderer Qualität: Steve Stevens spielt einem schließlich nicht jeden Tag seine
Lieblingslieder in Wohnzimmeratmosphäre (der Club fasst vielleicht 200
bis 300 Besucher) vor.
Fotos: Fantom
Der Billy Idol-Saitenhexer, in klassischer LA-Manier
noch immer die Haare schön und das Leopardenhemd bis zum Bauchnabel
aufgeknöpft, hatte sich für seine muntere Rock-Gala eine Killer-Band von Studio-
und Livecracks zusammengesucht: Franky Perez (Scars On Broadway, Voc.), Peter
Thorn (Chris Cornell, Git.), Jon Button (Sheryl Crow, Bass) and Erik “The
Professor” Eldenius (Billy Idol, Dr.) erwiesen sich nicht als seelenlose Mietmucker
sondern rockten wahrhaft leidenschaftlich.
Klassiker um Klassiker spuckte die Allstar-Jukebox aus:
„White Room“, „Highwaystar“, „War Pigs“, was immer Ihr wollt. Wobei es Stevens
sogar schaffte, einem durchgenudelten Standard wie "Voodoo Chlild (Slight Return)" noch so etwas wie einen individuellen Charakter
abzutrotzen. Killer auch die Darbietung von „21st Century Schizoid Man“, dessen
vertrackter Zwischenpart sogar einen Shredder wie ihn ein klein wenig ins
Schwitzen brachte. Das nächste Highlight setzte Franky Perez, der von bluesigem
Crooning bis schrillen Schreien zu allem fähig ist, mit einer anrührenden Version
von James Browns "It´s a Man´s World". Herz-er-wei-chend!
Dann, nach einer kurzen Verschnaufpause während
Stevens´ charakteristischem Flamenco-Solo, wurden die schweren Geschütze aufgefahren:
Idol-Kollege Billy Morrison enterte auf, dicht gefolgt von Sebastian Bach. Die alte
Skid Row-Skandalnudel war nicht nur deutlich schlanker als in der
Vergangenheit, sondern auch wesentlich besser gelaunt: Nach einem energetisch
geladenen "Monkey Business" widmete
Bach den nächsten Song sowohl Steve Stevens trotz Hitze und Feuchtigkeit noch
immer tadellosen Frisur, als auch seiner eigenen ziemlich mitgenommenen Haarpracht,
um dann in „Dazed And Confused“ einzusteigen. Amüsant!
Weiter ging´s mit "Hot For Teacher", "I Remember You" und „Whole
Lotta Love”, für das Matt Sorum den Platz auf dem Geschützturm einnahm; fett! Zum
Abschied gab es von Bach noch die Anekdote, wie er und Sorum bei einer
gemeinsamen Wohnungsbesichtigung mal für ein schwules Pärchen gehalten wurden, was
angesichts von Sorums Kleidungsstil (mit dicker Hornbrille und Feder am Hut) und Bachs femininem Habitus (die zwei
Zentimeter Makeup machen es auch nicht besser!) im Grunde nicht weiter
verwundern kann.
Was folgte hätte man Ahnen können, kam aber völlig
überraschend: unvermittelt stand Billy Idol höchst selbst auf der Bühne,
komplett mit Stachelfrisur, geballter Faust und schiefem Raubkatzengrinsen.
Das
Publikum: drehte völlig ab. An den Text von "Eyes Without a Face" konnte sich Punk-Veteran zwar zunächst nicht mehr erinnern – ein Fan half mit dem Smartphone –, doch was
der 57-Jährige noch an Bauchmuskeln zu entblößen vermochte, lies die anwesenden
Damen sehnsuchtsvolle Seufzer ausstoßen. Also sei´s drum. Mit einem
markerschütternden "Rebel Yell" endete
schließlich die rundum gelungene Rockparty. Nur den Konfettiregen musste man
sich selbst dazu denken.
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