Das Kreuz des Südens: Marc Storace Fotos(2): Crazyfink |
Von 1979 bis 84 beherrschte das Sextett aus Solothurn mit
stürmischem, stark von Judas Priest und AC/DC geprägtem Heavy Rock für ein paar
intensive Jahre die Musikszene der Alpenrepublik – lange bevor DJ Bobo hier
sein Schreckensregime errichtete. Dann richtete sich die Gruppe durch
byzantinische Machtkämpfe vor allem zwischen Bandgründer Chris von Rohr und
Sänger Marc Storace selbst zu Grunde. Erst seit 2008 macht man wieder gemeinsam
Musik.
Die Grabenkämpfe von damals scheinen heute vergessen.
Offensichtlich gutgelaunt macht sich die Band ans Werk und zündet mit „Longs
Stick Goes Boom“ gleich zu Beginn eine Rakete. Und so geht es weiter: „Bedside Radio“, „Rock City“, „Easy Rocker”,
ein Klassiker reiht sich an den nächsten. Auch das Guess Who-Cover „American
Woman“ fehlt natürlich nicht. Es fällt auf, dass gerade etwas besinnlichere
Stücke wie der leicht melancholische Fernost-Reggae „Tokyo Nights“ oder der
US-Hit „Screaming in the Night” besonders gut kommen. Aber auch Stücke der
neuen Zeitrechnung wie „Hallelujah Rock 'n' Roll“ oder „Hoodoo Woman“ fallen
nicht ab.
Zeigt sich von der besten Saite: Mark Kohler |
Marc Storace ist gut bei Bon Scotts Stimme, das
Gitarren-Triumvirat Fernando von Arb, Mandy Meyer und Mark Kohler macht
ordentlich Druck. Und vor allem erstgenannter glänzt mit gefühlvollen Soli. Der
ewige Maulheld Chris von Rohr macht zwar den einen oder anderen dummen Spruch
zu viel, groovt am Bass aber solide, so dass man seine Ausfälle mit Humor zu
nehmen geneigt ist.
Alles in Alpenbutter also? Leider nein. Dass Krokus schon
immer auf dem schmalen Grad zwischen mitreißendem Stadion- und allzu dumpfem
Bierzeltrock wandelten, ist gegeben. Aber mit „Live for the Action“, dem Song den
die Band zur Eishockey-WM 2009 in der
Schweiz beisteuerte, wird die Grenze zum Schlager dann eindeutig überschritten.
Nicht mal davor „Seven Nation Army“ von den White Stripes anzuspielen, das
Fußballfans heute bei fast jedem Spiel anstimmen, schrecken die Eidgenossen
zurück. Mehr Anbiederung ans Publikum geht kaum. Spätestens jetzt beginnt das
Denkmal Krokus bedrohlich zu bröckeln. Zwar bietet sich mit dem metallischen „Headhunter“
nochmal die Chance, die klaffenden Risse im Image wieder zu kitten. Die wird mit
der unsäglichen schon von tausend Coverbands missbrauchten Manfred Mann-Schote
„Mighty Quinn“ im Anschluss aber endgültig zu verspielt. 80er-Land ist
abgebrannt, erschütternd!